

Steigt die US-Währung, sinkt der Dollar-Kurs von Gold. Warum ist das so? Ein Grund sei die Wechselwirkung zwischen der Goldnachfrage und den Währungsbewertungen, erklärt Shijiao You. Die Analystin für strategische Asset Allokation beim Investmenthaus HQ Trust hat sich angeschaut, wie sich der Goldpreis und das Währungspaar Euro/US-Dollar in den vergangenen 25 Jahren entwickelt haben.
You: „Gewinnt der Dollar an Stärke, steigt der Preis für auf Dollar lautendes Gold für ausländische Anleger, was die Nachfrage dämpfen könnte und den Goldpreis sinken lässt.“ Im Gegenzug führe eine Schwächung des Dollars dazu, dass Gold für ausländische Anleger günstiger werde, was die Nachfrage und damit auch den Goldpreis erhöhen könne. In den vergangenen knapp 25 Jahren hätte es stets eine solche, sogenannte negative Korrelation gegeben, so You.
Was bedeutet das für Anleger? „Euro-Investoren können von dieser negativen Beziehung profitieren“, meint die Analystin. Da ein schwacher Goldpreis in Dollar tendenziell mit einem Erstarken des Dollars gegenüber dem Euro einhergehe, gleichen die Währungsgewinne gewisse Goldpreisverluste aus. In Zeiten eines steigenden Goldpreises wirke sich der tendenziell stärkere Euro dann zwar auch bremsend aus, langfristig gleichen sich die Währungseffekte jedoch häufig aus, so die Anlage-Expertin.

„Unter dem Strich sorgt die negative Beziehung dafür, dass die Volatilität des Goldpreises für Euro-Investoren geringer ausfällt, während langfristig keine großen Renditeunterschiede erwartet werden können“, sagt You. Ein Gold-Investment hätte Euro-Anlegern seit 1999 im Schnitt eine jährliche Rendite von 8,4 Prozent gebracht, rechnet die Analystin vor. In US-Dollar wären es 8,0 Prozent pro Jahr gewesen. „Daraus kann man auch ableiten, dass sich Währungsabsicherung bei Goldinvestments nicht lohnt“, so You.
Experten: Weiterer Goldpreis-Anstieg bis Jahresende möglich
Nach einem durchwachsenen Jahr 2022 hatte die Angst vor einer Bankenkrise im Frühjahr für eine Rally des Edelmetalls gesorgt. Zudem trieb der US-Schuldenstreit Anleger in Gold. Mitte Mai sprang der Kurs über die wichtige Marke von 2.000 US-Dollar pro Unze. Seither ging es wieder etwas bergab – auch getrieben durch die Zinspolitik der US-Notenbank Federal Reserve. Insgesamt hat der Goldpreis in US-Dollar seit Jahresbeginn um knapp 5,5 Prozent zugelegt, in Euro waren es etwa 3,1 Prozent.
Sollte allerdings die US-Notenbank in der Geldpolitik umschwenken, rechnen Analysten mit weiterem Auftrieb für das Edelmetall. Die Fed hatte im Juni eine Pause bei den Zinserhöhungen eingelegt – die elfte Erhöhung in Folge blieb aus. Aktuell liegt der US-Leitzins in der Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent. Für die kommenden Fed-Sitzungen wird allerdings mit weiteren Zinsschritten gerechnet. Die nächste Entscheidung der Notenbank steht am 26. Juli an.