Es ist das zweite Zusammentreffen mit Tobias Bierl in dieser Woche. Und der Ort für solch zufällige Begegnungen mit ihm dürfte der wahrscheinlichste sein, den es außerhalb seiner oberpfälzischen Heimat gibt – der Flughafen München. Tobias sitzt in einem Lokal namens „Äirbräu“ und schwärmt: „Welcher Flughafen hat schon sein eigenes Brauhaus?“ Er sitzt hier öfter, denn wie angedeutet, er fliegt viel. Nur einen großen Rucksack hat er dabei. Es geht nach Barcelona, „übers Wochenende“.
Geschäftliche Grundsatzentscheidungen werden auf Reisen getroffen
Es ist eine Reise wie viele und doch nicht. Ein, zwei Mal im Jahr brauche er als Mitinhaber einer Maklerfirma Abstand und Zeit für wichtige geschäftliche Entscheidungen. Das Thema Customer-Relatonship-Management treibt ihn derzeit um. Es geht um die richtige Software für sein Unternehmen. In IT-Fragen war der 39-Jährige, einst Industriemechaniker, schon immer Vorreiter. 2015 habe er bereits auf Cloud-Lösungen gesetzt, hatte er erst zwei Tage zuvor erzählt. Dass er die Gelegenheit seines Barcelona-Aufenthalts auch für seine größte private Leidenschaft nutzen wird, hatte er eher beiläufig erwähnt.
Ein paar Tage später liefert Tobias den bildlichen Beweis seiner Passion auf Facebook. Zu sehen ist eine eher ungewöhnliche Fußballanlage. Ein Hochhaus steht so nah am Spielfeld, dass die Sicht von den Balkonen besser sein dürfte als von der gegenüberliegenden Tribüne. Es ist die Spielstätte des CE Europa, eines viertklassigen spanischen Vereins. Tobias schreibt inbrünstig von Atmosphäre, Bierständen und Expats, für die der Verein wohl so etwas wie die zweite Heimat ist. Am Abend hatte er sich auch noch ein Spiel der zweiten Mannschaft des FC Barcelona angeschaut und das „ewig weit außerhalb“. Dafür habe er ja auch schon um 6.30 Uhr angefangen zu arbeiten, schließlich war es auch ein Business-Trip.
Als Groundhopper global unterwegs
Tobias Bierl ist Groundhopper. Und dass er es ist, spielt eine wichtige Rolle bei der Antwort auf die Frage, wie er gemeinsam mit seinem Bruder als Finanzberatung Bierl einer der bekanntesten Versicherungsmakler Deutschlands werden konnte. Tobias gehört zu einer Szene von Fußballfans mit einer Art Sammelleidenschaft, in der es darum geht, Spiele in möglichst vielen verschiedenen Stadien zu besuchen. In seinem Fall weltweit. 2000 Grounds, also Stadien, in über 100 Ländern hat er bereits auf seiner Liste. Groundhopper sind bekannt dafür, nicht selten viele Hundert oder sogar Tausend Kilometer zu fahren, um mehrere Spiele an einem Tag zu sehen. Es ist eine Leidenschaft, der mancher sein ganzes Leben unterordnet. Tobias, Markenzeichen Rundhals-Pullover, lässt sich dieser Spezies aber nicht so einfach zuordnen, auch wenn er sich schon Bemerkungen von Kunden wegen seiner „Freizeitorientierung“ hat anhören müssen.
Wie Stefan Bierl einst den Brancheneinstieg wagte
Denn ohne solch eine Leidenschaft im Geschäftsleben gebe es den erfolgreichen Makler Tobias Bierl sicher nicht. Dieses Kapitel seines Lebens geht zurück bis in die Zeit Anfang der 2000er Jahre und ist eng verknüpft mit seinem Bruder. Stefan Bierl, 51 Jahre alt und gelernter Sozialpädagoge, war damals bereits 20 Jahre in der Kinder- und Jugendarbeit tätig, als er etwas Neues wagte. Auch aus Unzufriedenheit mit der eigenen Finanzberatung fing er an, nebenberuflich in einem Strukturvertrieb zu arbeiten. Er las sich ein, bildete sich weiter und fand im Kollegenkreis die ersten Kunden. Was er dann sagt, klingt wie aus einem Seminar für Ausschließlichkeitsvertreter, die die Seiten wechseln wollen: „Ich wollte freier und unabhängiger arbeiten, nicht an starre Vorgaben gebunden sein.“ Seinen jüngeren Bruder konnte er schnell von der Idee der Selbstständigkeit überzeugen. Der machte mal eben die IHK-Prüfung als Versicherungskaufmann im Selbststudium.
Ganze Familie baute Finanzberatung mit auf
Einen Business-Plan hatten die Brüder nicht. Die passenden Räumlichkeiten eigentlich auch nicht. Die Firma kam im Dachgeschoss des Elternhauses in Walderbach, 35 Kilometer nordöstlich von Regensburg, unter. Bei der Buchhaltung und den Steuern half Stefan der Onkel, auch seine Ehefrau und die Schwester der beiden arbeiteten mit. „Wenn einer mit dem Kunden telefoniert hat, konnte der andere nicht mal seinen Schreibtisch benutzen“, beschreibt der ältere Bierl-Bruder die damalige Zeit. Der Vater sagte mehr als einmal: „Buben, was machts ihr da?“ Otto Bierl, 72 Jahre alt, ist heute noch Hausmeister und Mädchen für alles im familiären Finanzclan.
