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Strom aus der Sonne Hat die Solarenergie deflationäres Potenzial?

Photovoltaik-Anlagen auf Hawaii
Photovoltaik-Anlagen auf Hawaii: Weltweit setzen immer mehr Privathaushalte auf selbst erzeugten Solarstrom. | Foto: Imago Images / agefotostock

Auch wenn die aktuelle Energiekrise eine gewisse Unruhe rund um die Energiewende gebracht hat, so bleibt doch der Grundtenor derselbe. Denn der Krieg in der Ukraine hat noch deutlicher gemacht, dass der Umstieg auf saubere, erneuerbare Energien unumgänglich ist. Seitdem stehen sowohl Energiesicherheit als auch Preisauftrieb im Energiesektor neben Umweltbelangen auf der Liste der Gründe, die für die Energiewende sprechen.

Immer mehr Regierungen, Unternehmen und Verbraucher denken darüber nach, welche und wie viel Energie sie verbrauchen und woher diese Energie in Zukunft kommen soll. Viele favorisieren Solarenergie: Die Stromerzeugung mit Photovoltaikanlagen ist nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) im vergangenen Jahr gegenüber 2020 um rekordverdächtige 22 Prozent angestiegen.

Vor allem für Privathaushalte gewinnt Sonnenenergie an Attraktivität, da immer mehr Menschen sich Sorgen über steigende Energiepreise und mögliche Stromausfälle in diesem Winter machen und zudem ihren ökologischen Fußabdruck verkleinern möchten. Dieser Trend ist auch für Investoren interessant – das prognostizierte Wachstum der Branche in den nächsten zehn Jahren ist enorm. Wegen der vielen relativ kleinen Unternehmen an diesem Markt kann es für Investoren allerdings schwierig sein, diejenigen zu identifizieren, die in der Zukunft Erfolg haben werden.

Grafik: Solarenergie auf dem Vormarsch

Die Krise in diesem Jahr hat sehr deutlich gezeigt, dass die Energiesysteme einen Wandel dringend nötig haben. Neben dem wachsenden Bedarf an sauberer Energie sind die Preise durch die Decke gegangen und Wetterkapriolen haben nicht selten die Zuverlässigkeit der traditionellen Energieversorgung unterlaufen.

Zudem haben viele Menschen ihr Leben umgestellt. Seit der Pandemie arbeiten immer mehr Menschen im Home-Office, und viele verwenden digitale Haushaltsgeräte, das Internet der Dinge. Dadurch wächst unsere Abhängigkeit von einer guten Netzanbindung und einer stabilen, beständigen Stromversorgung – die noch nie so groß war wie heute.

Wenn Privathaushalte ihre Energieversorgung selbst in die Hand nehmen möchten, ist Solarenergie meist die Option der Wahl. Solarstrom basiert auf Sonnenenergie und funktioniert insofern dezentral. Solange die Sonne scheint, lässt sich Strom erzeugen. Gleichzeitig sind die Haushalte weiterhin an das zentrale Netz angeschlossen, um Lücken zu schließen, wenn die Sonnenenergie nicht ausreicht. Zudem können Batterien überschüssige Energie speichern und so helfen, die in einer Solaranlage produzierte Energie optimal zu nutzen.

 

Es überrascht daher nicht, dass weltweit immer mehr Privathaushalte Solaranlagen einbauen. Jüngste Studien deuten darauf hin, dass die weltweit auf Dächern installierten Photovoltaikanlagen bis 2025 eine Leistung von fast 95 Gigawatt erreichen könnten – 2020 waren es dem Fachmagazin Power zufolge noch 59 Gigawatt.

Das deflationäre Potenzial der Solarenergie

In einer Welt steigender Lebenshaltungskosten kann Solarenergie eine wirtschaftliche Lösung für Hausbesitzer darstellen, die sich strukturell, aber auch in Hinsicht auf den Inflationsdruck von erneuerbaren und fossilen Energiequellen abhebt.

Fossile Brennstoffe sind Rohstoffe, gehören zu den endlichen Ressourcen und müssen kostenintensiv gefördert werden, um die Energieversorgung aufrechtzuerhalten. Da die Menschheit immer schneller immer mehr fossile Brennstoffen verbraucht, sind die leicht zugänglichen Lagerstätten – in Oberflächennähe und an Land – irgendwann erschöpft. Die Produzenten weichen auf alternative Vorkommen in weniger zugänglichen Gebieten aus: Heute wird etwa in der Tiefsee oder in Polarregionen gefördert oder auf alternative Techniken wie Fracking umgesattelt. Damit gehen höhere Kosten und geringere Erfolgsaussichten einher. Auch deswegen sind fossile Brennstoffe im Laufe der Zeit immer teurer geworden. Zwar lässt sich nicht vorhersagen, wie sich die Preise in diesem Bereich langfristig entwickeln werden. Aktuell sind sie aber neben Angebot und Nachfrage auch von geopolitischen Faktoren und den Interessen von Produzenten wie der OPEC bestimmt. Daher kann man mit guten Gründen davon ausgehen, dass die Preisspirale nicht stoppen wird.

Bei den erneuerbaren Energien ist die Preisentwicklung genau umgekehrt. Solarenergie nutzt die Sonne und damit eine kostenlose Energiequelle, um Strom herzustellen. Es braucht aber Technologie, um diese Energie nutzbar zu machen. Gemäß dem Mooreschen Gesetz ist Technologie im Allgemeinen deflationär, das heißt nicht nur, dass ihr Entwicklungstempo und ihre Leistungsfähigkeit im Zwei-Jahres-Rhythmus wachsen, sondern auch, dass ihr Preis sinkt. Auch wenn sich über die Gültigkeit des Mooreschen Gesetzes streiten lässt, trifft es im Bereich der Solartechnik zweifellos zu. Dank jüngster Fortschritte in der Photovoltaik können Solarmodule heute mehr Sonnenlicht in Strom umwandeln – die Leistung eines Standardmoduls ist von 250 auf 400 Watt gestiegen, wie die Plattform Clean Energy Reviews berichtet. Die Internationale Energieagentur hat kürzlich bestätigt, dass Solaranlagen heute den billigsten Strom aller Zeiten liefern. Laut Europäischer Kommission ist der Preis für Photovoltaikpaneele zwischen 2009 und 2019 wegen wachsender Nachfrage um 75 Prozent gesunken. Solarenergie scheint in der Tat deflationäre Merkmale zu haben.