Interview mit Bernhard Wenger „Mit Staking werden pro Jahr 9 Milliarden verdient“
DAS INVESTMENT: Herr Wenger, bevor wir zu tief in die Materie eintauchen: Können Sie erklären, was Staking im Kontext von Kryptowährungen bedeutet und wie der zugrundeliegende Mechanismus funktioniert?
Bernhard Wenger: Staking ist wesentlich für die Funktionalität und Sicherheit von sogenannten Proof-of-Stake-Blockchains wie beispielsweise Ethereum, Solana, Cardano und Polygon. Es handelt sich um einen Prozess, bei dem Krypto-Inhaber ihre Vermögenswerte für einen bestimmten Zeitraum einem Blockchain-Netzwerk zur Verfügung stellen, um Transaktionen zu validieren, neue Blöcke zu generieren und dadurch den Betrieb und die Sicherheit des Netzwerks unterstützen. Im Gegenzug erhalten die Krypto-Besitzer „Rewards“, also Belohnungen, in Form von zusätzlichen Kryptos.
Man kann Staking also mit einer Art Krypto-Dividende vergleichen?
Wenger: Durchaus, denn das Staking ist für Inhaber eine Möglichkeit, ihre auf einer Blockchain gehaltenen digitalen Vermögenswerte „zum Arbeiten“ zu bringen und auf diese Weise ein passives Einkommen, ähnlich wie Dividendenzahlungen an Aktionäre, zu generieren. Allerdings werden die „gestakten“ Assets nicht einer zentralen Institution, wie Banken oder Unternehmen anvertraut, sondern dienen dem Blockchain-Netzwerk – was dem wichtigsten Grundsatz der Blockchain Rechnung trägt: der Dezentralität.
Welche Vorteile bietet Staking professionellen Anlegern im Vergleich zu anderen Anlageformen im Kryptobereich wie dem direkten Kauf von Coins?
Wenger: Im Vergleich zum Handel oder dem reinen Halten von digitalen Assets bietet Staking eine zusätzliche Einnahmequelle, unabhängig von kurzfristigen Marktschwankungen. So stammt der Ertrag nicht nur aus der Preisentwicklung der jeweiligen Kryptos, sondern auch von den Rewards, die regelmäßig ausgeschüttet werden. Darüber hinaus tragen Anleger mit ihren gestakten Assets aktiv zur Sicherung der Blockchain bei und fördern damit die Netzwerksicherheit – dies ist besonders für institutionelle Anleger interessant, die oftmals langfristige Positionen bevorzugen.
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DAS INVESTMENT: Herr Wenger, bevor wir zu tief in die Materie eintauchen: Können Sie erklären, was Staking im Kontext von Kryptowährungen bedeutet und wie der zugrundeliegende Mechanismus funktioniert?
Bernhard Wenger: Staking ist wesentlich für die Funktionalität und Sicherheit von sogenannten Proof-of-Stake-Blockchains wie beispielsweise Ethereum, Solana, Cardano und Polygon. Es handelt sich um einen Prozess, bei dem Krypto-Inhaber ihre Vermögenswerte für einen bestimmten Zeitraum einem Blockchain-Netzwerk zur Verfügung stellen, um Transaktionen zu validieren, neue Blöcke zu generieren und dadurch den Betrieb und die Sicherheit des Netzwerks unterstützen. Im Gegenzug erhalten die Krypto-Besitzer „Rewards“, also Belohnungen, in Form von zusätzlichen Kryptos.
Man kann Staking also mit einer Art Krypto-Dividende vergleichen?
Wenger: Durchaus, denn das Staking ist für Inhaber eine Möglichkeit, ihre auf einer Blockchain gehaltenen digitalen Vermögenswerte „zum Arbeiten“ zu bringen und auf diese Weise ein passives Einkommen, ähnlich wie Dividendenzahlungen an Aktionäre, zu generieren. Allerdings werden die „gestakten“ Assets nicht einer zentralen Institution, wie Banken oder Unternehmen anvertraut, sondern dienen dem Blockchain-Netzwerk – was dem wichtigsten Grundsatz der Blockchain Rechnung trägt: der Dezentralität.
Welche Vorteile bietet Staking professionellen Anlegern im Vergleich zu anderen Anlageformen im Kryptobereich wie dem direkten Kauf von Coins?
