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in Corona-KriseLesedauer: 3 Minuten

Solvenzquoten 2020 „Versicherungsbranche passt sich agil an die Krise an“

Finanzmarktdaten: In der aktuellen Corona-Krise sieht sich der BdV mit seinen Warnungen bestätigt. Der GDV sieht der Zukunft der Lebensversicherung hingegen zuversichtlich entgegen.
Finanzmarktdaten: In der aktuellen Corona-Krise sieht sich der BdV mit seinen Warnungen bestätigt. Der GDV sieht der Zukunft der Lebensversicherung hingegen zuversichtlich entgegen. | Foto: Foto von Burak K von Pexels
Felix Hufeld, Bafin

Die heftigen Kursstürze infolge der Corona-Krise belasten auch Deutschlands Versicherer, die Kundengelder als institutionelle Anleger am Kapitalmarkt investieren. „Noch wissen wir nicht, ob sich die Verwerfungen verstetigen, die wir gerade auf der Asset-Seite sehen“, erklärte hierzu jetzt Felix Hufeld, Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). Besonders betroffen seien die Lebensversicherer, die bereits zuvor unter den Niedrigzinsen litten.

Für existenzbedrohend hält Hufeld die aktuelle Lage jedoch nicht. „Zwar werden die Solvenzquoten wohl sinken. Das hat unsere Abfrage bei ausgewählten Lebensversicherern ergeben. Aber bei keinem dieser Unternehmen kommt es zu einer Unterdeckung.“ Zukünftige Engpässe bei der Liquidität – sollte umfangreich das Neugeschäft einbrechen, Policen gekündigt und Beiträge gestundet werden – will Hufeld jedoch nicht ausschließen.

Herausforderung durch Corona-Virus

Jörg von Fürstenwerth, GdV

Zuversichtlich zeigt sich hier Jörg von Fürstenwerth. „Denn unsere Branche passt sich agil an die Krise an: Die Solvenzquoten der Lebens- und Schaden-/Unfallversicherer waren vor Beginn der Krise auf einem auskömmlichen Niveau“, so der Vorsitzende der Geschäftsführung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). „Die Branche ist sich der Herausforderung durch die Corona-Epidemie bewusst.“

„Versicherer setzen sich regelmäßig mit verschiedenen Szenarien, darunter auch Pandemie-Szenarien und deren Auswirkungen auf die Solvenzlage, intensiv auseinander“, so Fürstenwerth weiter. Die Unternehmen gewährleisten demnach durch neue digitale Prozesse den laufenden Geschäftsbetrieb und verfügen über „diverse Maßnahmen ihres Risikomanagements, beispielsweise die Absicherung von Aktienbeständen gegen Kursverluste“.

Langfristig sinkende Solvenzquoten

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Axel Kleinlein, BdV

Dennoch könnte die Corona-Krise langfristig zu sinkenden Solvenzquoten der Versicherungsunternehmen führen. Denn nicht nur die fallenden Aktien- und Anleihekurse drücken den bilanziellen Wert ihrer Kapitalanlagen. Zudem kommt es in den aktuellen Krisenzeiten zu weniger Neugeschäft und damit geringeren Prämieneinnahmen. Und die versicherungstechnischen Rückstellungen könnten wegen der sinkenden Zinsen steigen.

In diesen Punkten sieht sich Axel Kleinlein bestätigt, der regelmäßig auf die „mehr als angespannte Situation der Lebensversicherungsunternehmen“ hinweist: „Die Probleme sind hausgemacht und bestehen bereits seit Jahren“, sagt der Vorstandssprecher des Bund der Versicherten (BdV). „Corona ist jedoch nicht der Grund für diese Probleme, sondern nur ein Katalysator.“

Hohe Belastungen durch Garantien

„Lebensversicherer dürften Probleme bekommen, wenn sie in ihrer Kapitalanlage hohe Marktrisiken aufweisen und wenig diversifiziert sind. Hier hätten sie in der Vergangenheit mehr Eigenkapital zuschießen müssen. Dafür ist es jetzt sehr spät“, urteilt Kleinlein. Die Probleme verstärken sich, wenn Unternehmen wegen hoher Garantiebelastungen keine positiven Gewinnerwartungen haben. Das war 2018 bereits bei jedem siebten Unternehmen der Fall.

„Hufeld weist zu Recht auf Gefahren einer zu geringen Liquidität hin“, so Kleinlein weiter. Dies betreffe insbesondere Run-Off-Unternehmen: „Wenn zum Beispiel der Mutterkonzern nicht für eine ausreichende Eigenkapitalzufuhr sorgen kann, können solche Unternehmen folglich vor Problemen stehen. Die expliziten Warnungen der Bafin vor Liquiditätsproblemen, wenn das Neugeschäft einbricht, betreffen Run-Off-Gesellschaften ohnehin.“

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