FvS-Stratege Philipp Vorndran
FvS-Stratege Philipp Vorndran
China bestimmt aktuell die Schlagzeilen. Thematisiert wird der sich immer weiter nährende Taiwan-Konflikt. Oder die Schwäche der heimischen Wirtschaft, nicht zuletzt ausgedrückt durch die scheinbar massiven Probleme auf dem Immobilienmarkt. Sowohl Geopolitik als auch Ökonomie wirken bedrohlich auf Beobachter aus dem Westen.
Ich war im August in China, um mir vor Ort ein Bild zu machen über die derzeitige Stimmung. Wie sehen die Chinesen ihr Land – im Gegensatz zu Menschen, die von außen darauf blicken?
Ich habe das Reich der Mitte bereits häufig bereist, auch wenn der jüngste Besuch schon eine Weile her ist. Das Land fasziniert mich. Glücklicherweise spreche ich halbwegs passables Mandarin. Das hilft vor Ort sehr. Insofern soll es in diesem Beitrag weniger um ökonomische Datenreihen und Prognosen zur wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Volksrepublik gehen, als vielmehr um meine persönlichen Beobachtungen. Ich habe vor allem mit jungen Menschen gesprochen – ihnen gehört schließlich die Zukunft.
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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China bestimmt aktuell die Schlagzeilen. Thematisiert wird der sich immer weiter nährende Taiwan-Konflikt. Oder die Schwäche der heimischen Wirtschaft, nicht zuletzt ausgedrückt durch die scheinbar massiven Probleme auf dem Immobilienmarkt. Sowohl Geopolitik als auch Ökonomie wirken bedrohlich auf Beobachter aus dem Westen.
Ich war im August in China, um mir vor Ort ein Bild zu machen über die derzeitige Stimmung. Wie sehen die Chinesen ihr Land – im Gegensatz zu Menschen, die von außen darauf blicken?
Ich habe das Reich der Mitte bereits häufig bereist, auch wenn der jüngste Besuch schon eine Weile her ist. Das Land fasziniert mich. Glücklicherweise spreche ich halbwegs passables Mandarin. Das hilft vor Ort sehr. Insofern soll es in diesem Beitrag weniger um ökonomische Datenreihen und Prognosen zur wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Volksrepublik gehen, als vielmehr um meine persönlichen Beobachtungen. Ich habe vor allem mit jungen Menschen gesprochen – ihnen gehört schließlich die Zukunft.
Wer mit dem Taxi durch Shanghai fährt, dem fällt zweierlei auf, erstens: Die Stadt ist erwachsen geworden. Ihre Infrastruktur übertrifft die in westlichen Staaten inzwischen mitunter deutlich. Die Straßen sind akribisch geregelt. Der Verkehr pulsiert gleichmäßig, aber bei weitem nicht mehr so stark wie früher. Am Fenster des Taxis ziehen Parks und Alleen vorbei. Das Stadtbild ist vielmehr grün als grau (wenn man die vielen roten Fahnen beiseitelässt). Dazu passt: Ein nicht unerheblicher Teil der Autos wird von E-Motoren angetrieben, auch das Taxi. Die Hersteller? Viele sind mittlerweile chinesisch.
Und da wären wir auch bei meiner zweiten Beobachtung: China scheint sich selbst zunehmend genug zu sein. Das gilt nicht nur für die Wahl des Autos.
Mit Englisch kommen Besucher im Reich der Mitte heute nicht (mehr) weiter, nicht mal in Shanghai. Wer kein Mandarin spricht, braucht einen Übersetzer. Und wer bezahlen will, braucht Alipay oder WeChat-Money, am besten verlinkt mit einem chinesischen Konto. Westliche Kreditkarten werden kaum noch akzeptiert und funktionieren als Basis für Alipay und WeChat-Money leider oft nicht.
Die imaginäre (chinesische) Mauer scheint bereits höher zu sein, als es von der westlichen Seite aus aussieht. Dazu passt auch: Chinesische Reisegruppen waren einst berüchtigt im Westen. Von Jahr zu Jahr wurden sie mehr – bis Corona kam. Seither bleiben die Chinesen daheim, auch wegen des Drucks der Parteiführung.
Spricht man junge Menschen auf den Westen an, erscheint die gefühlte Distanz heute deutlich größer als früher. Fragen zu den Beziehungen zu Europa oder den USA werden meist mit folgender Gegenfrage beantwortet: „Was haben wir euch eigentlich getan?“. Schlussendlich sind die Menschen überzeugt, dass die Staaten des Westens vor allem Angst haben, ihre Macht und ihren Einfluss zu verlieren.
Kurz nach Ausbruch der Finanzkrise 2007/08 haben Ökonomen über eine mögliche Entkopplung der Schwellenländer von den Industrienationen diskutiert. Insbesondere China wurde in den Debatten als Konjunkturlokomotive hervorgehoben. Die Weltwirtschaft verschmolz dann weiter. Die Globalisierung näherte sich ihrem Höhepunkt.
Heute, zwei US-Präsidenten (Trump und Biden), eine Pandemie und ein Krieg in der Ukraine später, erscheint der Begriff „Entkopplung“ in einem anderen Licht: Die Globalisierung wird rückabgewickelt.
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