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Analyse von Reinhard Pfingsten So schützen sich Anleger vor höheren Inflationsraten

Ölplattform in der Nordsee
Ölplattform in der Nordsee: Bei höherer Inflation sollten Rohstoffe und vor allem Rohöl nicht im Portfolio fehlen. | Foto: imago images / imagebroker

In den USA stiegen die Verbraucherpreise zuletzt um mehr als 5 Prozent, in Deutschland um fast 4 Prozent. Es ist schon klar: Der Hauptgrund für die stark gestiegene Inflationsrate sind Basiseffekte. Das gilt vor allem für den Ölpreis, der im vergangenen Jahr, als die Lager randvoll waren, für die Sorte WTI zeitweise sogar in den negativen Bereich abgetaucht ist. Diese Basiseffekte werden sich in den kommenden Quartalen ausschleifen. Die Corona-bedingten Nachholeffekte werden ebenfalls mit der Zeit nachlassen.

Dennoch gibt es Gründe, warum die Verbraucherpreise auch in den kommenden Quartalen stärker zulegen könnten, als es die Konsumenten in den vergangenen Jahren gewohnt waren. Dafür sind unter anderem die veränderten Lieferketten verantwortlich. Schon vor Corona hatte eine Deglobalisierung eingesetzt: Um die Versorgungssicherheit sicherzustellen, sollten Zulieferer sich wieder näher bei ihren Abnehmern ansiedeln. Corona hat diese Entwicklung noch einmal verstärkt.

Dazu kommen zum Teil deutlich gestiegene Rohstoffpreise wie bei Holz oder auch Lithium. Gleichzeitig ziehen zumindest in den USA offenbar die Löhne an. Zahlreiche Unternehmen zum Beispiel aus der Systemgastronomie haben ihre Mindestlöhne spürbar erhöht, um benötigtes Personal zu bekommen. Teilweise zahlen sie auch neuen Mitarbeitern satte Antrittsprämien. In Deutschland werben nicht erst seit heute unter anderem Handwerksbetriebe auf ihren Fahrzeugen um neue Mitarbeiter.

Wachsende Lücke zwischen Angebot und Nachfrage

Die fiskalischen Unterstützungsmaßnahmen insbesondere in den USA, das entsprechende Wachstum und ein begrenztes Angebot, Corona und auch die Handelsstreitigkeiten mit China führen dazu, dass der Kapazitätsaufbau der Produktion mit der erhöhten Nachfrage nicht mithalten kann und sich Preisauftriebe festsetzen können. Die hohen Beschäftigungsraten und die gestiegenen Vermögen dürften diese Entwicklung noch verstärken, da sie die Nachfrage der Konsumenten steigen lassen.

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Die Auswirkungen für die verschiedenen Asset-Klassen sind bekannt. Bei den Aktiengesellschaften sind künftige Gewinne durch den höheren Abzinsungsfaktor heute weniger wert. Anleihen verlieren weiter an Attraktivität, was für das Sparbuch und das Bankkonto erst recht gilt. Auf der anderen Seite erwirbt man mit der Aktie gleichzeitig die Substanz des Unternehmens, die mit inflationiert. Daher gilt selbst in einem Umfeld höherer Inflation die Aktie als zentrales Mittel.

Bei höheren Inflationsraten wird meistens reflexartig Gold als Schutz genannt. Doch sowohl die zurückliegenden Monate als auch empirische Analysen der Vergangenheit zeigen, dass das Edelmetall nicht immer von steigenden Verbraucherpreisen profitiert, selbst wenn sich die Zinsen auf einem niedrigen Niveau bewegen. Derzeit notiert der Preis für eine Feinunze Gold bei zirka 1.780 Dollar, die Inflationsrate belief sich in den USA zuletzt auf 5,4 Prozent. Am 6. August 2020, also vor rund einem Jahr, erreichte der Goldpreis sein bisheriges Allzeithoch von 2.087 Dollar. Die Verbraucherpreise legten damals im Jahresvergleich in den Vereinigten Staaten um 1,3 Prozent zu.

Derzeit ist es noch zu früh, ein Wertpapierportfolio komplett auf Inflation auszurichten. Aber die Historie kann uns zumindest lehren, wie ein Portfolio als Inflationssicherung später aussehen könnte – und wie man es heute zusammenstellen kann, bevor man sich einfach Gold ins Depot kauft.

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