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Von in Nachhaltigkeit, ESG & SRILesedauer: 6 Minuten
Ölförderpumpe neben Windrad vor grünem Hintergrund
Ölförderung statt Windrad: Viele ESG-Fonds haben Unternehmen im Portfolio, die mit fossiler Energie Geld verdienen. | Foto: Midjourney

Mehr als ein Drittel der europäischen ESG-Fonds hat laut einer Analyse der Umweltorganisation Urgewald und des Vereins Facing Finance Öl-, Gas- und Kohleaktien im Portfolio. Insgesamt seien 123 Milliarden Euro in Unternehmen investiert, „die fossile Expansionsprojekte vorantreiben oder aber keinen glaubhaften und Paris-konformen Ausstiegsplan aus Kohle vorgelegt haben“. Teil der Analyse waren 14.000 Artikel-8- und Artikel-9-Strategien, die in Europa erhältlich sind.

Bei einem Drittel der erfassten Produkte enthalten die Namen Begriffe aus den Kategorien „Environment“, „Sustainable“ oder „Impact“.  Diese Fonds haben laut Recherche etwa 38 Milliarden Euro in fossile Unternehmen mit Expansionsplänen investiert. Allerdings befindet sich der Bereich gerade im Umbruch, denn bis Ende Mai müssen Fondsgesellschaften die neue Esma-Leitlinie für Fondsnamen umsetzen. Für Artikel-8- und Artikel-9-Fonds mit Nachhaltigkeitsbegriffen im Namen bedeutet das, dass dann mindestens 80 Prozent der Investitionen die nötigen Nachhaltigkeitsanforderungen erfüllen müssen. Bei Strategien, die diese Kriterien nicht erfüllen, stehen die Anbieter vor der Wahl, die Portfolios anzupassen oder die Namen zu ändern.

 

Auch die großen deutschen Fondsanbieter stehen in der Kritik von Urgewald und Facing Finance. Zu den von der neuen Esma-Leitlinie betroffenen aktiven Fonds mit dem größten Anteil an fossilen Unternehmen im Portfolio zählen demnach der Uni Nachhaltig Aktien Infrastruktur (19,8 Prozent) und der DWS Invest ESG Next Generation Infrastructure (16,8 Prozent).

Union Investment will Kohle-Investments grundsätzlich ausschließen

„Grundsätzlich investieren unsere Fonds nicht nur in Unternehmen, die bereits zu hundert Prozent nachhaltig sind, sondern auch in solche, die sich glaubwürdig transformieren“, begründet Henrik Pontzen, Nachhaltigkeitschef von Union Investment. Wer Unternehmen im Wandel grundsätzlich ausschließe, ignoriere glaubwürdige Klimastrategien und erschwere womöglich den Wandel. Allerdings gebe es durchaus Bereiche, in denen diese Transformation nicht gelinge, meint Pontzen.

Union Investment habe daher im Jahr 2020 beschlossen, vollständig aus der Finanzierung von Kohleförderung und Kohleverstromung auszusteigen – das gelte auch für konventionelle Fonds. Die Ausschlussgrenze für den Umsatz mit der Produktion thermaler Kohle wurde zunächst auf fünf Prozent und zum 1. Januar auf grundsätzlich null Prozent abgesenkt. Für Kohleverstromung betrage die Grenze derzeit 25 Prozent und solle bis 2035 auf null sinken.

 

Auch bei Öl und Gas plant der Fondsanbieter den Angaben zufolge strengere Ausschlusskriterien: Ab dem 1. April 2025 dürften die nachhaltigen, aktiv von Union Investment gemanagten Wertpapierfonds nicht mehr direkt in Unternehmen investieren, die ihr Geld mit der Förderung von Gas oder Öl verdienen, heißt es.

