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Die 3 Haupthürden für Start-up-Investments sollten Anleger kennen

In ein Start-up zu investieren, empfinden Anleger als unvermindert interessant. Jede Woche kontaktieren uns Gründer mit ihren Ideen, und auch unsere Kunden kommen immer häufiger mit Angeboten, weil sie direkt von Gründern angesprochen werden.
Interessant dabei ist, dass die Geschäftsidee beziehungsweise deren Aussicht auf Erfolg fast schon eine Art Zauber der Begeisterung auslöst. Die meisten Investoren wissen zwar, dass mehr als 90 Prozent aller Start-ups binnen der ersten drei Jahre scheitern. Dennoch wird immer wieder die Hoffnung gehegt, das aktuelle Angebot könnte das nächste große Ding werden.
Aber gerade bei einer so hohen Verlustrate müssen Chancen und Risiken viel kritischer hinterfragt werden. Vergleichbar dürfte das Lottospielen sein, wo die Chancen auf den Sechser mit Zusatzzahl bei eins zu 140 Millionen denkbar unwahrscheinlich sind. Und trotzdem hoffen jede Woche an die sieben Millionen Bundesbürger, das große Glück beim Tippspiel zu erleben.
Aus eigener Erfahrung können wir bestätigen, dass das Investieren in Startups wirklich spannend ist. Selten hat man die Möglichkeit, Erfolg und Misserfolg im Geschäftsleben so nah mitzuerleben. Um aber wirklich Freude auf mehr Erfolg als Misserfolg zu haben, raten wir dringend, ein paar einfache Regeln zu beherzigen. Zunächst sollten Investoren wissen, woran Startups am häufigsten scheitern.
Die 3 häufigsten Gründe, die Start-ups scheitern lassen
Grund Nr. 1 ist das Team. Das Gründungsteam sollte möglichst gleiche geschäftliche Interessen haben. Gute Merkmale sind auch ein annähernd gleiches Alter, annähernd die gleichen finanziellen Voraussetzungen. Das Team sollte sich auch mindestens schon drei Jahre kennen. Es gibt keinen Garant, dass sich ein Gründungsteam dauerhaft versteht. Aber wenn die genannten Merkmale nicht gegeben sind, gehen die Interessen schnell auseinander. Wenn das Team scheitert, scheitert fast immer das Start-up.
Grund Nr. 2 ist das Produkt. Bekommt das Team in hinreichender Zeit das Produkt gebaut, und hat das Team verstanden, was der Kunde wirklich haben will? Ist der Gründer eher ein Tüftler, besteht das Risiko, dass er das Produkt für sich baut und möglicherweise nicht rechtzeitig oder gar nie fertigentwickelt. In der Regel wird das Produkt binnen zwei Jahren am Markt sein müssen. Dauert es deutlich länger, nimmt das Risiko des Scheiterns zu.
Grund Nr. 3 ist die Hürde, eine Firma bauen zu können. Dieser Punkt kommt in der Regel erst nach zwei Jahren. Das Gründungsteam versteht sich, und das Produkt ist nun marktreif. Jetzt ist Organisationstalent gefragt, Personalführung, Logistik, Einkauf, Vertrieb und Rechnungswesen. Ein guter Gründer muss nicht zwangsläufig ein guter Geschäftsführer sein. Jüngeren Gründern fehlt es oft an betriebswirtschaftlicher Erfahrung.
An einem der genannten Gründe scheitern mehr als die Hälfte aller Start-ups. Selbst für erfahrene Investoren ist es schwer zu erkennen, ob ein Start-up an den genannten Kriterien scheitern wird. Für den Laien ist es unmöglich. Der beste Rat, den wir geneigten Investoren geben können, ist: Zu Beginn nur kleine Beiträge zusagen, maximal ein Drittel der beabsichtigten Gesamtinvestition. Ein späteres Nachinvestieren geht in der Regel immer.
Auch sollten Investoren genau darauf achten, wer noch investiert und wie stark deren Finanzkraft ist. Wenn das Start-up erfolgreich verläuft, wird es vermutlich immer Geldgeber finden. Wenn es aber nicht erfolgreich anläuft, wird die Firma fast immer versuchen, auf die bestehenden Investoren erneut zuzugreifen. Das Nachinvestieren in ein (noch) nicht erfolgreiches Start-up ist eine der schwierigsten Entscheidungen im Investmentgeschäft. Mögliche Verluste bei Startups sind in der Regel der Totalverlust und damit lautet die wichtigste Regel: Den Einsatz nur so hoch zu setzen, dass man bereit ist, diesen notfalls auch vollständig zu verlieren.

Über den Autor:
Riklef von Schüssler ist Vorstand der Vermögensverwaltung Allington Investors aus Bad Homburg.