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Gestiegene Verbraucherpreise 2021 Inflation so hoch wie zuletzt 1993

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Aller Unsicherheit zum Trotz: Weil viele der Sonderfaktoren sowie das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage sich im Jahresverlauf 2022 zumindest abschwächen sollten, erwarten wir bis Ende des Jahres einen Rückgang der Inflationsrate auf etwas unter 2 Prozent. Auch rückläufige oder zumindest stabile Ölpreise dürften in diesem Jahr Druck vom Inflationskessel nehmen. Die stark gestiegenen Gaspreise werden sich jedoch aufgrund vieler Verträge mit langfristiger Preisbindung erst im Laufe des Jahres auswirken und verzögern daher den Rückgang der Teuerung.

Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust:

Der im Monatsdurchschnitt auf etwa 74 US-Dollar/Fass gesunkene Ölpreis und etwas niedrigere Preise für Benzin und Diesel haben den Preisanstieg im Dezember gedämpft, aber nicht stoppen können. Belastend wirkt der auch ohne Energiekomponenten anhaltend starke Anstieg der Importpreise und der Erzeugerpreise gewerblicher Produkte, der mit Verzögerung auf der Verbraucherebene ankommt. Umfragen deuten darauf hin, dass Versorgungsengpässe weiter an der Tagesordnung sind und sich in der Industrie im Dezember sogar nochmals verschärft haben. Auch im Einzelhandel hat sich der Anteil der Firmen mit Lieferproblemen erhöht. Unternehmen dürften höhere Inputkosten bei solider Nachfrage auf die Verbraucher überwälzen und sich eröffnende Preiserhöhungsspielräume nutzen.


Das Preisumfeld bleibt Anfang 2022 sehr angespannt. Eine weitere Entlastung durch Kraftstoffpreise zeichnet sich nicht ab, da die Rohölpreisnotierungen zuletzt wieder etwas angestiegen sind und eine moderate Erhöhung der C02-Abgabe stattfindet. Deutliche Teuerungseffekte werden dadurch ausgelöst, dass die Energieversorger nun auf breiter Front die erheblich gestiegenen Beschaffungskosten bei Erdgas sowie höhere Netzentgelte auf die Endverbraucher überwälzen. Beides wird auch dazu führen, dass sich der Strom trotz der spürbaren Absenkung der EEG-Umlage verteuert.

Der Höhepunkt der Inflationsrate von etwas über 5 Prozent in den vergangenen Monaten sollte allerdings überwunden sein: Da die temporäre Absenkung der Mehrwertsteuer im zweiten Halbjahr 2020 jetzt keine Rolle mehr spielt, wird die Inflationsrate im Januar auf Werte um die 4,5 Prozent fallen. Allerdings wird die Inflation für einige Monate auf diesem Niveau bleiben. Im Jahresdurchschnitt ist mit einem Kaufkraftverlust von etwas über 3,5 Prozent zu rechnen.

Eine geldpolitische Wende wird angesichts dieser Zahlen dringlicher. Es ist zwar richtig, dass die Geldpolitik keine direkten Auswirkungen auf Energiepreise oder vorübergehende Preissteigerungen durch Angebotsengpässe hat, aber sie kann und sollte die mittelfristigen Preiserwartungen durch weniger Liquiditätszufuhr und Toleranz gegenüber leicht höheren Kapitalmarktrenditen stabilisieren. Sonst können sich inflationäre Prozesse verstärken.

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