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Spieler der Macht Wie sich mit der Spieltheorie das Handeln von Trump, Varoufakis & Co. erklären lässt

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Top-Ergebnis nur mit Kooperation

Letzteres erklärt ein Blick auf das Gefangenendilemma, ein ähnlich legendäres Spiel wie das der Angsthasen. Zwei Gefangene haben dabei die Wahl, zusammenzuarbeiten und die Aussage zu verweigern oder aber die vorgeworfenen Verbrechen zu gestehen. Zwar ist es optimal, wenn beide schweigen, diese Strategie-Kombination ist aber unsicher, weil sich der andere Gefangene mit einem Geständnis einen Vorteil verschaffen kann (siehe Grafik oben). Ein Nash-Gleichgewicht ist erreicht, wenn die Gefangenen gestehen. Dann kann sich keiner mehr durch ein anderes Verhalten einen Vorteil verschaffen. Leider liefert dieses Gleichgewicht kein optimales Ergebnis. Dazu müssten sie kooperieren und gemeinsam leugnen.

Auch andere Politiker in Top-Positionen gehen wie einst Tsipras und Varoufakis spieltheoretisch vor. Dass etwa US-Präsident Donald Trump mit Vorliebe Extrempositionen einnimmt und auch nicht an Drohungen spart, ist laut Spieltheoretiker Vöpel kalkuliert. Es seien strategische Warnungen, in der Politik wie im Spiel bis zum Äußersten zu gehen: „Wer die Bereitschaft signalisiert, sich bis an den Rand des Abgrunds zu bewegen, will Gegenspieler aus Angst vor dem gemeinsamen Absturz zum Nachgeben bringen.“

Das Schreckgespenst eines zunehmenden Protektionismus, das nicht zuletzt die neue US-Administration verbreitet, führt ebenfalls zu dem klassischen Gefangenendilemma: Ohne Kooperation wird es zwar ein Nash-Gleichgewicht, aber keinen Gewinner geben. „Menschen gehorchen denselben Regeln, wenn sie spielen und wenn sie wirtschaftliche Entscheidungen treffen. Das Gleichgewicht kann aber die schlechteste Lösung sein“, hat schon Nash gewusst. Die beteiligten Volkswirtschaften bremsen auf Dauer ihr Wachstum und senken den Wohlstand der Bevölkerung.

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Dass Nash viele Jahrzehnte nach seiner Doktorarbeit gemeinsam mit Reinhard Selten und John Harsanyi in Stockholm die Nobel-Auszeichnung für seine Arbeit entgegennehmen konnte, war nicht selbstverständlich. Zwar galt er bereits Anfang der 50er Jahre als herausragender Mathematiker, der unter anderem für den Geheimdienst gearbeitet haben soll, um die Spieltheorie auf strategische Situationen im Kalten Krieg anzuwenden. Doch nur wenige Jahre später ging es steil bergab. Schon mit Anfang 30 wurde klar, dass Nash an Schizophrenie leidet. Seinen damaligen Posten am berühmten Massachusetts Institute of Technology musste er 1959 räumen und sich stationär behandeln lassen. Er konnte die Klinik bald wieder verlassen, doch von diesem Zeitpunkt an wechselten sich die Aufenthalte in Nervenheilanstalten und in Universitäten regelmäßig ab.

Wegen seiner Krankheit gab der Wissenschaftler zwischen 1966 und 1996 keine einzige Publikation heraus. Erst als Nash in den 90er Jahren in Princeton forschte, konnte er wieder zu alter Stärke finden. Sein Thema war seitdem vor allem die Geldtheorie. Im Zuge dessen ermahnte er 2011 Deutschland, sich für den Erhalt der Eurozone einzusetzen. Die Kosten, um Länder wie Griechenland zu retten, schätzte er weit geringer ein als den Profit, den die größte europäische Volkswirtschaft aus der Währungsunion schlagen kann.

Im Mai 2015 erhielt Nash in New York mit dem Abelpreis einen der wichtigsten Preise für Leistungen auf dem Gebiet der Mathematik. Auf dem Heimweg starb er zusammen mit seiner Ehefrau bei einem Autounfall.

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