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Sogar Aktien auf der EZB-Einkaufsliste Lagarde überflügelt Draghi

Nach einem langen und teils holprigen Auswahlprozess folgt Christine Lagarde, die derzeitige geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds, auf Mario Draghi an der Spitze der Europäischen Zentralbank. Damit führt erstmals in der Geschichte dieser Notenbank eine Person ohne wirtschaftswissenschaftlichem Studium sowie ohne Erfahrung in der Geldpolitik eine der mächtigsten Institutionen im Euroraum.

Eine unerwartete Wahl

Im Juli 2019 wurde sie, nachdem sie von den Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union (EU) vorgeschlagen wurde, vom EU-Rat der Finanzminister für das Amt nominiert. Christine Lagarde ist eine unerwartete, vielleicht sogar sensationelle Wahl für die Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB). Unerwartet deshalb, weil erstmals eine Politikerin ohne gelpolitische Erfahrung an die Spitze dieser Institution rückt. Als Juristin war sie zunächst vier Jahre Wirtschafts- und Finanzministerin in Frankreich bevor Sie 2011 zur Direktorin des Internationalen Währungsfonds ernannt wurde.

Vollblut-Politikerin statt Ökonomin

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Christine Lagarde ist in politischen Kreisen hoch angesehen. Sie ist bekannt für Ihr politisches Geschick und Ihre Verhandlungstaktik, weniger für Ihr ökonomisches Detailwissen. Dies sollte zwar bei so manchen Beobachtern ein Stirnrunzeln hervorrufen, ein Problem sehen wir in diesem Zusammenhang aber nicht. Sicherlich wird Sie sich mit einem Team erfahrener Ökonomen umgegeben.

Viel wichtiger dürfte die Frage sein, welche Geldpolitik sie mit diesem Team in den kommenden Jahren in der Eurozone verfolgen wird. Mit anderen Worten: Tritt sie in die Fußstapfen Ihres Vorgängers Mario Draghi oder verfolgt sie eine etwas restriktivere, auf  Stabilitätskriterien basierende monetäre Gangart? Aus unserer Sicht weder noch. Die Verbindung zur Politik wird enger und die Politik expansiver.

Die EZB rückt noch näher an die Politik

Es hatte den Anschein eines deutsch-französischen Kuhhandels: Die Deutschen opfern für Christine Lagarde den Bundesbankpräsidenten Jens Weidmann, der bis dahin als aussichtsreicher Kandidat galt und im Gegenzug wird Ursula von der Leyen als Präsidentin der Europäischen Kommission nominiert. So werden leider Spitzenpositionen in Brüssel vergeben. Aber was für uns noch schwerer wiegt: Mit der Nominierung Lagardes haben die politischen Eliten in Europa den politischen Sachverstand dem wirtschaftlichen vorgezogen.

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