- Startseite
-
Staatsschulden und -anleihen der USA: Welche Folgen hat Trump?
Die Ausgangssituation
Sie steigen und steigen und steigen – die Rede ist von den US-Staatsschulden. Mittlerweile betragen diese mehr als 120 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) und belaufen sich auf rund 35 Billionen US-Dollar. Und es sieht derzeit nicht so aus, als ob diese Entwicklung in den nächsten Jahren aufhören würde. Denn schon vor dem Wahlkampf in den USA war die riesige Schuldenquote kaum Thema.
Woher kommen die Schulden?
Die Schuldenproblematik in den USA ist nicht neu. Bereits vor Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 hatten die USA einen Haushalt, der als nicht nachhaltig galt, wie Ulrich Kater, Chefvolkswirt bei der Dekabank, sagt.
In den vergangenen Jahren gab es dann erhebliche Fiskalprogramme – unter anderem, um in die Infrastruktur zu investieren und die Auswirkungen der Corona-Krise zu kompensieren. Hinzu kamen Subventionen für die Chipindustrie und Industrieansiedlungen oder der Inflation Reduction Act. Das hat die Schuldenquote nach oben getrieben.
Welche Auswirkungen hat das?
Aber ist das wirklich so schlimm? Schließlich gilt der US-Dollar immer noch als die weltweite Leitwährung und die Staatsanleihen aus den USA als ein solides Investment, das international Abnehmer findet.
Doch finanzieren sich Anleihen natürlich nicht einfach so dadurch, dass sie ausgegeben werden – es braucht auch Käufer. Und hier zeichnet sich in letzter Zeit bereits eine Trendwende ab. Die beiden größten ausländischen Gläubiger der USA sind Japan, mit einem Bestand an US-Staatsanleihen von etwas mehr als einer Billion US-Dollar, und China, mit knapp 800 Milliarden US-Dollar, wie Bert Flossbach, Fondsmanager und Mit-Gründer von Flossbach von Storch, in einem Gastbeitrag im April anmerkte.
Warum nur an der Oberfläche kratzen? Tauchen Sie tiefer ein mit exklusiven Interviews und umfangreichen Analysen. Die Registrierung für den Premium-Bereich ist selbstverständlich kostenfrei.
Die Ausgangssituation
Sie steigen und steigen und steigen – die Rede ist von den US-Staatsschulden. Mittlerweile betragen diese mehr als 120 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) und belaufen sich auf rund 35 Billionen US-Dollar. Und es sieht derzeit nicht so aus, als ob diese Entwicklung in den nächsten Jahren aufhören würde. Denn schon vor dem Wahlkampf in den USA war die riesige Schuldenquote kaum Thema.
Woher kommen die Schulden?
Die Schuldenproblematik in den USA ist nicht neu. Bereits vor Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 hatten die USA einen Haushalt, der als nicht nachhaltig galt, wie Ulrich Kater, Chefvolkswirt bei der Dekabank, sagt.
In den vergangenen Jahren gab es dann erhebliche Fiskalprogramme – unter anderem, um in die Infrastruktur zu investieren und die Auswirkungen der Corona-Krise zu kompensieren. Hinzu kamen Subventionen für die Chipindustrie und Industrieansiedlungen oder der Inflation Reduction Act. Das hat die Schuldenquote nach oben getrieben.
Welche Auswirkungen hat das?
Aber ist das wirklich so schlimm? Schließlich gilt der US-Dollar immer noch als die weltweite Leitwährung und die Staatsanleihen aus den USA als ein solides Investment, das international Abnehmer findet.
Doch finanzieren sich Anleihen natürlich nicht einfach so dadurch, dass sie ausgegeben werden – es braucht auch Käufer. Und hier zeichnet sich in letzter Zeit bereits eine Trendwende ab. Die beiden größten ausländischen Gläubiger der USA sind Japan, mit einem Bestand an US-Staatsanleihen von etwas mehr als einer Billion US-Dollar, und China, mit knapp 800 Milliarden US-Dollar, wie Bert Flossbach, Fondsmanager und Mit-Gründer von Flossbach von Storch, in einem Gastbeitrag im April anmerkte.
Noch vor zehn Jahren sah dies ganz anders aus: Da war China der größte Gläubiger – die lahmende chinesische Wirtschaft aber auch die Sanktionen gegen Russland und weitere geopolitische Erwägungen (unter anderem mehr Unabhängigkeit vom US-Dollar) dürften das Land dazu bewogen haben, den in US-Staatsanleihen investierten Teil seiner Währungsreserven weiter zu reduzieren, vermutet Flossbach.
