Merger-Experte Kai Lucks
Neue Technologien verändern den Übernahmemarkt
Aktualisiert am 20.10.2021 - 16:44 Uhr
Kai Lucks ist Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions. Foto: Bundesverband Mergers & Acquisitions
Wie verändern fortschrittliche Technologien den Markt für Unternehmensübernahmen? Mit dieser Frage beschäftigt sich Kai Lucks vom Bundesverband Mergers & Acquisitions in einem Gastbeitrag.
Stärker als die primär human-getriebenen Prozesse und Instrumente erfordert die Digitalisierung Formalisierungen und scharf definierte Schnittstellen, somit also auch klare Grenzen und Übergänge datentechnischer, netzbezogener, aufbauorganisatorischer und prozessuraler Art. Die Digitalisierung des M&A-Systems umfasst also, über das einzelne M&A-Projekt mit seinen Teilprozessen hinausgehend, auch die Aufbauorganisation des Projektes per se, den Aufbau der gesamten M&A-Organisation und deren Vernetzungen in die Gesamtorganisation des Unternehmens samt seiner Kern- und Unterstützungsprozesse.
Es gibt eine Vielzahl von digital-getriebenen Tools und Verfahren, die nicht auf M&A...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Stärker als die primär human-getriebenen Prozesse und Instrumente erfordert die Digitalisierung Formalisierungen und scharf definierte Schnittstellen, somit also auch klare Grenzen und Übergänge datentechnischer, netzbezogener, aufbauorganisatorischer und prozessuraler Art. Die Digitalisierung des M&A-Systems umfasst also, über das einzelne M&A-Projekt mit seinen Teilprozessen hinausgehend, auch die Aufbauorganisation des Projektes per se, den Aufbau der gesamten M&A-Organisation und deren Vernetzungen in die Gesamtorganisation des Unternehmens samt seiner Kern- und Unterstützungsprozesse.
Es gibt eine Vielzahl von digital-getriebenen Tools und Verfahren, die nicht auf M&A beschränkt sind, sondern vielfältig in den Unternehmen eingesetzt werden. Sie stammen teils aus einzelnen Ressorts, wie Recht, Rechnungs- und Berichtswesen, und werden auch für M&A angewendet oder hierfür besonders angepasst. M&A ist als ein Subsystem im Unternehmen zu verstehen. Seine Digitalisierung darf also nicht als Insel behandelt werden, sondern muss sich in das digitale Grundmuster und die oben genannten Strukturen des betreffenden Unternehmens einbetten.
Der schwierige Übergang vom Menschen zur Maschine
Die Problematik, die sich bei der schrittweisen Digitalisierung von Unternehmen stellt, ist auch für M&A gegeben. Naturgemäß beginnt man bei der Entwicklung und dem Einsatz einzelner Tools -vorausschauend mit deren Einbettung in größere Zusammenhänge. Das Ziel einer großen allumfassenden digitalen Welt ist ein theoretisches und in der Praxis final nicht erreichbar, zumal gerade die sogenannten weichen Prozesse, die Übergänge vom Menschen zur Maschine und die von der IT oft schwer zu fassende „fuzzy logic“ Grenzen setzen. Der Mensch ist in diesem System wohlgemerkt nicht der Partner der IT, sondern der Meister, der über das gesamte „System M&A“ herrschen soll und weiterhin herrschen wird:
- Die Digitalisierung von M&A muss also in allererster Aufgabe dem Menschen dienen
- Die digital-basierten Tools und Prozesse sollen den Menschen entlasten
- Sie dienen der Sicherheit der Performance und des Abschlusses von M&A- Projekten unter besonderer Aufmerksamkeit auf Zusammenhänge, die von der Maschine leichter aufgedeckt werden können als vom Menschen.
Wo wir heute stehen
Belastbare digital-getriebene Insellösungen existieren heute für fast alle Teilbereiche von M&A. Der Gesamtprozess kann bereits weitgehend papierlos betrieben werden und wird mit einen gewissen Automatisierungsgrad hinterlegt, besonders für repetitive Aufgaben. Die aktuelle Herausforderung liegt bei den stärker integrierten End-to-End Lösungen. Dabei geht es vor allem um vor allem eine Symbiose zwischen strategischen, finanziellen und operativ-orientierten Informationen.
Somit müssen sowohl die sektoralen Bereiche als auch die in der Sequenz der Abläufe hintereinander liegenden Insellösungen miteinander verbunden werden. Abstrakt ausgedrückt: Es geht einerseits um die Konsistenz auf der Zeitachse und andererseits um die Quer dazu verlaufenden-Konsistenzen über die verschiedenen parallel oder zeitversetzten Einzelprozesse, Einzelbetrachtungen und Kompetenzfelder hinweg.
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