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Steigende Ölpreise, schwacher Euro Experten erwarten Inflationsschub

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Der Ankauf von Anleihen im großen Stil, begonnen von der EZB im März 2015, soll nach dem jüngsten EZB-Beschluss bis wenigstens Ende 2017 fortgesetzt werden, wobei das monatliche Ankaufvolumen ab April von aktuell 80 Mrd. Euro auf 60 Mrd. Euro sinken wird.

Das bedeutet, dass die EZB ihre Käufe während der anstehenden Wahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland fortsetzt und während möglicher Neuwahlen in Italien und Griechenland. In allen genannten Ländern drohen populistische und europafeindliche Parteien an Boden zu gewinnen. Die Gespräche über den Brexit, den Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union, und die beginnende Präsidentschaft von Donald Trump in den USA gehören ebenfalls zu den Risiken, die Draghi zur Vorsicht mahnen ließen.

Gleichzeitig jedoch scheinen steigende Energiepreise das Zeug zu haben, die Inflationsrate nach oben zu schieben. Rohöl der Nordsee-Sorte Brent hat sich seit Mitte November um mehr als 25 Prozent verteuert, auch weil die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) erstmals seit acht Jahren wieder ein Abkommen über eine Fördereinschränkung getroffen hat.

Die jüngsten Preissteigerungen sind in den aktuellen EZB-Projektionen noch nicht enthalten. Diese sagen für 2017 einen Anstieg der Verbraucherpreise um 1,3 Prozent voraus und eine Beschleunigung der Teuerungsrate auf 1,7 Prozent im Jahr 2019 - womit dann das Inflationsziel der EZB von knapp unter zwei Prozent nicht mehr weit entfernt wäre.

Neue Inflationsdaten aus dem Euroraum, die am Mittwoch veröffentlicht werden, werden laut einer  Bloomberg-Umfrage unter Volkswirten zeigen, dass sich der Anstieg der Verbraucherpreise von 0,6 Prozent im Vormonat auf ein Prozent im Dezember beschleunigt hat.

"Die Stabilisierung oder auch Erhöhung der Energiepreise lässt für 2017 einen deutlichen Anstieg der Inflationsraten erwarten", erklärte EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny laut einer am Freitag von der Oesterreichischen Nationalbank veröffentlichten Mitteilung. "Auf europäischer wie auch auf österreichischer Ebene ist für 2017 freilich weiterhin eine Inflationsentwicklung unterhalb des Stabilitätszieles der Europäischen Zentralbank (EZB) zu erwarten. Es ist daher weiterhin – aber nicht auf unbegrenzte Zeit – mit einer expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank zu rechnen."

Jegliche Anzeichen dafür, dass das Preisstabilitätsziel der EZB in Sichtweite kommt, könnten die einer strafferen Geldpolitik zuneigenden EZB-Ratsmitglieder dazu bewegen, ein Ende der quantitativen Lockerung zu verlangen. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann etwa sagte der Bild-Zeitung laut einem am 26. Dezember veröffentlichten Interview, es "wäre zu spät", mit einer Straffung der Geldpolitik bis 2019 zu warten.

Die EZB müsse vorausschauend handeln, erklärte Weidmann. "Das heißt, sobald sich die Inflation auf einem nachhaltigen Pfad hin zu unserem Ziel befindet, gilt es, die Zügel anzuziehen."