Im Jahr 2024 ist die Finanzberatung Bierl eine GmbH und hat ihren Firmensitz in einem schicken Neubau. Der steht, typisch Bierl, direkt neben dem Elternhaus, in dem Tobias noch heute wohnt. Das Haus von Stefan und seiner Familie ist natürlich auch in Sichtweite. Die regionale Verwurzelung, die Bodenständigkeit, der Fleiß und das familiäre Arbeitsklima, das auch mit den ersten Mitarbeitern nie verloren ging – all das mag den damaligen Erfolg eines kleinen, regionalen Maklerunternehmens erklären. Doch die Bierls sind keine Provinzmakler, sondern mittlerweile eher so etwas wie ein bundesweites Maklerphänomen. Und sie können es sich leisten, 30 bis 40 Prozent der vor allem aus den Großstädten kommenden Neuanfragen abzulehnen.
Reise- und Fußballberichte erweckten Schreibleidenschaft
Der rasante Aufstieg führt uns zurück zu Tobias Bierl und seiner Fußball- und Reiseleidenschaft. Schon immer hatte er ein Faible für ausgiebige Reiseberichte. Mit dem Groundhopping kamen Erlebnisberichte seiner Stadiontouren hinzu. Mit einer kaum zu beschreibenden Detailverliebtheit schrieb er über unterklassige Spiele, Stadion, Menschen, das ganze Drumherum. Im Freundes- und Bekanntenkreis machte das Thema immer mehr die Runde. Tobias gab kleine Heftchen heraus, gesammelte Werke seiner Fußball-Trips mit einer Auflage von wenigen Hundert Exemplaren.
Blog bringt Neukunden
Die Übertragung aufs Berufliche klingt aus heutiger Sicht fast trivial. Ein Blog. „Mir war schnell klar, dass wir auch im Internet sichtbar sein müssen“, sagt Tobias. Dabei ging es nicht nur um Suchmaschinenoptimierung. „Wir wollten den Leuten auch inhaltlich etwas bieten – mit verständlichen Informationen und konkreten Hilfestellungen.“ Tobias vernetzte sich mit bekannten Blogschreibern, schaute sich vieles ab, um dann selbst im Akkord Artikel zu schreiben. Die praxisnahen Texte zogen schnell immer mehr Leser an – und bescherten den Bierls nach und nach neue Kunden. Selbst heute lässt Tobias nicht nach. Teilweise haben seine Beiträge, meist zu Produkt-Updates, einen Umfang von weit über 50 DIN-A4-Seiten.
Bei Google unschlagbar
Bei verschiedenen Begriffskombinationen zu Maklerschaft und Versicherungen rangiert die Finanzberatung Bierl bei Google ganz oben. Dabei habe man noch nie Geld in SEO-Marketing gesteckt, erklären die Brüder. Tatsächlich ist es der Content ihrer Website, der die Sichtbarkeit bringt. Mit besonderer Vorliebe seziert Tobias Produktneuerungen in der Berufsunfähigkeitsversicherung, auf die er sich spezialisiert hat. Dort taucht er in die tiefsten Tiefen des Bedingungswerks ein. In der Branche genießen seine Beiträge mittlerweile einen Ruf wie Donnerhall. Auf seine Social-Media-Postings zu Blog-Beiträgen reagieren sogar Konzernvorstände wie Jürg Schiltknecht von der Baloise und geloben bei etwaiger Bierlscher Kritik an ihren Produkten Besserung. Follower schreiben auch schon mal von den „Popstars der Versicherungsbranche“.
Beratung nach Ärztehausprinzip
Neben ihrer Online-Strategie ist auch die Spezialisierung ein Erfolgsfaktor der Bierls: „Wir haben unsere Mitarbeiter gezielt für einzelne Sparten ausgebildet. So erreicht man einfach eine ganz andere Beratungstiefe“, sagt Stefan. Allein fünf Mitarbeiter haben eine berufliche Vorbildung in medizinischen Berufen. Das sei ein riesiger Mehrwert für Kunden bei den in der BU-Versicherung so wichtigen Risikovorfragen. Passend dazu bezeichnen die Brüder den Aufbau ihrer Firma als „Prinzip Ärztehaus“, wobei das Angebot auch die Bereiche Kapitalanlage und Immobilien umfasst. „Bei uns hat der PKV-Spezialist keine Ahnung von Kfz-Versicherungen – und umgekehrt“, sagt Tobias und legt nach: „Stefan ist dabei der Hausarzt.“
Hausschuhe und Pulli statt Anzug
Der ältere Bruder hält den Laden zusammen, wenn der Jüngere die Welt bereist, lebt seine nicht minder große Fußballleidenschaft als Jugendtrainer im lokalen Fußballverein aus. So unterschiedlich die Brüder wirken, durch das, was sie erzählen, so ähnlich ist ihr Auftreten. Ihre Mitarbeiter sprechen eher von Freunden als von Chefs, wie diese tragen sie in der Firma Hausschuhe. Die Bierls erscheinen schon fast provozierend uneitel. Stefan klingt geradezu stolz, wenn er sagt: „Ich fahre immer noch meinen alten Skoda Octavia.“ Tobias wiederum bemerkt, dass er nicht mal einen Anzug besitzt.
Für die Bierls ist immer alles im Fluss. Wirkliche Ziele gibt es nicht, vielmehr eine Art Urvertrauen in die Weiterentwicklung des Geschäfts. Dafür investieren sie in Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter und bauen die Bereiche Kundenservice und IT stetig aus. Auch neues Personal wird ständig gesucht. Am Ende hat sowieso immer der Fußball irgendwie Einfluss auf das Geschäft. Aktuell bekamen die Brüder das Angebot, mit ihrer Finanzberatung als Sponsor beim SSV Jahn Regensburg einzusteigen. Das ist Tobias’ Lieblingsverein.


