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Aktualisiert am 11.06.2009 - 11:39 UhrLesedauer: 5 Minuten

Solarfonds: O sole mio

Quelle: Rainer Sturm, Pixelio
Quelle: Rainer Sturm, Pixelio
In 900 Millionen Jahren wird die stetig wachsende Sonne die Erde zu einer
glühenden Ödnis gebacken haben. Bis dahin kann die Menschheit das Energiepotenzial des heißen Himmelskörpers jedoch sinnvoll nutzen. Einen kleinen Beitrag leisten in diesem Jahr nahezu alle wichtigen und viele kleine Emissionshäuser. Das Potenzial von Solarenergie
Für Solarfonds sprechen neben dem wachsenden Interesse der Anleger an nachhaltigen Investitionen auch die Fondsfakten: „Der kostenlose Input der Sonne und die vergleichsweise gut kalkulierbaren Rückflüsse durch staatlich garantierte Einspeisevergütungen machen Solarfonds zu einem solide zu berechnenden und damit sehr konservativen Investment“, urteilt Oliver Moosmayer, Produktvorstand bei HCI Capital, die ihren ersten Solarfonds vertreibt. Dazu trägt auch bei, dass Solarmodule als wenig verschleiß- und wartungsanfällig gelten. Die Hersteller garantieren nach 20 Jahren noch eine Energieausbeute von 85 Prozent. Alles eitel Sonnenschein – so weit sind sich die Initiatoren einig. Spanien hat Zenit überschritten Auseinander gehen die Meinungen über die Märkte. Spanien etwa hat seinen Zenit überschritten, seitdem eine geringere Einspeisevergütung im Herbst 2008 in Kraft trat (siehe auch DAS INVESTMENT 8/2008). Bis dahin sah das Land einen wilden Run auf Solarprojekte: „Es waren viele Glücksritter unterwegs. Die Mehrzahl der Angebote hielt rudimentärsten Prüfungen nicht stand“, so die Beobachtungen von Johannes Bitter-Suermann, Geschäftsführer von König & Cie. So maß in einem Fall das zum Verkauf stehende Grundstück nur einen Bruchteil der im Exposé genannten Fläche. Vielfach kolportiert wird auch die Geschichte, dass Projektentwickler einen Dieselge-nerator anwarfen, um den rechtzeitigen Anschluss eines vermeintlichen Solarparks ans Stromnetz vorzutäuschen. Für die Emissionshäuser HCI und König & Cie. ist Spanien daher verbrannte Erde. Die Konkurrenz sieht das mitunter anders. Wer plant Solarfonds?
Verschiedene Initiatoren bringen in diesem Jahr noch Spanien-Fonds – und zwar möglichst mit Parks, die noch nach dem alten Modell vergütet werden. Es gilt aber auch: „Der Markt muss sich in Bezug auf Objektpreise und erzielbare Erträge neu aufstellen“, so Andreas Heibrock, Geschäftsführer von Real I.S., mit Blick auf Spanien. Italien, für das sich viele Anbieter in diesem Jahr erwärmen, ist bislang ein Solarentwicklungsland. Doch die Regierung Berlusconi will aufholen und hat die Einspeisevergütung auf das attraktivste Niveau angehoben, das derzeit in Europa zu finden ist: Pro Kilowattstunde gibt es gut 43 Cent, von denen 35 Cent jedes Jahr der Inflation angepasst werden. Italien zahlt am meisten In puncto Sonneneinstrahlung steht Italien der iberischen Halbinsel in nichts nach. Chorus-Geschäftsführer Peter Heidecker beobachtet, dass nun viele neue Solarprojekte an den Markt kommen: „Das ermöglicht uns eine gründliche Auswahl zu vernünftigen Preisen. Italien ist derzeit ein Käufermarkt.