Analyse von HQ Trust So erfolgreich sind Investoren mit der 200-Tage-Linie
Wer mit der sogenannten 200-Tage-Linie investiert muss prüfen, ob sich der aktuelle Kurs über oder unter diesem Mittelwert befindet. Ist er drüber, wird investiert. Was sehr einfach klingt, bringt erstaunliche Ergebnisse. Wäre da nicht der Haken, mit dem sich Sven Lehmann, Fondsmanager beim Multi-Family-Office HQ Trust, in seiner jüngsten Analyse befasst.
Darin geht der Experte von einem Anleger mit einem Startkapital von 300 Dollar aus, das dieser gleichmäßig auf drei Depots verteilt. Das erste Portfolio („Immer“) investiert die 100 Dollar dauerhaft in den S&P 500. Das zweite Depot („Über“) ist nur investiert, wenn der Schlusskurs des Vortags über der 200-Tage-Linie lag. Das dritte („Unter“) investiert nur, wenn der gestrige Schlusskurs unter dieser Linie lag. Dividenden werden bei der Berechnung nicht berücksichtigt, alle drei Portfolios starten am 31. Dezember 1928.
Lehmann fasst seine Analyseergebnisse so zusammen:
1.200% Rendite in 20 Jahren?
„Nach einem Dornröschenschlaf von gut 92 Jahren hat das Portfolio ‚Immer‘ einen Wert von 17.069,17 Dollar. Dies entspricht einer jährlichen Verzinsung von 5,7 Prozent. Das Depot ‚Über‘ hat nach 92 Jahren einen Wert von 37.560,10 Dollar – also deutlich mehr als das dauerhaft investierte Portfolio. Die jährliche Verzinsung liegt bei 6,6 Prozent. Dafür sieht es im Portfolio ‚Unter‘ nicht so gut aus, dessen Wert beläuft sich nur noch auf 45,44 Dollar. Die jährliche Performance beträgt also -0,9 Prozent. Passt man die jährliche Verzinsung auf den tatsächlich investierten Zeitraum von knapp 62 Jahren bei ‚Über‘ und 30,5 Jahre bei ‚Unter‘ an, ergibt sich eine jährliche Verzinsung von 10,1 Prozent und -2,5 Prozent.“
Und wo ist der Haken? Da nicht jeder Investor sein Kapital 92 Jahre anlegen möchte, betrachtete Sven Lehmann noch einen anderen Zeitraum: jeweils über rollierende zehn Jahre. Und da gibt es große Unterschiede.
Lehmann sagt dazu:
„Im Mittelwert über alle Zehnjahres-Zeiträume hinweg erzielte ‚Über‘ 203 Dollar. ‚Unter‘ lag im Mittel bei 100 Dollar und ‚Immer‘ bei 210 Dollar – hier schnitt das dauerhaft investierte Depot also besser ab als ‚Über‘. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Zehnjahres-Zeiträumen sind allerdings groß: Im besten Fall konnte man selbst mit dem ‚schlechtesten‘ Portfolio den Einsatz verdoppeln. War der Anleger in ‚Immer‘ investiert, trat dies in 50 Prozent der Zeiträume ein – im besten Fall war eine Verfünffachung des Einsatzes möglich. Mit dem Portfolio ‚Über‘ konnten Anleger im besten Fall 370 Dollar erzielen. In 50 Prozent der Fälle hat man seinen Depotwert verdoppelt.“
Lehmanns Fazit: „Da Prognosen bekanntlich schwierig sind, wenn sich diese auf die Zukunft beziehen, ist die ‚Immer‘-Strategie für eine strategische Aktienquote wohl keine schlechte Idee. Bei taktischen Überlegungen lohnt dagegen ein Blick auf die 200-Tage-Linie.“