Wie wird es nun mit den Staatsschulden unter Trump weitergehen?
Klare Antwort: nach oben. Da sind sich die befragten Volkswirte, Investmentchefs und Fondsmanager einig. „Das Haushaltsdefizit dürfte aber um weitere 1 bis 2 Prozentpunkte steigen, von bereits sehr hohen 6 Prozent in den vergangenen Jahren. Damit steigt auch die Staatsschuldenquote weiter, die bereits bei 124 Prozent liegt“, sagt Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Sie haben Post!
Tipp: Nichts bekommen? Schauen Sie auch in ihrem Spam-Ordner nach.
Besserung scheint nicht in Sicht – Mayr geht stattdessen davon aus, dass sich die öffentliche Verschuldung mittelfristig auf ein nicht tragbares Niveau entwickle. „Zentral sind dabei vor allem der starke Anstieg der Gesundheitsausgaben sowie höhere Zinskosten. Hier sind grundlegende Reformen perspektivisch alternativlos.“ Steuersenkungen und höhere Zölle dürften das Wachstum nur kurzfristig stützen.
Und da die Republikaner in beiden Häusern des Kongresses eine Mehrheit haben, wird Trump sein Programm weitgehend umsetzen können, betont Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding. „Für das Jahr 2025 rechnen wir jetzt mit einem US-Haushaltsdefizit von 7,5 Prozent der Wirtschaftsleistung.“ Ulrich Kater geht davon aus, dass die Schuldenquote auf diesem Weg in einigen Jahren die Marke von 140 Prozent überschreiten wird.
Jan Viebig, Investmentchef bei Oddo BHF, erwartet sogar noch höhere Zahlen und beruft sich dabei auf Schätzungen des Committee for a Responsible Federal Budget. Im Laufe von zehn Jahren könnten die Schulden auf etwa 43 Billionen US-Dollar, im ungünstigsten Fall sogar auf 50 Billionen US-Dollar steigen. „Das entspräche Staatsschuldenquoten von 156 beziehungsweise 174 Prozent des BIP.“
Wäre die Entwicklung unter Kamala Harris eine andere gewesen?
Schwacher Trost: Bei einem Wahlsieg von Kamala Harris hätte es nicht viel anders ausgesehen – das Defizit wäre vermutlich lediglich ein wenig geringer ausgefallen, da ihre wirtschaftspolitischen Pläne etwas weniger expansiv waren. Und da sie ihre Ausgabenwünsche zumindest teilweise durch etwas höhere Steuern für Unternehmen und reiche Privatpersonen hätte finanzieren wollen.
Welche Folgen hat dies für US-Anleihen?
Was bedeuten die höchstwahrscheinlich weiter stark steigenden Staatsschulden mit einer Regierung Trump nun für die US-Staatsanleihen, besonders für die Referenzgröße der über zehn Jahre laufenden? „Das ist die spannende Frage. Trump braucht bezahlbare Zinsen. Realrenditen von mehr als 2 Prozent – so wie derzeit – sind dauerhaft jedenfalls zu hoch. Insofern wird der Druck der Regierung auf die Fed wachsen“, schätzt Bert Flossbach.
Auch Jan Viebig geht davon aus, dass der Druck auf die Fed steigen wird. „Schon während seiner ersten Amtszeit hatte Trump von der Fed zinspolitische Hilfe in Form niedriger Zinsen gefordert.“ Deshalb liegt für ihn die Vermutung nahe, dass der 47. Präsident wie schon der 45. Präsident versuchen wird, die Fed „auf Linie“ zu bringen. „Vielleicht fällt die Geldpolitik dadurch lockerer aus als nach unabhängigem Urteil angemessen wäre.“ Gelöst wurde das Problem der hohen Staatsschulden dadurch natürlich nicht. „Eine übermäßig akkommodierende Geldpolitik würde die Probleme aber vermutlich nur eine Zeit lang übertünchen können.“
Dabei müsste die Fed sich bei den wirtschaftlichen Aussichten eigentlich genau anders verhalten – denn bei einer expansiveren Fiskalpolitik hat sie theoretisch weniger Spielraum, ihre Zinsen zu senken. „Wir rechnen jetzt nur noch mit einem weiteren Zinsschritt der Fed um 0,25 Prozentpunkte nach unten“, sagt dementsprechend auch Holger Schmieding. Stattdessen hätten sie ihre Prognosen für die Renditen amerikanischer Staatsanleihen entsprechend angehoben. „Wir erwarten jetzt, dass die Rendite zehnjähriger Anleihen bis Ende 2026 auf etwa 5 Prozent steigt. Vorher hatten wir mit 4,5 Prozent gerechnet.“
Aus Sicht von Johannes Mayr sind für die Kurse und damit auch die Renditen von Staatsanleihen vor allem zwei Effekte des Wahlprogramms von Trump relevant. „Zum einen fallen durch die geplanten restriktiven Maßnahmen in der Handels- und der Migrationspolitik die Inflationsrisiken höher aus“, so Mayr. Denn werden etwa die effektiven Zölle auf alle Importe in den USA um durchschnittlich 10 Prozentpunkte angehoben, so steige die Verbraucherpreisinflation – bei einer Importquote von etwa 10 Prozent – um einen Prozentpunkt.
