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Aktualisiert am 31.10.2010 - 01:05 Uhrin MärkteLesedauer: 9 Minuten

So berät Deutschland: Was Vermögensverwalter jetzt ihren Kunden empfehlen

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Vermögensverwalter Walter von der FVM sichert Kundendepots durch eine Balance zwischen Renten und Sach- und Produktivvermögen wie Aktien, Immobilien und Edelmetallen ab. Dabei justiert er die einzelnen Bausteine je nach Entwicklung laufend nach.

Insbesondere die kleineren Positionen lohnen einen genaueren Blick: „Edelmetalle gewichten wir mit etwa 10 Prozent, maßgeblich über Gold-ETFs und mit einem kleinen Anteil Silber und Platin“, so Walter.

Den Immobilienanteil im Depot (etwa 7 Prozent) verteilt der Freiburger Vermögensverwalter auf mehrere Fonds (Wohnimmobilien, nordische Städte), und auch eine Fremdwährungsanlage in norwegischen Kronen- Anleihen (ebenfalls 7 Prozent) gehört zu den Maßnahmen gegen inflationäre Risiken. „Die Krone hat den Charakter eines sicheren Hafens, Norwegen ist eine gesunde Wirtschaft mit Rohstoffreserven“, erläutert Walter. Zudem legt er 5 bis 10 Prozent in inflationsgeschützten Bundesanleihen an.

Und welche Märkte stehen im Mittelpunkt? Die Bric-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China werden von mehreren Vermögensverwaltern als Wachstumsmärkte genannt, ansonsten sind die Themen Rohstoffe und Nachhaltigkeit tonangebend. „Das Spektrum ist enorm breit, Sonnenenergie mit Solar-Photovoltaik-Anlagen war stark gefragt, auch Waldinvestments oder Elektromobilität haben noch weiteres Wachstumspotenzial“, sagt SRQ-Vorstandschef Claus Quahl.

Einfacher, transparenter, sicherer

Die Finanzkrise hat sich auch auf die bestehenden Produktpaletten ausgewirkt. Nicht immer zum Vorteil, wie Walter beklagt: „Leider greifen die Marketingexperten der Anbieter die allgemeine Verunsicherung auf und platzieren zweifelhafte Garantieprodukte.“ Oftmals mit hohen Kosten und wenig Transparenz. Ansonsten sei ein klarer Trend zu Sachwerten und Beteiligungswerten mit Substanz zu erkennen: Anleger investierten vermehrt in Edelmetalle und Rohstoffe – etwa in Form von ETFs.

Ein Teil der Vermögensverwalter lässt die Finger von Hedgefonds. „Kalkulierbar und schwankungsarm“ sollen die Aktienerträge heute sein, weiß Thomas Buckard. Der Pintarelli-Vorstand erkennt eine starke Nachfrage nach konservativ konstruierten Derivaten wie Expresszertifikaten, die in der Lage sind, zumindest statistische Risiken zu reduzieren.

Ansonsten brächten risikominimierende Instrumente wie Discount- und Bonuszertifikate bei extremen Marktverwerfungen in der Kurzfristbetrachtung keine Mehrwerte im Vergleich zu Direktanlagen. „Zertifikate zeigen dennoch bei der Beruhigung der Märkte große Aufholeffekte“, so Buckard weiter.

Doch nicht nur transparentere, auch einfachere Produkte sind gefragt. Viele Anleger investieren wieder direkt in Aktien, Anleihen oder ausgewählte Fonds. „Die Komplexität der eingesetzten Instrumente reduziert sich, ohne dass die Leistung schlechter wird“, bringt es Friedhelm Spiekermann auf den Punkt.
Dieser Trend gelte allerdings nicht für Vertriebe und 34c-Berater ohne Bafin- Zulassung. Dort würden nach wie vor sehr komplexe Produkte konstruiert und verkauft – obendrein prozyklisch: „Auf dem Höhepunkt der Krise gibt es ein Garantieprodukt, bei steigenden Kursen versprechen viele Berater überproportionale Gewinnchancen“, ärgert sich Spiekermann.

Dennoch: Auch in diesen Bereichen hat sich aufgrund der Regulierung der Finanzdienstleistungsbranche bei Haftung, Mindestqualifikation und Beratungsdokumentation einiges getan. Das Gesetz begrenzt jedoch den Produkthorizont eines 34c-Beraters: Er darf ohne eine KWG-Erlaubnis keine Finanzinstrumente wie Anleihen, Aktien, Zertifikate vermitteln und keinen Rat zu einer einzelnen Aktie im Depot aussprechen, es sei denn, er hat sich einem Haftungsdach angeschlossen.
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