Volkswirt Johannes Mayr
Volkswirt Johannes Mayr
Eine Reduktion der globalen Staatsschulden scheint unabdingbar. Ob und wie das gelingen kann ist aber umstritten. Zu groß scheinen die Kosten der Transformationsprozesse. Und zu ungünstig die Projektionen zu Demografie und Produktivität in Europa und den USA. Der Anstieg der Zinsen rückt die Tragfähigkeit der Staatsfinanzen nun auch akut wieder in den Fokus. Vielfach wird eine große Welle von Staatspleiten als unausweichlich dargestellt.
Das wäre nicht nur für Investoren hoch problematisch. Denn Staatsschulden haben eine große Bedeutung für Gesellschaft, Wirtschaft und den Kapitalmarkt. Moderatere Wege aus der Verschuldung gibt es viele. Die Staaten werden sich wohl unterschiedlich aus diesem Menü bedienen. Das hat Folgen für die Anleger. Die Motive für eine Anlage in Staatsanleihen werden sich wohl (wieder) einmal ändern.
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Eine Reduktion der globalen Staatsschulden scheint unabdingbar. Ob und wie das gelingen kann ist aber umstritten. Zu groß scheinen die Kosten der Transformationsprozesse. Und zu ungünstig die Projektionen zu Demografie und Produktivität in Europa und den USA. Der Anstieg der Zinsen rückt die Tragfähigkeit der Staatsfinanzen nun auch akut wieder in den Fokus. Vielfach wird eine große Welle von Staatspleiten als unausweichlich dargestellt.
Das wäre nicht nur für Investoren hoch problematisch. Denn Staatsschulden haben eine große Bedeutung für Gesellschaft, Wirtschaft und den Kapitalmarkt. Moderatere Wege aus der Verschuldung gibt es viele. Die Staaten werden sich wohl unterschiedlich aus diesem Menü bedienen. Das hat Folgen für die Anleger. Die Motive für eine Anlage in Staatsanleihen werden sich wohl (wieder) einmal ändern.
Zumindest in der Theorie gibt es mehrere Wege zum Abbau der öffentlichen Schuldenquoten, die jeweils an verschiedenen Stellen des Verhältnisses aus Schuldenstand und Wirtschaftsleistung ansetzen und in der Historie unterschiedlich erfolgreich eingesetzt wurden:
Orthodoxe wirtschaftspolitische Anstrengungen zum Schuldenabbau kombinieren Primärüberschüsse und Privatisierungserlöse mit Maßnahmen zur Förderung des realen Wachstums. Heterodoxe Ansätze setzen dagegen auf Schuldenrestrukturierungen sowie eine höhere Inflation bei gleichzeitig durch die Notenbank politisch niedrig gehaltenen Zinsen. Letzteres kann als Inflationsbesteuerung oder finanzielle Repression bezeichnet werden.
In der Historie wurden diese Ansätze unterschiedlich stark und erfolgreich eingesetzt. Während der Abbau der Staatsschulden in der westlichen Welt vor und nach dem ersten Weltkrieg zu einem größeren Anteil über aktive Haushaltskonsolidierungen und eine positive Primärbilanz erreicht wurde, dominierte nach dem zweiten Weltkrieg der Schneeballeffekt über ein hohes reales Wachstum und dazu relativ (!) niedrige Zinsen. Seit der Finanzkrise kommen wieder vermehrt heterodoxe Ansätze zur Anwendung. So wurden die griechischen Staatsschulden primär mit einer Kombination aus Schuldenschnitt und Schuldenübernahme durch Partnerländer reduziert.
Trotz aller Skepsis kann die Wirtschaftspolitik also aus verschiedenen Optionen für eine Reduktion der Staatsschulden wählen. Angesichts der großen langfristigen Bedeutung der öffentlichen Verschuldung für Wirtschaft und Kapitalmarkt sollte der Schwerpunkt dabei auf einer nachhaltigen Haushaltspolitik sowie Maßnahmen zur Steigerung des realen Wachstumspotenzials liegen.
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