Zum anderen drohe ein ähnlicher Effekt über höhere Lohnkosten am Arbeitsmarkt, sollten Arbeitskräfte aus Lateinamerika in großem Stil abgeschoben werden. „Auf diese Effekte würde die US-Notenbank reagieren und die Zinsen weniger stark senken.“ Die Zinserwartungen haben sich deshalb bereits nach oben verschoben.
Klar ist jedenfalls: Steigt das Haushaltsdefizit, müssen mehr Staatsanleihen einen neuen Käufer finden. Und das in einer Zeit, in der die Fed dabei ist, ihre Bestände an Staatsanleihen abzubauen, wie Mayr ausführt. Das könnte langfristig zu Problemen führen: „Auch wenn es kurzfristig keine Zweifel an der Solvenz der USA geben wird, könnte die Bereitschaft von Investoren abnehmen, vor allem länger laufende US-Anleihen zu sehr niedrigen Zinsen zu kaufen.“ Was wiederum dazu führen würde, dass die Laufzeitprämie höher ausfällt – und damit auf der einen Seite die Renditen. Auf der anderen Seite wächst dadurch aber auch der Berg der Schulden noch weiter.
Und welche Folgen könnten daraus generell für Anleihen entstehen?
Könnte das auch die Kurse von Anleihen anderer Länder beeinflussen? Schließlich sind US-Staatsanleihen und deren Zinssätze eine zentrale Größe, an der sich weltweit orientiert wird. „Insgesamt werden Anleihenrenditen etwas höher ausfallen – in den USA mehr als andernorts“, ist sich Holger Schmieding sicher.
Wie groß dieser Kurseffekt dann für Anleger ausfällt – das liegt unter anderem auch an der Entwicklung der Wechselkurse, so Johannes Mayr. Derzeit profitiert der US-Dollar von den wirtschaftspolitischen Plänen Trumps, wodurch Investitionen in den USA attraktiver erscheinen. „Das gilt aber nur, solange die Unabhängigkeit der Fed und damit ihr Engagement zur Begrenzung der inflationären Effekte nicht in Zweifel gezogen werden und der fiskalische und politische Kurs nicht zu extrem erscheint.“
Derzeit scheinen diese Zweifel noch nicht vorhanden zu sein. So lassen die „Long Bonds“, also die 30-jährigen Staatsanleihen, laut Jan Viebig bisher noch keine besondere Angstreaktion der Märkte erkennen. „Tatsächlich liegt die 30-jährige Rendite mit knapp 4,5 Prozent nur moderat über dem Durchschnittsniveau der vergangenen zwölf Monate.“
Panik herrscht also nicht – eine leichte Vorsicht oder Skepsis ist aber bereits zu erkennen. „Da die Tendenz zu höherer Verschuldung international allgemein verbreitet ist, kommt es bei der Anlage in Staatspapieren in den kommenden Jahren zunehmend auf eine sorgfältige Auswahl und laufende Überprüfung an“, gibt Ulrich Kater zu bedenken.
Von Zeit zu Zeit können sich zwar durchaus Opportunitäten ergeben, sagt Bert Flossbach. Sie sind und bleiben aber dennoch vorsichtig, was langlaufende Anleihen betrifft. „Bei Anleihen bevorzugen wir derzeit kurzlaufende Papiere – als verzinster Kasseersatz.“
Es scheint also erstmal Abwarten angesagt – wie Trump seine Präsidentschaft tatsächlich gestaltet. Denn, wie Jan Viebig es zusammenfasst: „Die potenziellen Risiken der Trump’schen Agenda sind derzeit noch nicht greifbar genug, um die Anleihenmärkte in Alarm zu versetzen.“