Wenger: Im Vergleich zum Handel oder dem reinen Halten von digitalen Assets bietet Staking eine zusätzliche Einnahmequelle, unabhängig von kurzfristigen Marktschwankungen. So stammt der Ertrag nicht nur aus der Preisentwicklung der jeweiligen Kryptos, sondern auch von den Rewards, die regelmäßig ausgeschüttet werden. Darüber hinaus tragen Anleger mit ihren gestakten Assets aktiv zur Sicherung der Blockchain bei und fördern damit die Netzwerksicherheit – dies ist besonders für institutionelle Anleger interessant, die oftmals langfristige Positionen bevorzugen.
Ist Staking in allen Krypto-ETPs enthalten oder muss ich auf bestimmte Parameter achten?
Wenger: Nicht alle Krypto-ETPs beinhalten automatisch Staking, daher sollte man – vorzugsweise entnimmt man diese Informationen der ETP-Dokumentation – auf bestimmte Parameter achten. Abhängig von der ETP-Struktur konzentrieren sich manche ETPs rein auf die Preisentwicklung der abgebildeten Vermögenswerte, andere haben explizit Staking-Mechanismen integriert. So unterstützen nur ETPs auf Basis von Proof-of-Stake- oder sogenannten Delegated Proof-of-Stake-Blockchains das Staking. ETPs auf Bitcoin oder andere Kryptos, die auf den Proof-of-Work-Mechanismus bei der Validierung neuer Blöcke basieren, ermöglichen kein Staking.
Die Höhe der Staking-Renditen kann je nach ETP stark variieren. Zudem besteht das Risiko, dass gestakte Kryptos über eine bestimmte Zeit hinweg illiquide sind, weswegen bei ETPs nicht 100 Prozent der Assets gestakt werden können. Die Handelbarkeit der Kryptos ist bei ETPs infolgedessen nicht eingeschränkt. Dennoch sollten Anleger auf die jeweilige Methodologie achten, wie Staking beim jeweiligen ETP behandelt wird und dass es hier wesentliche Unterschiede gibt.
Wie attraktiv sind die potenziellen Renditen durch Staking für professionelle Investoren und von welchen Faktoren hängt die Höhe der Belohnungen ab?
Wenger: Staking ist mittlerweile eine Schlüsselkomponente der Krypto-Industrie, da die Proof-of-Stake-Blockchains 26 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen ausmachen. Derzeit sind Kryptowährungen im Wert von rund 200 Milliarden Dollar durch Staking hinterlegt. Mit einer durchschnittlichen Rendite von 5 Prozent und einer Median-Rendite von 8 Prozent ist Staking eine sehr gute Möglichkeit, passives Einkommen zu generieren – pro Jahr sind es aktuell Rewards in Höhe von 9 Milliarden US-Dollar, die so verdient werden.
Welche spezifischen Risiken müssen Anleger beim Staking berücksichtigen, zum Beispiel im Hinblick auf Schwankungen, Sicherheit oder Regulierung? Könnte die Rendite durch Staking ähnlich radikal gekürzt werden wie bei einer klassischen Dividende?
Wenger: Ähnlich wie bei der Dividendenausschüttung können Staking-Renditen schwanken, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Diese Schwankungen sind beispielsweise abhängig von der Inflation der jeweiligen Kryptowährung oder Änderungen in den Netzwerkparametern. Wenn mehr Teilnehmer am Staking-Prozess teilnehmen, wird der Anteil der Rewards für den einzelnen kleiner, was dem Effekt ähnelt, wenn ein Unternehmen seine Dividenden bei steigender Aktienanzahl pro Aktie reduziert. Die Blockbelohnungen, die vom Netzwerk selbst als Gegenleistung für die Sicherung des Netzwerks kommen, variieren von Protokoll zu Protokoll. Sie können auch aus Transaktionsgebühren oder MEV (Maximal Extractable Value)-Gewinnen, die Miner oder Validatoren (jene Akteure, die Transaktionen verifizieren) durch ihre Aktivitäten erzielen, stammen. Darüber hinaus können Änderungen in den Protokollregeln, beispielsweise infolge eines Upgrades oder einer Governance-Entscheidung, die Rewards für Staker, zum Beispiel durch höhere Gebühren, reduzieren. Selbst wenn die Anzahl der Coins durch Staking konstant hoch bleibt, kann eine Abwertung des zugrundeliegenden Assets die Gesamtrendite beeinflussen, umgekehrt natürlich genauso zum Positiven.
