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Hauseigenes KI-Modell: Sparkassen gehen Sonderweg
Die Sparkassen wollen ihr künftiges hauseigenes KI-Modell, den generativen Chatbot „Sparkassen-KI-Pilot“, im Rechenzentrum des Sparkassen-IT-Dienstleisters Finanz Informatik (FI) laufen lassen. Dafür rüsten sie mit Hunderten Chips des US-Konzerns Nvidia auf, wie das Handelsblatt berichtet. Ein völlig eigener Weg. Denn üblicherweise nutzen Unternehmen, die bereits KI einsetzen, dafür große Public-Cloud-Anbieter, wie Amazon, Microsoft oder Google.
Es ist eine Art Mietverhältnis: Bezahlt wird nur die genutzte Rechenkapazität, die die KI-Anwendungen benötigen. Die laufen wiederum in einem privaten, geschützten Bereich der jeweiligen Cloud.
Sparkassen setzen auf Datenhoheit und Prüfbarkeit
Zudem setzen die meisten Firmen auf Sprachmodelle des US-amerikanischen Softwareunternehmens OpenAI, das den Chatbot ChatGPT entwickelt hat. Auch hier weichen die Sparkassen von der Norm ab: Die FI nutzt frei zugängliche KI-Modelle des französischen Softwareunternehmens Mistral AI und des Internetkonzerns Meta, wie wie FI-Chef Andreas Schelling dem Handelsblatt erklärte. Sie können dann den jeweiligen Bedürfnissen angepasst werden.
Datenhoheit und Prüfbarkeit führt der IT-Dienstleister demnach als Argumente für den eigensinnigen Weg der Sparkassen an: „Erstens ist den Sparkassen Datensicherheit sehr wichtig. Zweitens gehen wir davon aus, dass es durch den AI Act der EU Dokumentationspflichten gibt, die Unternehmen besser erfüllen können, wenn sie die KI selbst betreiben.“
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Das EU-Gesetz zur KI-Regulierung, der sogenannte Artificial Intelligence Act (AI-Act), soll im Sommer in Kraft treten. Dann sollen Unternehmen unter anderem dazu verpflichtet werden, verwendeten Daten und Modelle detailliert zu dokumentieren.
Kosten enorm: Skepsis gegenüber Sparkassen-Vorhaben
Zweifel am Vorgehen der Sparkassen äußert unter anderem der IT-Dienstleister Adesso: Vorstand Benedikt Bonnmann wirft gegenüber dem Handelsblatt die Frage auf, ob sich die riesige Investition in eigene KI-Rechenkapazitäten lohnt. Immerhin koste schon ein einziger Grafikprozessor von Nvidia 30.000 Euro, benötigt werden mindestens mehrere Hundert. Der Weg über einen großen Public-Cloud-Anbieter sei nicht nur deutlich kostengünstiger, sondern auch schneller umsetzbar.
Auch die Konkurrenz äußert sich skeptisch. So sagte ein hochrangiger Bankmanager der Wirtschaftszeitung, dass er es für „nicht besonders clever“ halte, KI im eigenen Rechenzentrum voranzutreiben. Zum einen wegen der Kosten, aber auch weil die Sparkassen dann bei neuen technischen Entwicklungen seitens Googles, Microsoft und Co. hinterherhinken würden.
Im Sommer soll es dennoch so weit sein, wie FI-Chef Schelling ankündigte: Die Sparkassen werden mit ihrem eigenen GPT an den Start gehen. Ziel sei es dann, einen Teil der Prozesse bei den Sparkassen weitgehend zu automatisieren und die Effizienz zu erhöhen.