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So bereiten sie sich auf Korrelation zwischen Aktien und Anleihen vor 7 Regeln für den Risikoausgleich

Koen Van De Maele, Finanzchef der Candriam Investors Group
Koen Van De Maele, Finanzchef der Candriam Investors Group
Diversifikation ist das A und O des Portfoliomanagements. Wer sein Risiko durch die Kombination verschiedener Anlagen streut, kann im Schnitt höhere Erträge bei geringerem Risiko erzielen. Unter normalen Bedingungen bildet eine Kombination aus Aktien und Renten die Grundlage für die Portfoliodiversifikation. Bei einer risikoaversen Grundstimmung steigen Renten im Wert, weil sich Investoren aus Aktien zurückziehen. Sobald die Risikoneigung wieder zunimmt, gilt das Gegenteil. Ob Anleger auch in Zukunft auf dieses Prinzip vertrauen können, ist jedoch fraglich.

Diversifikation und Korrelation
Mit Diversifikation setzen Anleger auf die Korrelation verschiedener Anlageklassen. Der Korrelationskoeffizient – mit Werten zwischen -1 und +1 – misst den Gleichlauf verschiedener Investments. Wertpapiere, deren Kurse gleichzeitig steigen oder fallen, sind positiv korreliert. Wenn der Kurs eines Papiers fällt, während der eines anderen gleichzeitig steigt, ist die Korrelation negativ. Die verschiedenen Wertpapiere im Portfolio sollten folglich eine negative Korrelation aufweisen. Das erhöht die Sharpe Ratio, also das Verhältnis der Rendite in Bezug auf das Risiko. Wenn beispielsweise in ein Rentenportfolio 15 Prozent Aktien aufgenommen werden, steigt die Sharpe Ratio auf ein Niveau über dem von Renten oder Aktien allein. Das ist insofern bemerkenswert, als man zunächst eine Sharpe Ratio in Höhe des gewichteten Mittels der beiden einzelnen Sharpe Ratios erwarten würde. Aber Korrelation ist eben komplex und kann auch zu unerwarteten Risiken führen.

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Geänderte Vorzeichen bei Korrelation?
In Zukunft kann die Mischung aus Aktien und Anleihen die Volatilität, also den Schwankungsbereich eines Multi-Asset-Portfolios möglicherweise nicht mehr dämpfen. Bei Renditen nahe und teilweise sogar unter 0 Prozent sind bei Anleihen keine großen Kursgewinne mehr möglich. Das Ertragsprofil wird asymmetrisch: Einem begrenzten Aufwärtspotenzial steht ein hohes Verlustrisiko gegenüber.

Seitdem die Europäischen Zentralbank Wertpapiere kauft, steigt die Korrelation von Aktien und Renten allmählich – eine beunruhigende Entwicklung. Das Quantitative Easing vieler Notenbanken weltweit hat zahlreiche Anlagen verteuert. Die Renditen von Staats- und Unternehmensanleihen sind so niedrig wie nie zuvor, und die Bewertungskennziffern von Aktien sind in letzter Zeit enorm gestiegen. Dadurch haben viele Anlageklassen gleichzeitig zugelegt – und werden wahrscheinlich auch gleichzeitig wieder fallen. Dann könnten Aktien und Renten auf einmal positiv korreliert sein – mit den Vorteilen der Diversifikation wäre es dann vorbei.

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