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Solvency-II-Studie: Versicherer sind noch nicht bereit

Die Unternehmensberatung Bain & Company analysierte gemeinsam mit Towers Watson die Auswirkungen von Solvency II auf die wichtigsten Versicherer in den vier großen EU-Märkten Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien für das Leben-, Kranken- und Schaden-/Unfallgeschäft. Dabei konzentrierten sich die Forscher auf die risikobereinigte Profitabilität und die Solvenzquote. Die Solvenzquote ist eine Kennzahl unter Solvency II, die misst, ob ein Versicherer genügend Kapital vorhält, um eingegangene Risiken abzudecken.

Viele Versicherer sind noch unzureichend auf Solvency II vorbereitet, so das zentrale Studienergebnis. So weisen 25 Prozent der deutschen und 21 Prozent der britischen Lebensversicherer keine ausreichenden Solvenzquoten auf.

„Die wesentliche Ursache für dieses im europäischen Vergleich schwache Ergebnis ist der hohe Anteil von Rentenversicherungen mit langen Laufzeiten in Deutschland und Großbritannien“, so die Forscher. Jede vierte deutsche Lebensversicherung sei heute als Rentenversicherung ausgestaltet – Tendenz steigend. In Frankreich und Italien seien es hingegen weniger als 10 Prozent. Diese langlaufenden, traditionellen Lebensversicherungen mit einer garantierten Verzinsung erfordern unter Solvency II eine hohe Kapitaldeckung.

Ein anderes Bild ergibt sich bei den Schaden- und Unfallversicherern. Hier stehen die deutschen und britischen Häuser vergleichsweise gut da. Lediglich 8 Prozent der getesteten Versicherer in Großbritannien und kein einziger der untersuchten deutscher Versicherer verfehlt die von QIS5  festgelegte Kapitaldeckungsquote.

Rendite: Unterschiede zwischen traditionellen und fondsgebundenen Produkten

Bei der zweiten Kennzahl – der erwirtschafteten Rendite auf das eingesetzte Kapital –fällt die Differenz zwischen den einzelnen Versicherungssparten auf. So fanden die Forscher in der Lebensversicherung erhebliche Unterschiede zwischen traditionellen und fondsgebundenen Produkten. Während die traditionellen Produkte im europäischen Durchschnitt eine leicht negative risikobereinigte Rentabilität von minus einem Prozent ausweisen, glänzen die fondsgebundenen mit zum Teil zweistelligen Renditen.

Noch besser schnitt die Risikolebensversicherung ab. Hier lagen die Renditen im Durchschnitt bei 17 Prozent.

Bei den Sachversicherern zeigte sich, dass mit Kfz-Haftpflicht kaum Geld zu verdienen ist. Die risikobereinigte Rentabilität beträgt hier im europäischen Durchschnitt minus 3 Prozent. Mit Ausnahme von Großbritannien liegt sie auch bei der Versicherung von Eigentum und Gebäuden im negativen Bereich. Mit anderen Versicherungsprodukten wie der Haftpflicht lassen sich dagegen zumindest in einigen europäischen Märkten durchaus attraktive Renditen erwirtschaften.

In Sachen Kapital- und Risikomanagement haben Unternehmen Mängel, die sie schnell beseitigen sollten, erklärt Gunther Schwarz, Partner bei Bain & Company und Leiter der Versicherungs-Praxisgruppe für Europa. „Schon bei mittelgroßen Unternehmen dauert die Einführung neuer Prozesse angesichts der Komplexität rund zwei Jahre.“ Auch wenn die Einführung des neuen EU-Regelwerks auf das Jahr 2014 verschoben werde, hätten die Gesellschaften also keine Zeit zu verlieren.

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