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SRI-Experte Constantin Lisson Was bei nachhaltigen Geldanlagen zu beachten ist

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Eine Alternative zu klassischen Nachhaltigkeitsfonds können ETFs sein, die Nachhaltigkeitsindizes abbilden. Hier findet die Wertpapierauswahl streng systematisch beim Indexanbieter statt, sodass einerseits volle Transparenz bezüglich der Auswahlkriterien herrscht und andererseits eine höhere Anzahl an Titeln im Portfolio enthalten ist. Ein solches Portfolio ist breit diversifiziert und ein entsprechender ETF ist oft zu einer Kostenquote verfügbar, die weit unter der eines aktiv verwalteten Nachhaltigkeitsfonds liegt.

Der Ausschlussprozess basierend auf Negativkriterien kann am Beispiel des MSCI Europe SRI-Index veranschaulicht werden. Der Mutterindex MSCI Europe enthält 439 Titel. Der Tochterindex MSCI Europe SRI wird durch ein Ausschlussverfahren konstruiert. Es verbleiben im MSCI Europe SRI 116 Titel. Der nachhaltige Index besteht also aufgrund der strengen Exklusionskriterien aus wesentlich weniger Titeln als der Mutterindex.

Ein solcher Wertpapierausschluss ist vollständig transparent. Im ersten Schritt erfolgen wertebasierte Branchenausschlüsse. Solche Unternehmen, die mindestens fünf Prozent ihres Jahresumsatzes in Branchen wie Rüstung, Pornographie oder Gentechnik erzielen, sind nicht Teil des Index und damit nicht Teil von ETFs, die den Index abbilden. In einem zweiten Schritt werden alle verbleibenden Unternehmen einer Beurteilung nach 37 ESG-Kriterien unterzogen.

Der Begriff der Nachhaltigkeit ist in diesen ESG-Kriterien weit gefasst: Es fließen Variablen aus den Bereichen Umwelt (E wie Environmental), Soziales (S wie Social) und Corporate Governance (G wie Governance) ein. Hierzu zählen klassische „grüne“ Kriterien wie Kohlenstoffdioxidemissionen, aber auch Kriterien wie Steuertransparenz und Arbeitsbedingungen in der Lieferkette. So wird für den Anleger vollständig nachvollziehbar ein deutlich besseres Nachhaltigkeitsprofil als im Vergleichsmarkt gewährleistet.

Klassische Nachhaltigkeitsfonds eignen sich oft lediglich als Beimischung zum Gesamtportfolio, da sie zu konzentriert investieren, um eine ausreichende Risikostreuung zu gewährleisten. Bei dem oben beschriebenen Ausschlussverfahren ist dies anders. Demnach eignen sich nachhaltige ETFs auch als Kernstück der Vermögensanlage. Einziger Wermutstropfen: Der starke Wettbewerb, der sich seit einigen Jahren im ETF-Markt beobachten lässt, ist im Markt für nachhaltige ETFs bislang nicht angekommen; das Angebot an nachhaltigen ETFs ist noch weit geringer als das Angebot an nicht-nachhaltigen ETFs, weshalb die laufenden Kosten für nachhaltige ETFs etwas höher sind als bei herkömmlichen ETFs.

Dennoch liegen die Kosten für ESG-ETFs regelmäßig weit unter denen von aktiven Nachhaltigkeitsfonds. Vor dem Hintergrund der intensiven regulatorischen Förderung nachhaltiger Formen der Kapitalanlage ist in den kommenden Jahren auch im ESG-ETF-Markt ein stärkerer Preiskampf absehbar.

Wer sich also unter konsequenter und transparenter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien den Welt-Aktienmärkten aussetzen möchte, kann in nachhaltigen ETFs ein attraktives Instrument finden. Wer die Aufteilung des Vermögens auf die einzelnen ETFs und die Risikokontrolle durch Rebalancierung nicht selbst übernehmen möchte, kann sich an einen digitalen Vermögensverwalter wenden.

Autor Constantin Lisson verantwortet im Investment-Team des digitalen Vermögensverwalters Liqid den Bereich quantitative Analyse. Er ist außerdem Spezialist für nachhaltiges Investieren und kümmert sich um die nachhaltige Strategie des Hauses.

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