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Aktualisiert am 13.01.2021 - 11:21 Uhrin FondsLesedauer: 4 Minuten

AB-Fondsmanager Kurt Feuerman im Interview „So lange sind die großen Tech-Aktien nicht überbewertet“

Kurt Feuerman
Kurt Feuerman: Der Anlagespezialist von AB glaubt weiter an eine blendende Entwicklung der großen Tech-Werte wie Amazon, Apple oder Facebook. | Foto: Alliance Bernstein

DAS INVESTMENT: Joseph Biden wird der künftige US-Präsident sein. Ist die Wahl für Sie als Investor ein ebenso großes Event gewesen wie für den Rest der Welt?

Kurt Feuerman: Nein. Als Investor und Portfoliomanager gehe ich ganz nüchtern an dieses Ergebnis ran. Wir hatten in ersten Analysen etwas Bedenken vor einem großen Erfolg der Demokraten, einer sogenannten blauen Welle. Die ist ausgeblieben und der Senat wird von den Republikanern dominiert. Das ist gut so.

Ist Biden die bessere Wahl?

Ja, er ist verlässlicher. Aber wichtig ist auch, dass er sein Programm nur bedingt durchsetzen kann, der Senat ist ein vernünftiges Korrektiv. Ich rechne nicht mit großen Steuererhöhungen. Die Republikaner werden Biden die Märkte zudem nicht stärker regulieren lassen, als unbedingt nötig.

Die großen Tech-Unternehmen Apple, Amazon und Alphabet dominieren Ihr Portfolio. Nach der Wahl von Trump vor genau vier Jahren waren Sie noch vorsichtiger.

Wir waren etwas zurückhaltender, als wir es jetzt sind. Was wir derzeit erleben, ist eine unglaubliche Dominanz der großen Techs. Nicht nur was den Börsenwert angeht, sondern was die Dominanz ganzer Geschäftsmodelle betrifft. Wir reden über nicht weniger als über die weltbesten Geschäftsmodelle.

Darf man von Corona-Gewinnern reden?

Das ist nicht besonders redselig. Aber es ist etwas dran. Die Pandemie hat die digitale Revolution und die Dominanz der Unternehmen beschleunigt. Aber vergessen Sie eins nicht: Diese großen Techs haben keine Schulden. Und Schuldenlast wird für einige Industriezweige und Unternehmen heute und künftig zu einem großen Problem werden. Nicht für die Techs.

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Spielen Bewertungen keine Rolle?

Doch, selbstverständlich. Manchmal sollte man aber nicht so genau draufschauen. Wir haben die Tesla-Rally aus diesem Grund verpasst. Amazon und Apple sind sportlich bewertet. Apple ist ein Wachstumsunternehmen. Es kommt aus der Value-Ecke. Microsoft, Google und Facebook sind dahingegen eher moderat bewertet. Und schauen Sie sich die Zinsen an: Die werden verdammt lange niedrig blieben. Die Dividendenrendite vieler Unternehmen ist höher als die Zinslast der Schulden. Solange dem so ist, sind Aktien nicht überbewertet.

Wenn Sie sich für ein Tech-Unternehmen entscheiden müssten, welches würden Sie wählen?

Das ist schwer zu beantworten, weil jedes dieser Unternehmen auf ganz eigene Art großartig ist. Amazon ist der Gewinner des Wettbewerbs der Handelsplattformen. Das Spiel ist da aus, Amazon hat gewonnen. Microsoft hat den besten Geschäftsmix. Facebook ist das günstigste Unternehmen. Sie zwingen mich, eins zu wählen?

Ja.

Dann wähle ich Facebook. Die Aktie ist preiswert. Die politische und regulatorische Diskussion hat den Kurs gedrückt. Aber diese Kritik ist zu vernachlässigen. Menschen mögen die Produkte von Facebook, und das Unternehmen wird sich gegen politische Kontrolle wehren. Und sollte die Regierung ernsthafte Konsequenzen fordern, so dürfte es Jahre dauern, und die Auswirkungen dürften marginal sein.