LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Aktualisiert am 04.10.2016 - 17:51 Uhrin AktienLesedauer: 7 Minuten

Stabilität oder Öffnung? Mark Mobius: China in der Zwickmühle

Seite 2 / 2



Wir halten es für wahrscheinlich, dass die zu Beginn des Jahres beobachtete Volatilität anhalten wird – und zwar nicht nur in China. An vielen Märkten nehmen die Schwankungen zu, und die Anleger werden lernen müssen, damit zu leben. Für uns bieten Zeiträume mit erhöhter Volatilität aber gute Kaufgelegenheiten – sie geben uns die Möglichkeit, Aktien zu kaufen, die unserer Ansicht nach ungerechtfertigt abgestraft wurden. Dabei ist uns völlig bewusst, dass solche Bedingungen schwierig für Anleger sind, die Volatilität fürchten. Im Fall von China steht die Regierung vor dem Balanceakt, auf der einen Seite Stabilität zu gewährleisten und auf der anderen Seite einen freieren Markt zuzulassen.

Dessen ungeachtet machen wir uns aber keine übermäßigen Sorgen um das chinesische Wachstum oder um die langfristigen Aussichten für Kapitalanlagen in dem Land. Die aktuellen Prognosen von rund 6 Prozent BIP-Wachstum im Jahr 2016 halten wir für relativ ambitioniert, wenn man sich vor Augen hält, dass die chinesische Wirtschaft auf Dollarbasis heute weitaus größer ist als vor einigen Jahren. Damals wuchs die Wirtschaft zwar schneller, jedoch von einer niedrigeren Basis aus. Dies ist ein weiterer Aspekt, den Anleger möglicherweise übersehen, wenn sie langsameres Wachstum beobachten (siehe Abbildung unten). Wir stufen die Fundamentaldaten für China nach wie vor als hervorragend ein. Die chinesische Volkswirtschaft ist trotz der Verlangsamung eine der am schnellsten wachsenden der Welt.

>>Vergrößern


Wir suchen weiterhin nach Anlagechancen in China und sind zuversichtlich in Bezug auf die langfristige Wachstumsstory, die wir uns von der geplanten Umstellung von einer exportorientierten hin zu einer stärker auf den Binnenmarkt ausgerichteten Wirtschaft erwarten. Gleichzeitig durchläuft China einen dramatischen Übergang von einer ländlichen Gesellschaft zu einer eher städtisch geprägte

Angekündigte Reformen: Drittes Plenum der Kommunistischen Partei Chinas

  1. Deregulierung: Der Privatsektor darf in den meisten Branchen aktiv werden, die bislang dem Staat vorbehalten sind.
  2. Öffnung: Ausländische Unternehmen bekommen besseren Marktzugang zu Dienstleistungsbranchen.
  3. Finanzliberalisierung: Die Gründung von Finanzinstituten durch Privatunternehmen wird gefördert; schnellere Zinsderegulierung; schnellere Kapitalbilanzkonvertibilität.
  4. Land- und Hukou-Reformen: Rechtstitel für Landnutzungsrechte und Landtransferrechte; verbesserte soziale Stellung für Wanderarbeiter.
  5. Rohstoffpreisreform: Bessere Allokation von Öl, Gas, Wasser und anderen Rohstoffen.
  6. Reform bei staatseigenen Unternehmen (SOE): Verbesserte Effizienz und Ressourcenallokation.
  7. Steuerreform: Immobiliensteuer soll Stabilität der Einnahmen von Lokalregierungen erhöhen.
  8. Sozialversicherungsreform: Konsolidierung des Rentensystems und Transfer von SOE-Aktien an die Rentenkasse; private medizinische Dienste werden ebenfalls gefördert.
  9. Weiterentwicklung des Anleihenmarkts: Lokalregierungen können unabhängig Anleihen emittieren; Risiken werden besser im Preis berücksichtigt.
  10. Lockerung der Ein-Kind-Politik: Erhöhung des langfristigen Wachstumspotenzials und mittelfristige Konsumförderung.

Quelle: Dritte Plenarsitzung des 18. Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas, 2013.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion