Volkswirt Johannes Mayr
So will die EU Tech-Riesen regulieren

Johannes Mayr ist Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz. Foto: Eyb & Wallwitz
Besser spät als nie: EU-Politiker wollen die Marktmacht einiger weniger Tech-Konzerne begrenzen. Volkswirt Johannes Mayr von der Investmentgesellschaft Eyb & Wallwitz gibt einen Überblick über ihre Pläne.
Die Europäische Union (EU) will mit ihren Gesetzesinitiativen zu digitalen Märkten weitreichende wettbewerbsrechtliche Interventionen gegen sogenannte Gatekeeper ermöglichen. Die Interventionen zielen primär auf die Sicherung des Wettbewerbs, indem die Bestreitbarkeit und Fairness der Märkte gestärkt werden soll. Denn digitale Märkte neigen zur Monopolbildung.
Im Hintergrund der neuen Initiative steht aber auch das Brechen der aktuellen Dominanz von amerikanischen Unternehmen und das Vermeiden einer künftigen Dominanz chinesischer Konzerne auf dem europäischen Markt. Viele Details der neuen Regulierung sind noch unklar. Sie könnte aber spürbare Auswirkungen auf betroffene Geschäftsmodelle...
Das Thema Nachhaltigkeit bewegt Unternehmen, Kapitalmärkte, Gesetzgeber. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die Analysen und Thesen der bedeutendsten Nachhaltigkeitsexperten, Top-Ökonomen und Großinvestoren – gebündelt und übersichtlich. Sie sollen dir die wichtigen Entwicklungen auf dem Weg zur nachhaltigen Gesellschaft und Finanzwelt clever und zuweilen kontrovers aufzeigen.
Da diese Artikel nur für Finanzprofis gedacht sind, bitten wir dich, dich einmalig anzumelden und einige berufliche Angaben zu machen. Geht ganz schnell und ist selbstverständlich kostenlos.
Die Europäische Union (EU) will mit ihren Gesetzesinitiativen zu digitalen Märkten weitreichende wettbewerbsrechtliche Interventionen gegen sogenannte Gatekeeper ermöglichen. Die Interventionen zielen primär auf die Sicherung des Wettbewerbs, indem die Bestreitbarkeit und Fairness der Märkte gestärkt werden soll. Denn digitale Märkte neigen zur Monopolbildung.
Im Hintergrund der neuen Initiative steht aber auch das Brechen der aktuellen Dominanz von amerikanischen Unternehmen und das Vermeiden einer künftigen Dominanz chinesischer Konzerne auf dem europäischen Markt. Viele Details der neuen Regulierung sind noch unklar. Sie könnte aber spürbare Auswirkungen auf betroffene Geschäftsmodelle und Marktsegmente haben. Investoren sollten Chancen und Risiken im Blick haben.
Digitalwirtschaft ist anfällig für Monopolisierung
Hohe Marktkonzentration und steigende Marktmacht haben erhebliche ökonomische Folgen. So können Unternehmen über höhere Preise einen größeren Teil der volkswirtschaftlichen Renten abschöpfen und so ihre Margen stärken. Dies stützt die Bewertungen am Finanzmarkt, kann aber negative Effekte auf die Innovationsdynamik und das gesamtwirtschaftliche Wachstum haben, die Ungleichheit erhöhen und politische Prozesse und demokratische Strukturen beeinflussen.
In den vergangenen Jahren ist die Marktkonzentration in dem von der Technologiebranche dominierten Dienstleistungsbereich deutlich stärker gestiegen als in der Gesamtwirtschaft. Laut Monopolkommission hat die Konzentration in Deutschland allein zwischen 2015 und 2017 um 17 Prozent zugelegt. Die EU-Fusionsdatenbank zeigt für den Zeitraum zuvor von 1995 bis 2014 einen Anstieg um 41 Prozent an. Im Kontrast dazu hat sich die Konzentration in der Industrie kaum verändert.
Ähnliche Trends sind in anderen EU-Ländern zu erkennen. Zudem zeigen Studien, dass diese Tendenzen in internationalen Märkten besonders stark sind. Tatsächlich haben sich in vielen Bereichen der digitalen Welt bereits monopolistische Marktstrukturen mit ganzen Ökosystemen gebildet. Aus diesen Gründen und mit Blick auf die strukturellen Schwächen der klassischen Wettbewerbsregulierung will die EU die Regulierung der digitalen Märkte verstärken und bestehende Regulierungslücken schließen. Der Wettbewerb mit den USA und China um die wirtschaftliche Vormachtstellung und den politischen und regulatorischen Gestaltungsspielraum spielt dabei aber zumindest im Hintergrund auch eine wichtige Rolle.
Über den Autor