Solvecon-Chefanalyst Folker Hellmeyer
So hängt Europas Wirtschaft an den USA
Aktualisiert am 10.03.2020 - 16:50 Uhr
Container im Hamburger Hafen: Europas Wirtschaftswachstum liegt bei rund einem Prozent.
Die Konjunktur in Europa schwächelt. Dafür gibt es einen triftigen Grund, der nicht hausgemacht ist, ist Solvecon-Chefanalyst Folker Hellmeyer überzeugt.
Mit anderen Worten trifft die US-Politik losgelöst von internationalem Recht und internationalen Konventionen damit das Herz der deutschen und europäischen Wirtschaft, die in dem Investitionsgütersektor stark aufgestellt sind. Vor diesem Hintergrund ist die Widerstandskraft der Konjunkturlage der Eurozone mit einem Wachstum von circa 1,2 Prozent bemerkenswert.
An dieser Stelle ist ein Exkurs zwingend erforderlich, um die endogene Stärke der europäischen Konjunkturlage zu eruieren. Im Boom 2007 markierte die Arbeitslosenquote der Eurozone einen historischen Tiefstwert von 7,3 Prozent. Aktuell liegt der Wert bei 7,4 Prozent. Die Anzahl der Erwerbstätigen beläuft sich aktuell auf gut 160...
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Mit anderen Worten trifft die US-Politik losgelöst von internationalem Recht und internationalen Konventionen damit das Herz der deutschen und europäischen Wirtschaft, die in dem Investitionsgütersektor stark aufgestellt sind. Vor diesem Hintergrund ist die Widerstandskraft der Konjunkturlage der Eurozone mit einem Wachstum von circa 1,2 Prozent bemerkenswert.
An dieser Stelle ist ein Exkurs zwingend erforderlich, um die endogene Stärke der europäischen Konjunkturlage zu eruieren. Im Boom 2007 markierte die Arbeitslosenquote der Eurozone einen historischen Tiefstwert von 7,3 Prozent. Aktuell liegt der Wert bei 7,4 Prozent. Die Anzahl der Erwerbstätigen beläuft sich aktuell auf gut 160 Millionen Menschen in der Eurozone. 2007 lag dieser Wert bei gut 154 Millionen. Anders ausgedrückt liefern wiederkehrende Einkommen über gestiegene Beschäftigung und Reallohn-Steigerungen die wesentliche Grundlage für die aktuelle Konjunkturlage.
Auch der Blick auf die öffentliche Neuverschuldung betont die Widerstandkraft der Eurozone im bilateralen Vergleich zu den USA. Wo stünde das Wachstum der Eurozone bei einer Neuverschuldung nicht von 0,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), sondern bei 5,6 Prozent des BIP wie in den USA? Dieser massive qualitative Mangel bei den Wachstumskatalysatoren der USA wird in politisch korrekter Manier gerne von Medien und Märkten ausgeblendet. Der Blick auf den strukturellen öffentlichen Haushalt, der Primärhaushalt konjunkturell bereinigt, offenbart die Schwäche der selbsttragenden Kräfte der US-Ökonomie und die faktische Stärke der Eurozone im Vergleich zu den USA, Japan und dem UK.
Wie geht es weiter mit dem US-Handelskriegs gegen China? Seit Ausbruch hört man latent von US-Präsident Donald Trump, dass Handelskriege leicht zu gewinnen seien. In der Tat war das der Fall bei den Auseinandersetzungen mit Kanada und Mexiko, deren Wirtschaftskraft auch nur bei etwa 10 Prozent der US-Wirtschaftskraft liegt. Da ist im bilateralen Verkehr ein Knebelvertrag, nichts anderes wurde mit Kanada und Mexiko vereinbart und ist ohne Probleme umsetzbar.
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