Sicherheitsrisiken sind vor allem mit dem direkten Halten von Kryptos verbunden, wenn Anleger ihre Kryptowährungen für eine bestimmte Zeit in einem Wallet oder auf einer Plattform blockieren. Sicherheitslücken oder Hacking-Angriffe können dort die gestakten Assets gefährden.
Und natürlich entwickeln sich die Regulatorien für den Kryptomarkt samt den Staking-Mechanismen ständig weiter. Neue gesetzliche Vorschriften, die beispielsweise EU-weit noch nicht abschließend in Kraft sind, können Auswirkungen auf das Staking und seine rechtliche Einordnung haben.
Wie können sich professionelle Investoren gegen Verlustrisiken wie Slashing absichern?
Wenger: Slashing ist ein Sanktionsmechanismus, der böswilliges oder fahrlässiges Verhalten von Netzwerkteilnehmern – Ausfallzeiten, Doppelsignierungen oder Netzwerkmanipulationen – verhindern soll. Die Sanktion ist der teilweise oder vollständige Verlust der eingesetzten Assets. Je nach den Spezifika des Netzwerks werden diese entweder verbrannt oder beschlagnahmt.
21Shares mildert das Slashing-Risiko durch die Zusammenarbeit mit äußerst zuverlässigen institutionellen Staking-Anbietern, die über eine ausgezeichnete Anti-Slashing-Erfolgsbilanz verfügen. Infolgedessen haben wir bislang kein einziges Slashing-Ereignis bei einem unserer Staking-ETPs erlebt. Darüber hinaus haben wir auch zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen, wie beispielsweise Slashing-Versicherungen.
Welche technischen und infrastrukturellen Herausforderungen bringt Staking für Finanzinstitute mit sich und wie können spezialisierte Anbieter hier unterstützen?
Wenger: Die mit dem relativ neuen Prozess des Staking verbundenen Anforderungen sind in erster Linie technischer und infrastruktureller Natur. Um selbst aktiv am Staking teilzunehmen, muss ein Finanzinstitut Validatoren-Nodes betreiben, die ständig online und sicher sind. Ein Node ist in einer PoS-Blockchain ein Teilnehmer, der für die Validierung von Transaktionen und die Erstellung neuer Blöcke verantwortlich ist. Für Finanzinstitute, die keine Erfahrung im Betrieb von Blockchain-Netzwerken haben, kann dies komplex und ressourcenintensiv sein. Hier sind dedizierte Hardware, kontinuierliche Netzwerkverfügbarkeit und Fachwissen in der Netzwerksicherheit erforderlich. Die Institute müssen zudem sicherstellen, dass ihre Staking-Infrastruktur rund um die Uhr verfügbar ist, da Ausfallzeiten zu Sanktionen oder dem Verlust von Rewards führen können. Es braucht robuste Maßnahmen, um sich gegen alle möglichen Bedrohungen zu wappnen. Allein der Verlust von Private Keys kann zu massiven finanziellen Einbußen führen.
Um am Staking teilzunehmen, ohne die Infrastruktur selbst betreiben zu müssen, können Finanzinstitute inzwischen Staking-Plattformen oder Krypto-Verwahrer einschalten, die auf „Staking-as-a-Service“ spezialisiert sind. Diese Dienstleister übernehmen den gesamten technischen und operativen Aufwand und unterstützen die Institute bei der Erfüllung der damit verbundenen Sicherheitsanforderungen, wie die sichere Verwahrung der Private Keys, Implementierung von Multi-Signatur-Technologien und Cyber-Sicherheitslösungen.
Wie ist die aktuelle regulatorische Einordnung von Staking in Deutschland und Europa und mit welchen Änderungen ist hier mittelfristig zu rechnen?
Wenger: Die Regulierung von Staking in Deutschland und Europa befindet sich noch in der Phase der Entwicklung. In Deutschland werden Kryptowährungen, die auf Blockchain-Technologie basieren, von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) als Finanzinstrumente im Sinne des Kreditwesengesetzes (KWG) klassifiziert. Unternehmen, die Dienstleistungen im Bereich von Kryptowährungen anbieten, benötigen infolgedessen eine Lizenz. Das reine Halten von Kryptowährungen zum Zwecke des Stakings wird aktuell nicht als regulierte Tätigkeit eingestuft. Bewilligungspflichtig ist hingegen die Tätigkeit von Staking-Dienstleistern.
