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7 Fragen an DNB-Fondsmanager „Solarenergie und Windkraft sehen wir ganz vorne“

Christian Rom
Christian Rom: Mit Co-Manager Stian Ueland für den DNB Renewable Energy verantwortlich. | Foto: DNB Asset Management

DAS INVESTMENT: Der DNB Renewable Energy (ISIN: LU0302296149) gehört auf Fünf-Jahres-Sicht zu den besten Aktienfonds der Kategorie erneuerbare Energien. Können Sie Ihre Strategie kurz beschreiben?

Christian Rom: Das Hauptziel des Fonds besteht darin, langfristigen Kapitalzuwachs zu erzielen durch Investitionen in sogenannte Sustainable Enablers, zu Deutsch: Weichensteller. Das heißt, wir investieren in Unternehmen, die einen nachhaltig positiven Effekt auf die Umwelt und den Klimaschutz haben, insbesondere in den Bereichen erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Kreislaufwirtschaft. Der Investmentansatz ist eine wertorientierte aktive Bottom-Up-Strategie, wir beginnen unsere Analyse also beim einzelnen Unternehmen.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Welche Unternehmen fallen für Sie in die Kategorie „Renewable Energy“?

Rom: Der Schwerpunkt des DNB Renewable Energy liegt auf Unternehmen, deren Produkte und Dienstleistungen zu Einsparungen von Emissionen beitragen. Neben den sogenannten Scope-1- und Scope-2-Werten, die direkte Emissionen eines Unternehmens sowie indirekte aus eingekaufter Energie messen, schauen wir uns auch die Scope-3-Emissionen an. Darunter fällt der Ausstoß von Treibhausgasen, die entlang der Wertschöpfungskette entstehen, aber dem Unternehmen nicht direkt zuzuordnen sind. Unser Ziel ist es, aktuelle oder zukünftige Marktführer innerhalb unserer Anlagethemen ausfindig zu machen.

Welche Branchen halten Sie für besonders aussichtsreich?

Rom: Solarenergie, Windkraft und andere erneuerbare Energieerzeuger sehen wir ganz vorne. Netzstabilität und Energiespeicherung werden dabei jedoch zur Herausforderung, da die Verteilungs- und Übertragungsnetze weltweit nicht für erneuerbare Energien gebaut wurden. Erhebliche Investitionen in das Netz und in Speichermöglichkeiten werden deshalb notwendig sein, um die Stabilität zu gewährleisten. Zudem müssen Ungleichgewichte in der Versorgung während des Tages ausgeglichen werden, die durch die Schwankungen der Sonnen- und Windenergie und durch Nachfragespitzen beim Laden verursacht werden.

Wir erwarten zudem eine stärkere Konzentration auf Energieeffizienz. Weniger Energie zu verbrauchen, ist eine gute Möglichkeit, die Energiesicherheit zu verbessern und Emissionen zu reduzieren. Wir gehen davon aus, dass die aktuellen Ereignisse den Einsatz von erneuerbaren Energien, Wärmepumpen und grünem Wasserstoff vorantreiben. Auch der Ausbau der Infrastruktur für Liquid Natural Gas, kurz: LNG, könnte sich dadurch beschleunigen.

 

Können Sie Beispiele für Unternehmen nennen?

Rom: Gut aufgestellte Unternehmen sind zum Beispiel Vestas und Plug Power. Vestas ist weltweit führender Hersteller von Windturbinen, der über den gesamten Zyklus hinweg nachweislich die besten Renditen erwirtschaftet. Um das zu erreichen, hat das Unternehmen durch Innovationen Kosten reduziert und die Lieferketten optimiert. Insgesamt handelt es sich um eine konsolidierte Branche mit einem bedeutenden Anteil an Dienstleistungseinnahmen mit hohen Margen. Offshore-Windkraft sehen wir als nächste große Wachstumschance für die Branche.

Beispiel Nummer zwei, Plug Power, ist ein führendes Unternehmen im Bereich Brennstoffzellen, Elektrolyse, Erzeugung von grünem Wasserstoff sowie Speicherung und Betankung von Flüssigwasserstoff. Wir glauben, dass Wasserstoff-Brennstoffzellen und elektrolytische Verfahren andere Technologien verdrängen könnten. Plug Power hat sich als Pionier durch den Aufbau des Nischenmarktes für große Gabelstapler in Distributionszentren einen Vorteil erarbeitet. Wenn sich die Technologie verbessert und die Gesamtkosten durch Skalierungseffekte von Herstellungsprozessen und Lieferketten sinken, wären Brennstoffzellen des Unternehmens auch in anderen Bereichen konkurrenzfähig.

Größte Fondsposition war zuletzt mit IMCD aus den Niederlanden ein Chemieunternehmen. Wie passt das zu Ihrem Konzept?

Rom: Durch das dichte Netz von Anwendungslabors kann IMCD eng mit Chemikalienherstellern zusammenarbeiten. Das ist ein großer Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Diese Zusammenarbeit ermöglicht eine bessere Rückverfolgung der gesamten Lieferkette sowie eine stärkere Kooperation bei der Produktentwicklung. IMCD versorgt innovative Unternehmen mit Spitzentechnologie – und trägt damit zu mehr Umweltschutz in der Branche bei.

Welche Veränderungen gab es in jüngster Zeit in Ihrem Portfolio?

Rom: Wir haben im Bereich Elektrofahrzeuge zugekauft. Der Sektor boomt: Etwa jeder fünfte in Europa im ersten Quartal verkaufte Neuwagen ist ein Elektroauto mit Batterie oder ein Plug-in Hybrid. Das größte direkte Engagement im Fonds besteht heute in BYD, einem chinesischen Erstausrüster und Batterielieferanten, und LG Chem, einem koreanischen Batterie- und Kathodenlieferanten. Bei der Herstellung von Elektroautos können viele kritische Komponenten, wie das Batteriepaket und der Wechselrichter, ausgelagert werden. Um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, scheint es jedoch von Vorteil, kritische Hardware und/oder Software im eigenen Haus zu entwickeln, wie es Tesla, BYD, Lucid und Rivian tun. Die größere Herausforderung wird jedoch darin bestehen, die Produktion zu skalieren und qualitativ hochwertige Autos zu einem Preis zu liefern, der mit Alternativen wettbewerbsfähig ist und eine angemessene Rendite auf das eingesetzte Kapital ermöglicht.

Welche Auswirkungen hat das aktuelle Weltgeschehen auf die Energiebranche?

Rom: Mit dem Krieg in der Ukraine hat sich die Energiewende in Europa deutlich beschleunigt, gleichzeitig sind die Politiker aufgefordert, Energiesicherheit herzustellen. Der Sektor profitiert von starkem Rückenwind. Maßnahmen für mehr Energieeffizienz werden schnell Wirkung zeigen, teils durch staatliche Zuschüsse für Investitionen in Solarenergie, teils durch andere Investitionsmaßnahmen, die den Energiebedarf senken. Der Vorteil ist, dass solche Verbesserungen in relativ kurzer Zeit umgesetzt werden können. Solar- und Windenergie haben auch insofern Rückenwind, als die Behörden in Europa die Genehmigungsverfahren für diese Art von Investitionen erleichtern und verkürzen werden. Das wird zu einem starken Wachstum beitragen, insbesondere angesichts der sehr hohen Energiepreise in Europa.

Über den Interviewten:
Christian Rom ist Co-Portfoliomanager des DNB Renewable Energy. Rom ist seit 2010 bei DNB Asset Management tätig und war seitdem an der strategischen Ausrichtung und dem Management der Renewable-Energy-Strategie von DNB beteiligt. Zuvor arbeitete er als Aktienanalyst bei Carnegie Securities und hatte sich schon dort auf das Feld der erneuerbaren Energien spezialisiert.

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