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Plus bei der Inflation So reagieren Notenbanker

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Somit haben es die Währungshüter derzeit mit einem gefährlichen Cocktail zu tun: Rasantes Wirtschaftswachstum, anziehende Preise und vielleicht bald steigende Löhne. Zinserhöhungen sind faktisch ausgeschlossen. Sie würden ein fatales Signal an die Finanzmärkte senden, was sich dann auch in der Realwirtschaft nachteilig widerspiegeln dürfte. Die US-Notenbank Fed hatte mehrmals betont, nicht vor 2023 die Zinsen erhöhen zu wollen. Ohnehin ist die Fed bereit, ein temporäres Überschießen der Inflation zuzulassen, um vorangegangene deflationäre Phasen auszugleichen.

Um dennoch ihr Gesicht zu wahren, werden die Notenbanken aber ihre Anleihenkaufprogramme reduzieren. Die EZB dürfte bereits auf ihrer nächsten Sitzung zumindest über eine Drosselung des aufgrund der Corona-Pandemie aufgelegten PEPP-Programms (Pandemic Emergency Purchase Programme) diskutieren. Knapp eine Woche später setzen sich die US-Währungshüter mit der gleichen Problematik auseinander. Schließlich haben sich die Gründe für die Notfallmaßnahmen des Jahres 2020 abgeschwächt.

Tapering 2.0

Betrachtet man die Kaufprogramme der vier großen Notenbanken (Fed, EZB, BoJ, BoE), ist mit einem deutlichen Rückgang der Liquiditätszufuhr zu rechnen. 2020 waren es noch 8.500 Milliarden US-Dollar, die in die Finanzmärkte gepumpt wurden. In diesem Jahr dürfte das Volumen auf 3.400 Milliarden Dollar sinken und 2022 nur noch bei 400 Milliarden Dollar liegen. Damit fällt ein wichtiger Rückenwind für die Börsen weg. Manch einer erinnert sich an das Jahr 2013, in dem ähnliche Maßnahmen zu einem kräftiger Rücksetzer bei Aktien und Anleihen geführt haben. Damals wurden die Investoren von den Ankündigungen überrascht, was heute nicht der Fall sein dürfte. Zudem sind Zinserhöhungen in den nächsten zwei bis drei Jahren unwahrscheinlich. 

Dennoch könnten die Renditen langfristiger Anleihen noch etwas weiter steigen und die Zinskurven steiler werden. Auch bei Aktien dürfte eine Konsolidierung anstehen. Aufgrund der zuletzt noch einmal deutlich gestiegenen Staatsschulden – beispielsweise beläuft sich das kumulierte Budgetdefizit der USA in den Jahren 2020/2021 auf mehr als 30 Prozent – schließt sich ein spürbar höheres Zinsniveau aber aus. 

Jahrelang hatten die Notenbanker für mehr Inflation gekämpft und werden jetzt nicht bei den ersten Anzeichen sofort gegensteuern. Die mittelfristigen Aussichten für Aktien bleiben positiv, da eine florierende Wirtschaft den Effekt höhere Renditen kompensieren kann. Vorsichtige Anleger behalten aber die Rohstoffpreise und die Lohnentwicklung sicherheitshalber im Auge.

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