“ Dadurch, dass sich die institutionellen Anleger bislang zurückhalten, verstärke sich der Angebotsüberhang. Andererseits wird berichtet, dass alles, was an Solaranlagen in Spanien nicht verkauft werden könne, nun nach Italien verschifft werde. Ob deshalb spanische Verhältnisse möglich sind, bleibt abzuwarten – aber auch eine italienische Regierung könnte die Einspeisevergütungen zurückfahren. Die im Süden Italiens allgegenwärtige Mafia macht den Anbietern vergleichsweise wenig Sorgen. „Als Kaufmann muss man landestypische Eigenheiten akzeptieren“, sagt Bitter-Suermann, der in Italien investieren will. „Bei Ein-Megawatt-Anlagen ist das kein Thema“, ergänzt Heidecker, „Kriminalität gibt es höchstens mal bei Projektentwicklungen von Großanlagen. Es schadet aber nie, die richtigen Leute vor Ort in ein Projekt mit einzubinden.“ Sein Chorus-Fonds ist ein Blindpool-Konzept, das Anlagen schlüsselfertig und zu Festpreisen kauft, um Projektierungs- und Baurisiken zu umgehen. Projekte mit einem Volumen von rund 30 Megawatt werden vor allem in Süditalien anhand fester Investitionskriterien ausgewählt. Relativiert der Preis den Standort? Der SolEs-21-Fonds von Voigt und Coll. investierte in einen Solarpark auf Sizilien. Ein Teil des Parks ist mit Solarzellen bestückt, die sich wie Sonnenblumen nach der Sonne drehen, was zu einer rund 30 Prozent höheren Ausbeute führen soll. Das bedeutet aber: Höhere Anschaffungskosten und Rücklagen für die Wartung. Der Rest des Fondsvolumens kann in Italien und Spanien investiert werden. Bei Deutschland als Solarstandort scheiden sich die Geister: Zu gering die Sonnenkraft und die Vergütung, heißt es vielfach. HCI-Vorstand Moosmayer führt für seinen Deutschlandfonds HCI Energy 1 Solar ins Feld, dass der Park bereits fertiggestellt sei und somit belastbare Ertragsdaten biete. Dies komme dem aktuell besonders hohen Sicherheitbedürfnis der Anleger entgegen. Parks in Deutschland seien außerdem vergleichsweise günstig zu haben. Diese Einschätzungen hindern
Moosmayer allerdings nicht, sich auch in Italien umzusehen. Übersicht: Solarfonds im Vertrieb
Alternativ zu Freilandanlagen können in Deutschland auch Aufdachanlagen in ein Fondskonzept gegossen werden. Sontowski & Partner, eine Immobilienfirma aus Erlangen, und RGE Energy aus Frankfurt bieten solche Aufdach-Fonds. Je nachdem, wann die Anlagen in Betrieb genommen wurden, bekommen die Fonds zwischen 43,99 und 46,75 Cent pro Kilowattstunde – deutlich mehr als die Freilandanlagen der HCI mit rund 32 Cent. Dennoch lassen sich die Fonds seit 2008 und sogar 2007 nicht platzieren. Und das, obwohl ihre Eigenkapitalvolumina deutlich kleiner sind als die der übrigen Angebote. Hohe Vergütung ist nicht alles Der Sontowski & Partner Solarfonds Zwei investiert in Dachanlagen auf elf Discountern und Wohngebäuden in Süddeutschland. Der RGE KOGEP Wandersleben setzt auf einen einzigen Standort in Thüringen. Kurios: Beim S&P-Fonds sinkt das Agio erst ab 15.000 Euro auf die üblichen 5 Prozent. Fazit: Die Fondsidee ist simpel, doch fast alle Emissionshäuser müssen das Knowhow einkaufen. Ob die Gutachten über die Sonnenpower tatsächlich  verlässlicher sind als seinerzeit die Windgutachten, muss sich noch zeigen. Entscheidend für eine Beurteilung sind deshalb eine belastbare Fondskonstruktion und deutliche Abschläge und Sicherheitsmargen in der Kalkulation. Sonst wird es bei Unwägbarkeiten wie geringerem Sonnenschein oder höherem Wartungsaufwand schnell eng. Und die gesetzlich garantierte Stromvergütung darf nicht über das Risiko hinwegtäuschen, dass bei politischem Bedarf dies auch wieder geändert werden kann.

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