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Staatsanleihen Wie groß ist der Appetit auf 100-jährige US-Bonds?

Das US-amerikanische Finanzministerium hat am Freitag eine Umfrage unter den Primär-Dealern gestartet und bittet um detaillierte Auskunft über deren Appetit auf 40, 50 oder 100 Jahre laufende Bonds, wie Bloomberg-Reporterin Alex Harris am Dienstag berichtete. Obwohl das Ministerium nicht zum ersten Mal mit dem Gedanken lang laufender Schulden spielt, ist dies wohl die detaillierteste und gezielteste Anfrage, an die man sich in der jüngeren Vergangenheit erinnern kann.

Theoretisch macht das Sinn. Die USA werden in den kommenden Jahren noch mehr Geld benötigen, wenn einige der drastischen und unerwarteten Änderungen im Haushalt der Nation sich materialisieren. Andere Staaten haben solche Papiere mit Leichtigkeit platziert, und Investoren zeigen ein eindeutiges Interesse an lang laufenden Anleihen, wie die fallende 30-Jahres-Rendite illustriert.

Aber in der Praxis bedeutete die Platzierung 50-jähriger Anleihen, dass die USA entweder die großen Wall-Street-Banken dazu zwingen müssen, mehr Risiken einzugehen als ihnen lieb ist, oder sie für die Platzierung der Anleihen zu bezahlen. Beide Varianten sind politisch nicht vertretbar.

Weltgrößter Anleihenmarkt

Die Herausforderung für die USA bei der Begebung von 50 oder 100 Jahre laufenden Anleihen zeigt, wie stark sich der 13,9 Billionen US-Dollar schwere US-Staatsanleihemarkt von anderen Märkten auf dem Planeten unterscheidet. Es ist nicht nur der größte Markt für Schuldtitel, sondern Händler erwarten auch, dass die Bonds regelmäßig emittiert und gehandelt werden. Das Land verlässt sich dabei auf die großen Banken, die einen Auktionsprozess ermöglichen, in dem Investoren ihre Gebote abgeben und Zuteilungen gemäß der Höhe dieser Gebote relativ zu anderen erhalten.

Primär-Dealer, darunter Banken wie JPMorgan Chase & Co., Morgan Stanley und Bank of America Corp., müssen bei jeder Auktion mitbieten und stellen somit ein Auffangnetz dar. Wenn diese Banken an einer Auktion ultra lang laufender Anleihen teilnehmen würden, bedeutete das für sie das Risiko, am Ende relativ illiquide 50-jährige Bonds zu halten, ohne sich gegen Verluste über das 30-jährige Niveau hinaus absichern zu können.

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Das ist ein substanzielles Risiko, besonders da der Regulierer seit Jahren versucht, die großen Wetten der Banken einzudämmen. Langfristige Investoren wie Pensionsfonds und Versicherungen sind wohl die wahrscheinlichsten Käufer ultra lang laufender Anleihen und neigen dazu, diese bis zur Endfälligkeit zu halten, was zu geringerer Handelsaktivität in den Titeln führt als bei kurz laufenden Schulden.

Gebühr an die Underwriter

Eine andere Möglichkeit wäre, die Banken für die Platzierung der Anleihen zu bezahlen, ähnlich wie Unternehmen eine Gebühr an die Underwriter bei der Begleitung einer Anleiheemission bezahlen. Aber es ist schwer vorstellbar, wie die Idee der Bezahlung großer Banken durch die US-Regierung im aktuellen politischen Umfeld umsetzbar wäre.

Diese Fragen sollten zunächst angegangen werden, noch vor einer Diskussion über das Vorherrschen ausreichender Nachfrage und ob die die USA genügend Bonds emittieren können, um für einen stabilen und mehr oder weniger liquiden Teil des Marktes zu sorgen. Und dann stellt sich natürlich noch die Frage, ob es sich überhaupt um eine kosteneffiziente Möglichkeit handelt, Kapital aufzunehmen.

Wie die Bloomberg-Reporter Brian Chappatta und Alex Harris im Dezember berichteten, sind ultra lange Bonds wahrscheinlich ein sehr langfristiges Unterfangen. Dennoch scheint es eindeutig, dass es dem Finanzminister ernst mit dem Thema ist. Aber er wird sich zunächst selbst den Kopf an der eigentümlichen Natur des US-Staatsanleihemarkts stoßen, noch bevor er zum Brot-und-Butter-Geschäft von Angebot und Nachfrage vordringt.

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