Europaweite Umfrage Bis zu 30 Prozent sparten wegen Corona an der Vorsorge
Etwa zwei Jahre nach Ausbruch der Corona-Pandemie hat sich die anfängliche Krisenstimmung bei vielen Menschen gelegt. Sie lernen, mit der Gesundheitsgefahr zu leben und gewöhnen sich an die neue Normalität mit Schutzmaske und Impfnachweis. Auch bei ihrer finanziellen Vorsorge für den Ruhestand haben sie den Panikmodus hinter sich gelassen. Das zeigt eine Umfrage des europaweiten Branchenverbands der Versicherer unter rund 16.800 Menschen im Alter zwischen 18 bis 70 Jahren: Insurance Europe hatte im vorigen Sommer untersuchen lassen, wie sich Covid-19 auf das Vorsorgeverhalten der Erwachsenen in 16 europäischen Ländern auswirkt.
Mehrheit hält an Altersvorsorge fest
Der Kernbefund sei erfreulich, kommentiert Peter Schwark in der aktuellen Ausgabe von „Altersvorsorge kompakt“, die der von ihm mitgeführte Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) herausgibt. Für 73 Prozent der Europäer hätten die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie demnach keinen Einfluss darauf, wie sie zusätzlich fürs Alter vorsorgen. In Deutschland hätten lediglich 8 Prozent der Befragten wegen Corona an ihrer Altersvorsorge gespart. Zum Vergleich: In Griechenland und Portugal verschoben oder kürzten mehr als 30 Prozent Beiträge für die Altersvorsorge oder kündigten einen entsprechenden Vertrag.
Hallo, Herr Kaiser!
Ein ähnliches Szenario befürchteten Interessenvertreter der Vermittlerbranche im Frühjahr 2020 auch hierzulande. „Die meisten Versicherer bieten ihren Kunden unbürokratische Liquiditätshilfen wie Beitragsstundungen und andere Möglichkeiten“, berichtete damals der Bundesverband Finanzdienstleistung AfW. Zur Vielfalt der sehr individuellen Regelungen zählte demnach auch die Beitragsfreistellung. Dennoch sei die „zentrale Herausforderung“ sowohl für Versicherer als auch Vermittler die Storno-Prävention gewesen. Sechs vom AfW befragte Versicherer verfügten demnach über Storno-Sonderregelungen und leisteten Vertriebspartnern in Notlagen finanzielle Hilfen.
Bei der Wahl ihrer zusätzlichen Altersvorsorge zählt für die große Mehrheit der Europäer vor allem Sicherheit. Mehr als 80 Prozent der Befragten ist Sicherheit mit geringerem Ertrag lieber als Rendite mit höherem Risiko. Die Deutschen liegen hierbei mit 84 Prozent Zustimmung zur sicheren Anlagealternative nur knapp über dem europäischen Durchschnitt. „Die angestrebte Öffnung der zusätzlichen Altersvorsorge für ertragreichere Anlageklassen – so sinnvoll sie in Zeiten von Negativzinsen ist – sollte daher die Balance zwischen Ertragschancen und kontrolliertem Risiko halten“, so der stellvertretende GDV-Hauptgeschäftsführer Schwark.