Volkswirt Johannes Mayr
So will die Ampelkoalition die Rente sichern
Johannes Mayr ist Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz. Foto: Eyb & Wallwitz
In den kommenden Jahren gehen viele Babyboomer in den Ruhestand. Wie sollen Beitragszahler der gesetzlichen Rentenversicherung das stemmen? Johannes Mayr, Volkswirt bei Eyb & Wallwitz, skizziert die Pläne der Ampelkoalition.
Die positiven Effekte gelten allerdings nur im Durchschnitt der Bevölkerung. Zwischen den Kohorten und Einkommensklassen kann es erhebliche Unterschiede geben. Gleichzeitig zeigt die Historie auch die Risiken eines solchen Systems. Denn in Phasen von anhaltend niedrigen Realzinsen – also niedrigen Kapitalmarktzinsen und/oder hoher Inflation – kann der Kapitalaufbau stark unter Druck kommen. Die Frage der Allokation des Kapitals auf die Asset-Klassen spielt deshalb eine zentrale Rolle.
Wie könnte der erste Schritt aussehen?
Der aktuelle Vorschlag im Sondierungspapier zielt auf den Aufbau eines kapitalmarktgedeckten Anteils am gesetzlichen Rentensystem. Zentrale Argumente hierfür...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
Da diese Artikel nur für Profis gedacht sind, bitten wir Sie, sich einmalig anzumelden und einige berufliche Angaben zu machen. Geht ganz schnell und ist selbstverständlich kostenlos.
Die positiven Effekte gelten allerdings nur im Durchschnitt der Bevölkerung. Zwischen den Kohorten und Einkommensklassen kann es erhebliche Unterschiede geben. Gleichzeitig zeigt die Historie auch die Risiken eines solchen Systems. Denn in Phasen von anhaltend niedrigen Realzinsen – also niedrigen Kapitalmarktzinsen und/oder hoher Inflation – kann der Kapitalaufbau stark unter Druck kommen. Die Frage der Allokation des Kapitals auf die Asset-Klassen spielt deshalb eine zentrale Rolle.
Wie könnte der erste Schritt aussehen?
Der aktuelle Vorschlag im Sondierungspapier zielt auf den Aufbau eines kapitalmarktgedeckten Anteils am gesetzlichen Rentensystem. Zentrale Argumente hierfür sind die „langfristige Stabilisierung von Rentenniveau und Rentenbeitragssatz“. Dabei hat die deutsche Politik insbesondere das schwedische System im Blick. In Schweden zahlen Arbeitnehmer 16 Prozent ihrer Einkünfte in das umlagebasierte System ein und 2,5 Prozent in einen kapitalgedeckten Baustein, die sogenannte Prämienrente. Zur Auswahl stehen rund 500 zugelassene private Fondslösungen sowie der staatliche Aktienfonds AP7, der im Fall einer fehlenden aktiven Auswahl automatisch als gewählt gilt. Der AP7 investiert die Beiträge zu 100 Prozent in globale Aktien, bis die jeweils Versicherten 55 Jahre alt sind.
Danach fließen die Beiträge zu einem stetig wachsenden Anteil in festverzinsliche schwedische Papiere, der im Alter von 75 Jahren 66 Prozent erreicht. Zusätzliche steuerliche Anreize für die private Altersvorsorge werden dagegen nicht mehr gezahlt. Auf der Aktienseite orientiert sich der Fonds am MSCI All Countries, die Anlagen werden dabei zu 100 Prozent im Ausland getätigt. Analog zur Entwicklung der globalen Kapitalmärkte hat der Fonds in den vergangenen Jahren hohe Kursgewinne und damit Renditen auf die Beitragszahlungen erwirtschaftet. Die Kursentwicklung zeigt dabei einen hohen Gleichlauf mit der US-Technologiebörse Nasdaq.
Im Fall einer Orientierung am Aufbau des schwedischen Systems würde in Deutschland ein erhebliches Zielvolumen für den neuen Rentenbaustein zustande kommen. Um den Aufbau zu beschleunigen, wollen die Ampel-Parteien initial einen Beitrag von 10 Milliarden Euro aus dem Haushalt bereitstellen.
Zum Vergleich: 2020 lag der Zuschuss in das gesetzliche Umlagesystem bei rund 100 Milliarden Euro. Bei einer vergleichbaren 2,5 Prozent-Quote wie in Schweden würden beim aktuellen Rentenbeitrag (18,6 Prozent vom Bruttolohn) in Deutschland aktuell jährlich etwa 30 Milliarden Euro in die Kapitaldeckung fließen. Ein Deutschland-Fonds nach dem Vorbild des AP7 käme mit einem Volumen von derzeit 17 Prozent am BIP auf 570 Milliarden Euro und würde in die Top-5 der globalen Staatsfonds aufsteigen.
Über den Autor