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"Small Caps sind trotz Rally fair bewertet"

Susanne Woda
Susanne Woda
Der Mdax hat seinen großen Bruder, den Dax, in den vergangenen Jahren abgehängt. Und nicht nur in Deutschland – weltweit performten kleine und mittelständische Unternehmen besser als die Börsenschwergewichte. Viele Analysten empfehlen nach wie vor den Einstieg in Small Caps.

Die Unternehmen profitieren von der expansiven Geldpolitik, sind unter Risiko- Rendite-Gesichtspunkten interessant und bieten attraktive Dividenden. Die Bewertungen sind, außer in den USA, noch angemessen.

Vielerorts weisen Large Caps im aktuellen Umfeld wieder attraktivere Bewertungsniveaus auf als Small Caps. Und sollte der Geldhahn wirklich zugedreht werden, dürften vor allem breit aufgestellte und gut kapitalisierte Unternehmen wieder ins Investoreninteresse rücken.

Small Caps konnten in den vergangenen Jahren zweifelsohne die weltweiten Aufwärtsbewegungen an den Aktienmärkten überdurchschnittlich nutzen. Mit einer Outperformance von 250 Prozent gegenüber Large Caps ist der MSCI World Small Caps deutlich besser gelaufen als sein großer Bruder.

Ultraexpansiven Geldpolitik

Die kleineren Unternehmen haben dabei ganz besonders von der ultraexpansiven Geldpolitik profitiert. Sie sind weniger schwerfällig als die Big-Player, die breiter aufgestellt sind und in der Regel eine breitere Eigenkapitalbasis mitbringen. Für sie waren die Zinsentwicklungen ein Segen, welcher sich in Wachstum ummünzen ließ.

Besonders deutlich wird dies am Beispiel der USA – wo die Ausweitung der Zentralbankbilanz par excellence zelebriert wird. Deren Small Caps waren in den letzten 10 Jahren Spitzenreiter und konnten über 9 Prozent pro Jahr zulegen.

Japan dagegen, wo die Expansion erst als letztes angestoßen wurde, hinkt mit circa vier Prozent Wertzuwachs deutlich hinterher. Dies dürfte sich in Zukunft jedoch ändern.

Übernahmeaktivitäten

Zusätzlich profitieren die Kurse von Übernahmeaktivitäten, die weiter zunehmen. Der Profithunger der mit reichlich Cash ausgestatteten Branchenriesen schlägt sich insbesondere in Übernahmen im Mid- und Small-Cap-Bereich nieder.

Dass ein stärkeres Wachstum mit einem höheren Risiko bezahlt wird, und insbesondere in Abwärtsphasen größere Verluste nach sich ziehen kann, ist gemeinhin bekannt.

Die Volatilität der weniger gut kapitalisierten Unternehmen ist durchschnittlich circa 13 Prozent höher. Dies ist auch auf die geringere Liquidität zurückzuführen, die bei Verkaufsdruck am Markt zu höheren Ausschlägen führen kann.

Setzt man jedoch Risiko und Ertrag in Relation, schneiden Small Caps mit einem Sharpe-Ratio von 0,45 gegenüber den Large Caps circa 10 Prozent besser ab. Und auch in punkto Dividendenrendite schneiden kleine Unternehmen gut ab.

Man könnte meinen, dass sie erwirtschaftete Erträge in Wachstum stecken statt sie auszuschütten – die durchschnittliche Dividendenrendite zwei Prozent spiegelt ein anderes Bild.

Überbewertung des Sektors?

Nach der Outperformance der letzten Jahre stellt sich jedoch zu Recht die Frage nach einer möglichen Überbewertung des Sektors. Gemessen am KGV sind die kleinen Unternehmen gemessen circa 20 Prozent teurer als die Large-Cap-Konkurrenz. Dies ist nicht außergewöhnlich, der Preisaufschlag bewegt sich auf dem 10-Jahresschnitt. Lediglich in den USA liegt der Aufschlag bei 40 Prozent und zeigt bereits Überbewertungen an.

Auch beim Buchwert deuten sich keine massiven Überbewertungen an, das KBV der Small Caps liegt im Durchschnitt noch ca. 10 Prozent unterhalb ihres 10-Jahres-Durchschnitts. Large Caps haben im Gegensatz dazu aber noch 25 Prozent Luft.

Anhand dieser Kennzahlen wird erkennbar, dass Small Caps langfristig nach wie vor eine attraktive Anlageklasse sind und allenfalls leichte Überbewertungen festzustellen sind. Allerdings schlägt sich die Rallye in Bewertungsverschiebungen nieder, Large Caps besitzen Nachholpotenzial. 

In Anbetracht der günstigeren Bewertung werden Gewinnmitnahmen bei Small Caps und Umschichtungen in größere Unternehmen zunehmend wahrscheinlicher. Und spätestens wenn die Zeit für die Abkehr vom aktuellen geldpolitischen Kurs gekommen ist, werden Large Caps wieder gefragter sein und ihre Stärken ausspielen können.

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