In Europa soll künftig die Mica-Verordnung, ein umfassendes rechtliches Rahmenwerk für den Kryptomarkt, für einheitliche Regelungen innerhalb der EU sorgen. Die Regulatorik dürfte mit steigenden Anforderungen für Staking-Dienstleister verbunden sein, also mit strengeren Auflagen hinsichtlich Transparenz, Sicherheit und Verbraucherschutz. Sie müssen zukünftig möglicherweise umfassende Lizenzierungs- und Compliance-Vorgaben erfüllen, was die Eintrittshürden für neue Anbieter erhöhen könnte. Wer in Krypto-Staking-ETPs investiert, ist schon jetzt auf der sicheren Seite, denn diese Investmentprodukte operieren im regulatorischen Rahmen.
Die Notwendigkeit weltweit anwendbarer Regulierungsstandards wird auch seitens der Bafin priorisiert. Denn selbst der entlegenste Ort sei für Anleger heutzutage nur einen Mausklick entfernt. Dieser Sichtweise können wir uns nur anschließen.
Welche steuerlichen Aspekte müssen institutionelle Anleger beim Staking beachten, insbesondere in Bezug auf die Versteuerung der Rewards?
Wenger: Die Erträge aus Staking unterliegen in aller Regel der Einkommensteuer. Weitere Details zum Thema Steuern können den jeweiligen Produktinformationen entnommen werden.
Welche Entwicklungen erwarten Sie bei Staking in den kommenden Jahren?
Wenger: In den kommenden Jahren erwarten wir mehrere wichtige Entwicklungen im Bereich des Krypto-Stakings. Zunächst wird regulatorische Klarheit eine große Rolle spielen, da immer mehr Länder spezifische Regelungen für Krypto-Assets einführen. Dies wird dem Staking mehr Legitimität verleihen und institutionelle Investoren anziehen.
Eine weitere bedeutende Entwicklung wird die Ausweitung des sogenannten Liquid-Stakings sein, bei dem Staker auf ihre gestakten Vermögenswerte zugreifen können, ohne sie sperren zu müssen. Mehr Plattformen werden tokenisierte Derivate von gestakten Vermögenswerten einführen, um die Kapitaleffizienz zu erhöhen und zusätzliche Renditemöglichkeiten zu bieten. Auch Sicherheit und Zugänglichkeit werden sich erheblich verbessern. Staking-Plattformen werden voraussichtlich mit verbesserten Sicherheitsmaßnahmen weiterentwickelt, um Risiken wie Slashing und Ausfallzeiten zu minimieren. Darüber hinaus werden die Plattformen sich verstärkt auf die Verbesserung der Benutzererfahrung konzentrieren, um Staking für nicht-technische Nutzer zugänglicher und intuitiver zu machen.
Schließlich werden wir eine stärkere Integration mit der traditionellen Finanzwelt erleben. Partnerschaften zwischen dem Kryptobereich und der traditionellen Finanzwelt werden zunehmen, und Staking-Produkte werden Teil von Mainstream-Investmentportfolios werden. In Europa gibt es bereits Staking-ETPs, die traditionellen Investoren auf komfortabelste Weise Zugang zu Staking-Renditen ermöglichen. Diese börsengehandelten Produkte bieten eine regulierte, einfache Möglichkeit, von den Staking-Belohnungen zu profitieren, ohne sich um technische Details wie Wallet-Verwaltung oder das Risiko von Slashing kümmern zu müssen. Generell sind renditegenerierende Anlagen für traditionelle Investoren sehr attraktiv, da sie eine zusätzliche Ertragsquelle bieten, die über die herkömmlichen Anlagestrategien hinausgeht. Alle diese Entwicklungen werden das Staking weiter als attraktive Methode zur Erzielung von Renditen positionieren.
Über den Interviewten:
Bernhard Wenger verantwortet die Geschäftsentwicklung von 21Shares in Nordeuropa und konzentriert sich dort auf den Aufbau von Vertrieb und Geschäftsentwicklung. Zuvor war er Geschäftsführer des Schweizer Büros von State Street Global Advisors. Weitere frühere Karrierestationen führten ihn zu ETF Securities in London, wo er in verschiedenen Funktionen tätig war, unter anderem als Head of European Distribution. Darüber hinaus übernahm Wenger zuvor leitende Positionen bei Morgan Stanley, HSBC und BNP Paribas.