Willkommene Diversifikation Warum Staatsanleihen für robuste Portfolios sorgen

Die weltweite Inflationsdynamik – und der damit verbundene Anstieg der Anleiherenditen – wurde in erster Linie durch die Anhäufung überschüssigen verfügbaren Einkommens während der Pandemie, dem anschließenden Wiederhochfahren wichtiger verbraucherorientierter Volkswirtschaften und anhaltenden Lieferkettenproblemen verursacht. Ab Februar 2022 verschärfte der Einmarsch Russlands in der Ukraine die globalen Rohstoffengpässe. Die Renditeanstiege von Anleihen, die auf die geldpolitische Straffung der Zentralbanken zur Eindämmung der Hochinflation zurückzuführen sind, fielen in Großbritannien besonders drastisch aus: Hier schnellte die Rendite britischer Staatsanleihen (Gilts) im September 2022 im Sog der kurzlebigen Regierungspolitik der Premierministerin Liz Truss drastisch in die Höhe (Grafik 1). Liability-Driven Investment (LDI)-Programme führten zu Zwangsverkäufen von großen Gilt-Positionen.
Grafik 1: Renditen 10-jähriger britischer und amerikanischer Staatsanleihen

Diese Renditeanstiege bei Anleihen als Vermögenswerten, die mit dem geringsten Risiko behaftete Cashflows liefern, führten zu einem entsprechenden Rückgang der Preise für Risikoanlagen insgesamt. Angesichts dieser generellen Entwicklung hätte ein vorausschauender Anleger zu Beginn des Jahres 2022 ein Portfolio mit viel Bargeld, Rohstoffen (bis Juni) und nicht viel mehr halten können – kein ideales Portfolio aus Sicht der stabilen Einkommensgenerierung.
Trotzdem haben einige Faktoren dazu beigetragen, dass unsere Multi-Asset-Einkommensstrategie im Jahr 2022 erfolgreich war. So hatten wir zum Ende des Niedrigzinsumfelds hin eine niedrige Duration gehalten. Diese wurde bis weit ins Jahr 2022 beibehalten und verringerte die Auswirkungen von Renditeanstiegen auf den Kapitalwert unserer Anleihebestände. Wir profitierten außerdem von einem bedeutenden US-Dollar-Exposure in Verbindung mit unserer US-Aktienposition, deren Wert im zunehmend risikoärmeren Umfeld deutlich anstieg. Zusätzlich zu diesen Faktoren weisen unsere Aktienpositionen eine ausgeprägte Tendenz zu Einkommen aus Qualitätsaktien auf. Vor diesem Hintergrund haben wir stark zinssensible spekulative Technologiewerte, die im vergangenen Jahr die stärksten Kursverluste hinnehmen mussten, weniger stark gewichtet (Grafik 2).
Grafik 2: Columbia Threadneedle Global Multi-Asset Income versus globale Aktien und Anleihen*

Da die eingeleitete Straffung der Geldpolitik wachstumshemmend auf die Volkswirtschaften einwirkt und sich gleichzeitig die Lieferkettenproblematik weltweit verbessert, sind wir der Ansicht, dass wir den Höhepunkt der Inflation, der aggressiven Rhetorik der Zentralbanken und infolgedessen des Renditeanstiegs erreicht haben. In der zweiten Jahreshälfte 2022 wuchs unsere Überzeugung vom nahen Erreichen dieser Entwicklung, deren Zeuge wir nun sind. Wir begannen, die Vorteile der Renditeniveaus zu nutzen und Durationsengagements in hochwertigen festverzinslichen Wertpapieren aufzubauen (Grafik 3). Dies geschah in erster Linie mittels Investment-Grade-Anleihen, US-Treasuries und britischen Gilts, die wir auf dem Höhepunkt der Liability-Driven-Investment-Krise mit einem erheblichen Abschlag ins Portfolio aufnahmen. Wir nutzten darüber hinaus die Tiefstände des Pfund Sterling, um die hohe US-Dollar-Position unserer Strategie erheblich zu reduzieren.
Grafik 3: CT Global Multi-Asset Income Duration (in Jahren)

Seitdem haben wir einen Teil unseres Gilt-Engagements in US-Treasuries umgeschichtet, da sich die Gilts parallel zum politischen Umfeld in Großbritannien erholten. Bei Renditen von 3,5 bis 4 Prozent sind wir unverändert der Meinung, dass US-Treasuries und Gilts ein attraktives Ertragsniveau und gute Diversifizierungseigenschaften bieten. Obwohl wir davon ausgehen, dass die Kernrenditen von ihrem derzeitigen Niveau zurückstecken werden, rechnen wir nicht mit einem schnellen Rückgang auf das Niveau von 2020. Der Hintergrund: Der Arbeitskräftemangel ist weiterhin hoch und eine Reihe von Themen, die sich aus der Pandemie und den schwelenden Handelskonflikten ergeben und letztlich eine fortschreitende Deglobalisierung anstoßen könnten, haben das Potenzial, zu einer strukturell höheren Inflation als 2 Prozent zu führen.
Damit verbunden wäre ein höheres durchschnittliches Renditeniveau von Staatsanleihen, wie wir es seit 2010 nicht mehr gesehen haben. Dies dürfte die Aussichten für unsere Multi-Asset-Einkommensstrategie optimieren, da diese willkommenen Diversifikatoren stetige Erträge bieten.
Die Möglichkeit, Staatsanleihen zu halten ohne auf Erträge verzichten zu müssen, ist ein wichtiges Element unserer Strategie, um die Volatilität zu steuern und gleichzeitig ein attraktives Ertragsniveau sicherzustellen. Tatsächlich ist die Strategie heute wohl besser gegen eine klassische Konjunkturabschwächung abgesichert als zu Beginn des Jahres 2022 – während sie zugleich eine hohe allokationsgewichtete Terminrendite von 4,5 Prozent verspricht.