Volkswirt Johannes Mayr
So will die Ampelkoalition die Rente sichern
Johannes Mayr ist Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz. Foto: Eyb & Wallwitz
In den kommenden Jahren gehen viele Babyboomer in den Ruhestand. Wie sollen Beitragszahler der gesetzlichen Rentenversicherung das stemmen? Johannes Mayr, Volkswirt bei Eyb & Wallwitz, skizziert die Pläne der Ampelkoalition.
Einer Erhöhung des Beitragssatzes als auch einer Reduktion der Rentenleistungen hat die Bundesregierung mit der „doppelten Haltelinie“ aus dem Jahr 2019 enge Grenzen gesetzt. So darf der Beitragssatz 20 Prozent des Bruttolohns nicht übersteigen und gleichzeitig das Rentenniveau nicht unter 48 Prozent des Nettolohns fallen. Gleichzeitig hat die Politik in den vergangenen Jahren mit verschiedenen Maßnahmen die Ausgaben der Rentenversicherung gesteigert und das effektive Renteneintrittsalter gebremst (unter anderem Aussetzung des Nachholfaktors, Mütterrente, Rente mit 63).
Positiv auf die Einnahmebasis wirken würden eine Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze (aktuell Bruttolohn von...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
Da diese Artikel nur für Profis gedacht sind, bitten wir Sie, sich einmalig anzumelden und einige berufliche Angaben zu machen. Geht ganz schnell und ist selbstverständlich kostenlos.
Einer Erhöhung des Beitragssatzes als auch einer Reduktion der Rentenleistungen hat die Bundesregierung mit der „doppelten Haltelinie“ aus dem Jahr 2019 enge Grenzen gesetzt. So darf der Beitragssatz 20 Prozent des Bruttolohns nicht übersteigen und gleichzeitig das Rentenniveau nicht unter 48 Prozent des Nettolohns fallen. Gleichzeitig hat die Politik in den vergangenen Jahren mit verschiedenen Maßnahmen die Ausgaben der Rentenversicherung gesteigert und das effektive Renteneintrittsalter gebremst (unter anderem Aussetzung des Nachholfaktors, Mütterrente, Rente mit 63).
Positiv auf die Einnahmebasis wirken würden eine Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze (aktuell Bruttolohn von 7.100 Euro monatlich) sowie die Einbeziehung von bisher nicht berücksichtigten Beamten und Selbstständigen. Zu berücksichtigen ist aber jeweils auch der Effekt auf die Rentenansprüche, die im Rahmen dieser Maßnahmen ebenso steigen würden. Die Einhaltung der doppelten Haltelinie ist im aktuellen System daher kaum zu leisten, ohne den Bundeshaushalt sehr stark zu beanspruchen. Ein zumindest moderater weiterer Anstieg der Beitragssätze sowie eine Absenkung des Rentensätze scheint unabdingbar.
Angesichts der politischen Widerstände gegen die genannten Reformbereiche wird der Ruf nach einer Ablösung des Umlageverfahrens durch eine kapitalgedeckte staatliche Rente wieder lauter. Die starke Entwicklung der Finanzmärkte in den vergangenen Jahren tut dabei das Übrige.
Kapitalgedecktes Rentensystem als Lösung?
Ein vollständiger Umstieg auf ein kapitalgedecktes Rentensystem würde den Generationenvertrag des Umlageverfahrens ersetzen. Beitragszahler würden ihre eigene Rente ansparen, anstatt die jeweils ältere Generation zu finanzieren. Vor- und Nachteile eines solchen Systems liegen zumindest theoretisch auf der Hand. Die Rendite und damit die Rentenleistungen fallen in kapitalgedeckten Systemen in historischen Vergleichen meist höher aus. Dies zeigt ein Vergleich der Rendite von Kapitalanlagen mit der impliziten Rendite des Umlagesystems. Letztere kann durch die Wachstumsrate der beitragspflichtigen Einkommenssumme approximiert werden.
In Deutschland ist dies im Wesentlichen die Summe der Bruttolöhne und -gehälter. Diese wiederum hängt von der Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und der Wachstumsrate der Pro-Kopf-Einkommen (nominal) ab. Makroökonomische Projektionen deuten darauf hin, dass sich diese Komponenten in Deutschland auch mittelfristig moderat entwickeln werden. Eine Kapitaldeckung scheint auf den ersten Blick deshalb besser geeignet die demografischen Herausforderungen zu adressieren.
Über den Autor