DWS nutzt verschiedene ESG-Filter

Auch die DWS will bei Investitionen in Kohle genau hinschauen: Die Fondsgesellschaft habe für aktiv gemanagte Fonds generell eine Kohle-Richtlinie implementiert. „Diese Unternehmen, welche ihr Geschäft im Bereich Kohle gemäß Urgewald sowie eigenem internen Research ausbauen, sind bei der DWS von einer Anlage ausgeschlossen“, so ein Sprecher.

Generell gehe die DWS mit Artikel-8-Fonds mit ESG- oder nachhaltigkeitsbezogenen Begriffen im Namen, die auch von der neuen Esma-Leitlinie betroffen sind, anders um als mit Fonds der Kategorie ohne entsprechende Namenszusätze. Für Erstere gelte der „DWS ESG Investment Standard“-Filter, der bei fossilen Energieträgern deutliche Begrenzungen vorsehe. Allerdings liegen die Umsatzschwellen nicht bei 0 Prozent, schränkt das Fondshaus ein. Ein Beispiel: So sei etwa ein Unternehmen, das Erdöl fördert, ausgeschlossen, wenn es mehr als 10 Prozent seines Umsatzes aus dieser Förderung erwirtschaftet. Auch die Esma sehe keine Umsatzschwellen von 0 Prozent vor, betont die DWS.

 

Für Artikel-8-Fonds ohne Nachhaltigkeitsbegriffe im Fondsnamen gilt dagegen der „DWS Basic Exclusion“-Filter, der höhere Grenzwerte bei Umsätzen vorsieht. „Diese Fonds werden explizit nicht als ESG-Fonds vermarktet – das heißt: Kein Kunde entscheidet sich aufgrund eines ESG-Versprechens für einen solchen Fonds“, begründet das Unternehmen.

Allianz Global Investments will bei Öl- und Gasfirmen Druck machen

Auch Allianz Global Investments hat Umsatzschwellen für Investments in Kohle definiert. Die hauseigenen Publikumsfonds investieren demnach nicht in Firmen, die mehr als 30 Prozent ihrer jährlichen Umsätze aus dem Abbau von Kohle erzielen. Ebenfalls ausgeschlossen seien Unternehmen, deren Stromerzeugung zu mehr als 30 Prozent auf Kohle basiert. Bei den Artikel-8- und Artikel-9-Fonds liegen diese Mindestgrenzen bei 10 Prozent beim Kohleabbau sowie 20 Prozent bei der Stromerzeugung aus Kohle.

 

Anders geht das Fondshaus dagegen mit Öl- und Gasaktien um. Beide Bereiche spielen „weiterhin eine wichtige Rolle bei der Deckung des Energiebedarfs der Weltwirtschaft“, so die Begrüdung. Allianz und Allianz Global Investors wollen den Bereich als Versicherer und Investor unterstützen, „solange die Unternehmen Maßnahmen ergreifen, um ökologische und soziale Risiken zu mindern oder zu vermeiden“, heißt es im Unternehmensstatement. Öl- und Gasfirmen stünden daher nicht auf der unternehmensweiten Ausschlussliste: „Unserer Überzeugung nach können Investoren am besten durch ein Engagement dafür sorgen, dass die großen Ölkonzerne den globalen Übergang zu einem Netto-Null-Emissionsziel bis 2050 ermöglichen.“

Eine Verbannung der Unternehmen aus den Portfolios würde nach Meinung von Allianz GI nicht helfen, denn verschwinden würden diese Firmen dadurch nicht: „Vielmehr würde ihre Investorenbasis vermutlich vermehrt aus Anlegern bestehen, für die Nachhaltigkeit nur eine untergeordnete Rolle spielt. Das wäre letztlich kontraproduktiv“, so der Fondsanbieter. Im Gegenteil sei eine enge Zusammenarbeit mit den Unternehmen wichtig, um Veränderungen anzustoßen. „Wir wollen netto null erreichen. Wir sind allerdings davon überzeugt, dass es hilfreicher ist, „braune“ Unternehmen in „grüne“ zu verwandeln, als „grüne“ noch grüner zu machen“, schreibt Allianz GI abschließend.

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