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  • Auf welche Herausforderungen die Anleihemärkte zusteuern

Von in MärkteLesedauer: 4 Minuten
Schuldenuhr des Bundes der Steuerzahler in Deutschland spiegelt sich an Gebäude in der Nacht
Die Schuldenuhr des Bundes der Steuerzahler in Deutschland – auch in der Bundesrepublik steigen die Staatsschulden | Foto: Imago Images / Jens Schicke

Wer bisher die Meinung vertrat, die Rentenmärkte seien langweilig und Abwechslung bieten nur Aktieninvestments, den belehrten die vergangenen Jahre eines Besseren. Ein Blick auf den Leitzins der EZB verdeutlicht eben dieses Bild: Ein schier endloser Zinssenkungszyklus, welcher nach der Niedrig- in der Nullzinsphase der Jahre 2016 bis 2022 gipfelte, bescherte Renteninvestoren quasi ein „free lunch“ in Form von Kurszuwächsen.

Im Anschluss folgte jedoch ein dynamischer Anstieg des Leitzinses von null auf 4,5 Prozent, welcher durch einen noch deutlicheren Inflationsschub entfacht wurde und Rentenanlegern die Schweißperlen auf die Stirn trieb. Mittlerweile liegt auch diese Etappe wieder hinter uns und die Märkte befinden sich in einer erneuten Zinssenkungsphase, welche auch nach einer Halbierung des oben genannten Leitzinsniveaus noch kein Ende gefunden hat.

Notenbanken haben Einfluss das kurzfristige Zinsniveau

Aus der Leitzinsentwicklung auf das Renditeniveau langfristiger Staatsanleihen zu schließen ist nur äußerst eingeschränkt möglich, weil eine Notenbank nur das kurze und nicht direkt das lange Zinsende beeinflussen kann. Häufig reagiert das lange Ende der Zinsstrukturkurve unabhängig vom Vorgehen der Notenbank. Dies verdeutlicht auch die Entwicklung in Deutschland sowie den USA innerhalb der vergangenen Jahre.

 

Die Umlaufrendite deutscher Staatsanleihen liegt bei etwa 2,4 Prozent und somit nur geringfügig über dem derzeitigen Leitzinslevel. Wird diese Rendite auf die deutsche Staatsverschuldung in Höhe von rund 2,7 Billionen Euro (Stand Ende 2024) angerechnet, hat die Bundesrepublik eine Zinslast von ca. 60 Milliarden Euro jährlich zu schultern.

Ein stark vereinfachtes Beispiel dient der Einordnung derartig großer Zahlen: Im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt des letzten Jahres von gut 4,3 Billionen Euro entspricht der Zinsaufwand des Bundes bei Anrechnung der aktuellen Umlaufrendite etwa 1,5 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung. Im Verhältnis zu den derzeitigen Diskussionen um Rüstungsausgaben klingt diese Quote recht gering und birgt deutlich weniger Angriffsfläche für öffentliche Diskussionen als beispielsweise die deutlich stärker polarisierenden Ausgaben für das Militär.

Herausforderungen der Staatsverschuldung in den USA

Es hilft in der Regel wenig, mit dem Finger auf andere zu zeigen, jedoch bahnen sich beispielsweise in den USA weit größere Herausforderungen an. Im Vergleich zur Bundesrepublik hat mittlerweile auch die dritte große Ratingagentur den USA die höchste Bonitätsnote des AAA entzogen.

 

Es bleibt fraglich, weshalb dies erst kürzlich geschah, nachdem S&P diesen Schritt bereits 2011 vollzog und Fitch zumindest 2023 folgte. Die Rendite zehnjähriger US-Treasuries durchbrach im Mai 2025 zwischenzeitlich die Marke von 5,0 Prozent jährlich und liegt somit etwa doppelt so hoch wie ihr deutsches Pendant.

US-Investoren üben Zurückhaltung bei langen US-Bonds

Die identische, vereinfachte Berechnung, welche oben für die Bundesrepublik durchgeführt wurde, zeigt auf, dass die Zinslast der USA deutlich über 6,0 Prozent des US-BIP läge, wenn die Durchschnittsrendite ausstehender US-Treasuries 5,0 Prozent betragen und auf die gesamte Staatsverschuldung angerechnet würde. Diese Kalkulation zeichnet ein düstereres Bild, als es die Realität vermag. Sie verdeutlicht jedoch die zunehmende Zurückhaltung potentieller Investoren bei der Ausgabe neu emittierter US-Staatsanleihen.

 

Das Thema der sich dynamisch erhöhenden Staatsverschuldung in den USA schwelt schon einige Jahre, in denen regelmäßig Government Shutdowns erfolgten oder zumindest drohten und auch das Verhältnis der Staatsschulden in Relation zur Wirtschaftsleistung immer weiter und mit zunehmender Dynamik anstieg.

Investoren mit Druckmittel gegen die Politik von Trump

Wenn Präsident Trump weiterhin versucht, manche Staaten mit neuen oder erhöhten Zöllen zu überziehen, haben zumindest die wichtigsten Gläubiger China und Japan ein gehöriges Druckmittel, falls sie die US-Verschuldung nicht weitertragen bzw. gehaltene Anleihen im großen Umfang veräußern würden.

Allein diese Ausführungen zu Staatsanleihen – dem vermeintlich sichersten Segment des Rentenmarktes – zeigen, dass die Bondmärkte alles andere als langweilig sind und in Zukunft weitere Entwicklungen anstehen, welche für zunehmende Dynamik sorgen könnten.

Über den Autor:

Andreas Schyra ist Vorstandsmitglied bei PVV und Dozent an der FOM Hochschule in Essen.

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