Solarexperte Martin Baart
Warum in Schwellenländern oft ein Solarparadoxon herrscht – und welche Chancen sich dadurch bieten

Solarexperte Martin Baart
Die Finanzierung von Solaranlagen für gewerbliche und industrielle Endkunden ist jedoch oft ein Problem. Unternehmen in Schwellenländern möchten oder können ihr Kapital nicht außerhalb ihres Kerngeschäfts investieren oder beim Bau, der Instandhaltung oder Versicherung der Solaranlagen involviert sein. Für die Investitionssumme zwischen 0,5 und 5 Million US-Dollar für eine Solaranlage gewähren l...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Die Finanzierung von Solaranlagen für gewerbliche und industrielle Endkunden ist jedoch oft ein Problem. Unternehmen in Schwellenländern möchten oder können ihr Kapital nicht außerhalb ihres Kerngeschäfts investieren oder beim Bau, der Instandhaltung oder Versicherung der Solaranlagen involviert sein. Für die Investitionssumme zwischen 0,5 und 5 Million US-Dollar für eine Solaranlage gewähren lokale Banken zwar teilweise Darlehen, aber bei diesen sind nicht nur die Zinsen sehr hoch, sondern es wird auch eine Tilgung in maximal fünf Jahren verlangt. Damit ist die Finanzierung einer Solaranlage oft nicht umsetzbar, da die Zins- und Tilgungslast nicht aus den Einsparungen der Stromkosten bedient werden kann.
Privates Kapital ist hier aktuell eine Möglichkeit, um einzelne Anlagen zu realisieren. Natürlich löst das noch nicht das gesamte Problem, aber vielleicht ist der Weg der kleinen, aber leichter umzusetzenden und praktikablen Schritte der richtige, um Unternehmen in den Schwellenländern eine günstige Energieversorgung zu ermöglichen und damit auch unabhängiger von den großen Energiekonzernen zu machen.
ESG-Investmentfonds mit Fokus auf Schwellenländer gibt es inzwischen einige. Aktuell sind allerdings derzeit eher Abflüsse aus ESG-Fonds generell zu verzeichnen. Viele Anlegerinnen und Anleger sind vermutlich durch die Greenwashing-Skandale oder auch aus einer generellen Skepsis heraus, welche Industrien wirklich nachhaltig wirtschaften und welche Energiequellen als nachhaltig eingestuft werden, etwas kritischer geworden.
Ein alternatives Finanzierungsinstrument, um Solarprojekte in den Schwellenländern zu realisieren, ist deshalb eine Direktinvestition mittels Crowdinvesting. Im Vergleich zu ETFs oder aktiven Fonds können Anleger direkt sehen, wofür sie ihr Kapital einsetzen. Es handelt sich um konkrete Projekte, wie beispielsweise Solaranlagen oder andere Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und um CO2-Emissionen zu reduzieren. Es gibt bereits eine Vielzahl von fertiggestellten Solaranlage-Projekten weltweit – unter anderem in Vietnam, Kenia, Costa Rica, Chile, Nigeria und den Philippinen die alle über Direktinvestitionen finanziert wurden.
Ein konkretes Beispiel: Abyssinia Group ist einer der größten Stahlproduzenten Ostafrikas zur Fertigung von Produkten für die Automobil-, Bau- und Transportbranche. Das Unternehmen produziert jährlich mehr als 350.000 Tonnen Stahl und unterstützt aktiv die Kenia Vision 2030, wonach für alle Kenianer und Kenianerinnen eine hohe Lebensqualität in einer sauberen und sicheren Umwelt zu schaffen. Über die Crowdinvesting-Kampagne wird eine Solaranlage mit 6 Megawatt Peak finanziert, die damit 132.967 Tonnen CO2-Emissionen über ihre Lebensdauer einspart.
Wenn Crowdinvesting-Plattformen und Projekte entsprechend aufgesetzt sind, eröffnet diese Investitionsform anders als bei konventionellen Anlageformen Anlegern die Möglichkeit, über ihr Kapital direkt ihren Beitrag zur Energiewende zu leisten. Die Idee ist, dass viele Anleger und Anlegerinnen mit kleineren Geldbeträgen in ein konkretes, für sie fassbares und selbst auszusuchendes Projekt investieren, von dem sie überzeugt sind.
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