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Projekte für die Gesellschaft Soziale Anleihen stehen vor einer großen Zukunft

Wohnhäuser in Berlin
Wohnhäuser in Berlin: Mit Sozialanleihen lässt sich beispielsweise die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum finanzieren. | Foto: Imago Images / Schöning

Die Emission nachhaltiger Anleihen brach 2022 zum ersten Mal ein: Nach einem Rekordwert von 1,1 Billionen US-Dollar im Jahr 2021 fiel das Volumen auf 863 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022.

Am stärksten vom Rückgang betroffen waren Sozialanleihen. Diese finanzieren Aktivitäten, mit denen soziale Probleme wie Ungleichheit oder der Zugang zu bezahlbarem Wohnraum angegangen werden. Ihr Emissionsvolumen ging im vergangenen Jahr um 41 Prozent zurück (siehe Grafik) und sank im ersten Quartal 2023 ebenfalls, wenn auch langsamer. Aus unserer Sicht war 2021 ein außergewöhnliches Jahr für soziale Anleihen: Die Pandemie führte zur Mobilisierung riesiger Summen, mit denen die Staaten auf Arbeitsplatz- und Einkommensverluste sowie andere Probleme im Zusammenhang mit den Lockdowns reagierten.

Grafik: Volumen neuer sozialer Anleihen nach Emittenten in Mrd. US-Dollar

Staatliche Emittenten und Banken dominieren den Markt

Malika Takhtayeva

Seit 2017 hat die Emission von Sozialanleihen einen Aufschwung erlebt. Sie stieg während der Pandemie deutlich an, um beispielsweise Ausgaben für Gesundheits- und Beschäftigungsschutz zu finanzieren.

Mehrere Akteure dominieren die Emittentenlandschaft. Weltweit führend ist die französische Regierungsbehörde CADES. Laut der Publikation Responsible Investor entfallen derzeit 32 Prozent der Emissionen auf CADES und 33 Prozent auf das EU-SURE-Programm, mit dem der Schutz von Arbeitsplätzen innerhalb der Europäischen Union finanziert wird.

Auch Unternehmen treten in den Markt ein, allerdings recht langsam: Basierend auf Daten von Bloomberg New Energy Finance für das erste Quartal 2023 stammen 77 Prozent der ausstehenden sozialen Anleihen von regierungsnahen Emittenten, 17 Prozent von Finanzinstituten wie Banken und der Rest von Unternehmen wie Basiskonsumgüterherstellern. Das liegt wohl daran, dass in diesen Bereichen soziale Probleme direkt angegangen werden können – was sich im verarbeitenden Gewerbe und dem Dienstleistungssektor schwieriger gestaltet.

Impact-Messung lässt sich nur schwer standardisieren

Xuan Yong

Viele Investoren sind zunehmend bestrebt, mit ihrem Kapital einen echten positiven Einfluss auszuüben. Bei grünen Anleihen werden die Erlöse in der Regel für den Klimaschutz verwendet. Die Wirkung lässt sich beispielsweise mit Daten zu eingesparten CO2-Emissionen konkret belegen.

Bei Sozialanleihen ist das schwieriger: Die mit ihnen finanzierten Projekte umfassen ein breites Spektrum – von bezahlbarem Wohnraum bis hin zur Schaffung von Arbeitsplätzen. Da sich die relevanten Kennzahlen je nach Thema unterscheiden, ist die Entwicklung von Standards eine Herausforderung.

Dennoch: Der Markt ist noch relativ jung und arbeitet daran. Der im Juni veröffentlichte aktualisierte harmonisierte Rahmen für die Impact-Berichterstattung der International Capital Market Association (ICMA) für soziale Anleihen dürfte für mehr Klarheit sorgen.

 

Vorsicht vor Social Washing

Im Kontext umweltorientierter Investments heißt Greenwashing, dass nur vorgeblich grüne Projekte finanziert werden. Bei sozialen Anleihen müssen sich Investoren entsprechend vor Social Washing in Acht nehmen. Dieser Begriff kann unterschiedlich interpretiert werden. Für uns bedeutet er: Es gibt keinen klaren Beweis dafür, wie die Erlöse tatsächlich verwendet werden, um positive soziale Ergebnisse zu erzielen.

Zum Beispiel haben soziale Anleihen, die Autobahnen finanzieren und damit bereits gut angebundene städtische Siedlungen verbinden, keinen eindeutig positiven sozialen Effekt.

Wir begegnen dem Risiko von Social Washing bei unseren Investments anhand der Prüfsteine „Ehrgeiz“, „Spezifität“ und „Integrität”. Die Emittenten sollen darlegen, wie sie zu sozialen Zielen beitragen wollen, spezifische Zielgruppen und soziale Unterschiede definieren und darüber berichten, wie die Verwendung der Erlöse hilft. Wir gehen davon aus, dass sich auch die Behörden in Zukunft verstärkt mit Social Washing befassen werden.

Fortschreitende Regulierung sollte Wachstum fördern

Investoren versuchen immer mehr, finanzielle Renditen und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft in Einklang zu bringen. Daher erwarten wir, dass die Nachfrage nach sozialen Anleihen steigen wird.

Damit das Label jedoch seine Glaubwürdigkeit behält und höhere Investitionen anzieht, müssen unserer Meinung nach alle sozialen Anleihen „Ehrgeiz“, „Spezifität“ und „Integrität“ aufweisen. Auch wenn die Volumina zuletzt gesunken sind, rechnen wir mit einer Erholung. Wir gehen davon aus, dass sich in den kommenden Jahren die notwendige Regulatorik entwickeln und zum Wachstum des Marktes beitragen wird – und sind der Meinung, dass sozialen Anleihen eine große Zukunft bevorsteht.

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