Finanzexperte Daniel Lenz
So steht es um den Staatshaushalt
Daniel Lenz ist Leiter Strategie Euro-Zinsmärkte bei der DZ Bank. Foto: DZ Bank
Deutschland hat gute Chancen, die Staatsverschuldung kräftig zu senken, ist Daniel Lenz überzeugt. Warum das so ist, erklärt der Finanzexperte der DZ Bank im Gastbeitrag.
Das Ergebnis: Obwohl Deutschland in diesem Szenario fiskalisch neutral oder sogar leicht expansiv agiert, würde die Schuldenstandsquote auf Basis der Annahmen in den darauffolgenden Jahren spürbar sinken. Innerhalb eines Jahrzehntes seit Beginn der Pandemie würde Deutschland die Schuldenstandsquote von 2019 wieder erreichen. Neben dem unterstellten moderaten Wirtschaftswachstum profitiert Deutschland maßgeblich von den weiterhin sehr günstigen Refinanzierungsbedingungen.
Würde Deutschland hingegen ab 2023 sogar zu einer Sparpolitik zurückkehren und hierzu die Steuern anheben ohne gleichzeitig die Staatsaugaben zu vergrößern, wären sogar Prim.rüberschüsse ein realistisches Ziel. In einem...
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Das Ergebnis: Obwohl Deutschland in diesem Szenario fiskalisch neutral oder sogar leicht expansiv agiert, würde die Schuldenstandsquote auf Basis der Annahmen in den darauffolgenden Jahren spürbar sinken. Innerhalb eines Jahrzehntes seit Beginn der Pandemie würde Deutschland die Schuldenstandsquote von 2019 wieder erreichen. Neben dem unterstellten moderaten Wirtschaftswachstum profitiert Deutschland maßgeblich von den weiterhin sehr günstigen Refinanzierungsbedingungen.
Würde Deutschland hingegen ab 2023 sogar zu einer Sparpolitik zurückkehren und hierzu die Steuern anheben ohne gleichzeitig die Staatsaugaben zu vergrößern, wären sogar Prim.rüberschüsse ein realistisches Ziel. In einem zweiten Szenario legen wir ab 2023 einen Primärüberschuss in Höhe von 2 Prozent des BIP zugrunde. Das Ergebnis: Deutschland würde seine Schuldenstandsquote innerhalb weniger Jahre massiv reduzieren.
Das Schuldenniveau des Jahres 2019 würde sogar bereits 2025 erreicht werden. Aus makroökonomischer Sicht wäre ein solcher fiskalpolitischer Ansatz ein zweischneidiges Schwert. Die zügige Reduzierung des Schuldenstandes verschafft Deutschland für etwaige zukünftige Krisen oder Phasen höherer Refinanzierungssätze mehr fiskalische Flexibilität und Handlungsoptionen, eine zu restriktive Fiskalpolitik könnte jedoch kontraproduktiv wirken. Der Preis (zu) starken Sparens wären geringere BIP-Wachstumsraten, die wiederum auch dem positiven Effekt des Rückgangs der Gesamtverschuldung zumindest ein Stück weit entgegenwirkten.
Hielte Deutschland im Umkehrschluss an seiner aktuellen expansiven Fiskalpolitik auch nach der Krise fest, wären die Folgen für die Staatsfinanzen beträchtlich. Im Fall eines dauerhaften Primärdefizits von 2 Prozent des BIP ab dem Jahr 2023 würde Deutschlands Verschuldung kaum fallen und auf hohem Niveau verharren. Kurz- bis mittelfristig wären die Negativfolgen einer anhaltend hohen Verschuldung begrenzt. Angesichts der günstigen Refinanzierungssätze würden sich die Aufwendungen für den Schuldendienst weiter in Grenzen halten. Umgekehrt ließen sich mehr politische Versprechen der neuen Regierung – Steuersenkungen oder höhere Ausgaben in Abhängigkeit der Zusammensetzung des neuen Bündnisses – realisieren.
Längerfristig würde eine hohe Verschuldung aber Risikopotenzial bergen. Weder die günstigen Refinanzierungssätze noch Deutschlands Top-Bonitätsnote wären dann noch in Stein gemeißelt. Der Konsum der kommenden Jahre könnte in diesem Fall zulasten späterer Generationen erfolgen. Kritisch wäre auch zu beurteilen, dass Deutschland in zukünftigen Krisen dann nicht mehr die fiskalische Flexibilität hätte, die während der Corona-Krise so wichtig war.
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