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Staatsanleihen mit negativer Rendite Anleger gehen lieber auf Nummer sicher

Aber die Zeiten am Bondmarkt sind nicht normal. Europa nimmt Kurs auf eine längere deflationäre Phase, die Ölpreise fallen und die Anzeichen für ein schwächeres Wachstum der Weltwirtschaft mehren sich. Da seien einige Kunden mehr denn je bereit, etwas Geld zu verlieren, wenn sie dafür die Sicherheit von Staatsanleihen erhalten, sagt Amey, der in London für Pacific Investment Management Co. (Pimco) tätig ist.

Die Anleihekurse sind derzeit so hoch, dass die Renditen von Staatspapieren aus Industrieländern im Volumen von mehr als 4 Billionen Dollar negativ geworden sind. Das heißt, die Investoren bezahlen effektiv ein Dutzend Länder, darunter Deutschland, Frankreich und Japan, dafür, Schulden zu machen und Geld aufzunehmen.

“Das ist kein gutes Gefühl”, sagt Amey. Pimco zählt laut Daten von Bloomberg neben Blackrock, Deutsche Asset & Wealth Management und Vanguard Group zu den größten Investoren in Länder mit negativen Anleiherenditen.

In der vergangenen Woche hat der Präsident der Europäischen Zentralbank Mario Draghi ein Anleihekaufprogramm (QE) im Volumen von 1,1 Billionen Euro ab März angekündigt, um eine Deflation im Euroraum zu verhindern. Auch wenn der Schritt mehr Investoren in riskantere Anlagen treiben dürfte, ist es nach Einschätzung von David Tan von JPMorgan Asset Management in London möglich, von Bonds mit negativer Rendite zu profitieren.

Die quantitative Lockerung der EZB wird die Kurse auch der teuersten Staatsanleihen noch nach oben treiben. Gleichzeitig wird das Deflationspotenzial im Euroraum anhalten, so dass die Kaufkraft der Investoren steigt.

“Es macht immer noch Sinn, die Bonds zu halten”, wenn die Alternative ein negativer Einlagenzins der EZB von minus 0,2 Prozent sei, sagt Tan, Leiter weltweite Zinsen bei JPMorgan Asset. Er hat deutsche fünfjährige Papiere gekauft als die Rendite im Januar auf null fiel. Seither ist der Kurs gestiegen und die Rendite sank mit minus 0,06 Prozent in der vergangenen Woche auf ein Allzeittief. Laut Daten von Bloomberg ist die durchschnittliche Rendite für Staatsanleihen aus dem Euroraum auf rekordniedrige 0,68 Prozent abgeschmolzen.

“Es ist eine einmalige Situation”, sagt Oliver Eichmann, Co-Leiter Festverzinsliche bei Deutsche Asset in Frankfurt. “Wir versuchen es zu vermeiden, Anlagen mit negativer Rendite zu kaufen oder zu halten. Das ist etwas Neues und etwas, an das wir uns erst gewöhnen müssen.”

Mehr als ein Dutzend von Bloomberg befragter Finanzhäuser, darunter JPMorgan Chase & Co., Goldman Sachs Group und Deutsche Bank, sagen für den Euroraum 2015 eine Deflation voraus.

In Anbetracht der EZB-Anleihekäufe geht Eichmann davon aus, dass die negativen Renditen in Europa anhalten werden. Hinzu kommt, dass viele der größten Vermögensverwalter kaum eine andere Wahl haben, als die Papiere zu kaufen, denn sie betreuen zahlreiche Fonds, die Indizes abbilden.

Blackrock, der weltgrößte Vermögensverwalter, ist laut Daten von Bloomberg der größte Investor bei französischen Anleihen und die Positionen konzentrieren sich auf börsennotierte Fonds (ETF). Die beiden größten Positionen der New Yorker Gesellschaft, Papiere mit Fälligkeit 2016 und 2018, rentieren unter null. Vanguard aus Valley Forge in Pennsylvania, hält in seinem 27,6 Milliarden Dollar schweren Total International Bond Index Fund mehr als 40 Prozent des Anlagevolumens in japanischen, deutschen und französischen Staatsanleihen.

Wenn sie nicht durch die Anlagevorschriften ihrer Fonds eingeschränkt sind, haben einige Vermögensverwalter bereits damit begonnen, auf riskantere Anlagen umzusteigen. Sie bieten größere Erträge, die nicht nur auf Kursgewinnen beruhen, wie Amey berichtet.

Allein in der vergangenen Woche legten 30-jährige Bonds von Griechenland und Portugal, die eine Rendite von 7,54 Prozent beziehungsweise 3,5 Prozent bieten, die größte Rally unter den von Bloomberg beobachteten Industrieländern hin. Und die Nachfrage nach US-Treasuries drückte die Rendite der 30-jährigen Papiere am Montag auf ein Rekordtief bei 2,33 Prozent.

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