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SPDR-Experte: So gelingt der Einstieg in ETF-Investments

DAS INVESTMENT Academy: Wie wähle ich die passenden ETFs für mich aus?
Konrad Kleinfeld: Am besten berücksichtigst du die Zusammensetzung und Holdings der ETFs, um eine Übereinstimmung mit deinen individuellen Anlagezielen und Risikopräferenzen zu gewährleisten. Achte zudem auf die Ausschüttungsart – thesaurierend oder ausschüttend – basierend auf deiner Steuerpräferenz und dem Bedarf an regelmäßigem Einkommen. Die Kostenquote (TER), historische Performance und Größe des ETFs sind ebenfalls wichtige Faktoren, die die Stabilität und Effizienz deines Investments beeinflussen. Zudem sollte die Perspektive der Gesamt-Halte-Kosten (TCO = Total Cost of Ownership) Berücksichtigung finden. Hiervon spricht man, wenn man neben den ETF-spezifischen Kosten auch die Handelskosten eines ETF-Vehikels betrachtet.
Was für eine Art ETF bietet sich an, wenn man zunächst mit einem einzigen starten möchte?
Kleinfeld: Neben den erläuterten Auswahlkriterien ist auch der Anlagehorizont relevant. Für die sehr langfristige Vermögensanlage über zehn Jahre kann ein global diversifizierter Aktien-ETF, der einem weltweiten, breit diversifizierten Index – wie zum Beispiel dem MSCI World oder MSCI ACWI IMI – folgt, eine solide Grundlage für Einsteiger bieten.
Schwellenmärkte im ETF-Portfolio: ja oder nein? Was sind die Vor- und Nachteile?
Kleinfeld: Allgemein könnte man sagen, dass als Vorteil eines Investments in Schwellenländer eine größere globale Diversifikation möglich wäre. Auch könnte damit ein höheres Renditepotential einhergehen. Hier sollte man sich jedoch auch spezifisch anschauen, welche Schwellenländer genau Chancen oder Risiken bieten.
Als möglicher Nachteil ist aber auch zu nennen, dass einige Schwellenländer höhere Risiken und Schwankungsbreiten aufgrund von politischen oder wirtschaftlichen Faktoren aufweisen. Eine Beimischung sollte daher abhängig von deiner Risikotoleranz und dem individuellen Anlagehorizont sein. In jedem Fall ist zu empfehlen einen ETF zu wählen, der mehrere Schwellenländer abdeckt und so das beschriebene länderspezifische Risiko minimiert.
Wie viele ETFs brauche ich für die Diversifikation meines Portfolios? Welche Gewichtung sollte man vornehmen, wenn man einen globalen Index mit zusätzlichen Strategien (mehr Europa, Nachhaltigkeit, Schwellenländer, …) kombiniert?
Kleinfeld: Eine Auswahl von drei bis fünf breit-diversifizierenden ETFs kann bereits eine gute Streuung bieten. Die Gewichtung hängt allerdings von persönlichen Präferenzen ab, wobei ein globaler Index als Basis mit spezifischen Beimischungen kombiniert werden kann. Hier spricht man häufig von einem Core-Satellite-Ansatz, was bedeutet, dass man ein bis zwei sehr breite, globale Aktienfonds mit ausgewählten zusätzlichen Themen-ETFs kombiniert. Auch die Gewichtung kann individuell gewählt werden. Das ist ja das Charmante an der langfristigen Kapitalanlage von ETFs – diese sind bereits ab kleinen Anlagesummen in der Einmalanlage aber auch für das regelmäßige Sparen verfügbar.
Sollte man als Einsteiger:in bereits das Übergewicht von US-Aktien in den meisten Weltindizes mit zusätzlichen ETFs ausgleichen?
Kleinfeld: Beim Einstieg kann es sinnvoll sein, zunächst mit einem global diversifizierten ETF zu beginnen und die regionale Diversifikation nach und nach anzupassen. Dies kann dann aufgrund individueller Präferenzen erfolgen. Auch kann man im Rahmen von Portfolio-Modellierungen hier über eine Andersgewichtung nachdenken.
Sollte man eher mit einem Sparplan oder einem Einmalinvestment starten? Wie viel Prozent des zur freien Verfügung stehenden Betrags sollte man in den Sparplan investieren? Welcher Betrag lohnt sich für das erste Einmalinvestment?
Kleinfeld: Ein Sparplan wird häufig für den Einstieg empfohlen, um vom sogenannten Cost-Average-Effekt zu profitieren. Ein Anteil von 10 bis 20 Prozent des frei verfügbaren Einkommens ist ein guter Anhaltspunkt für den monatlichen Sparbetrag. Hier sollte man auch mit einem Sparplan-Rechner einmal überprüfen, welche Summe man mit dem jeweiligen Anlagehorizont gerne potenziell erzielen möchte und dann die notwendige monatliche Sparplan-Rate festlegen.
Bei einem Einmalinvestment sollte ein Betrag gewählt werden, der finanziell tragbar ist und dabei die marktüblichen Mindestanlagen berücksichtigt. Diese ist bei ETFs relativ gering, aber auch die Transaktionskosten sollten Berücksichtigung finden. Bei einem Einmalinvestment sollte man zudem überlegen, ob es sinnvoll sein kann, das Investment zu splitten, um das Risiko zu minimieren zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt zu kaufen.
Eignen sich ETFs eher für passives Einkommen oder langfristigen Vermögensaufbau?
Kleinfeld: ETFs sind sowohl für den Aufbau eines passiven Einkommens durch ausschüttende ETFs als auch für den langfristigen Vermögensaufbau mittels thesaurierender ETFs geeignet. Die Entscheidung sollte basierend auf deinen individuellen finanziellen Zielen, dem Anlagehorizont, deiner Risikoneigung sowie Tragfähigkeit und der steuerlichen Situation getroffen werden.