LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MärkteLesedauer: 3 Minuten

Steigende Zinsen – eine Gefahr für Aktien?

Stephan Albrech von der Vermögensverwaltung Albrech & Cie
Stephan Albrech von der Vermögensverwaltung Albrech & Cie
US-Notenbankchef Ben Bernanke hat im Mai mit ein paar „könnte“ und „vielleicht“ für deutlich steigende Zinsen bei Staatsanleihen gesorgt. Hintergrund waren seine Gedankenspiele über Kürzungen bei den milliardenschweren Anleihekäufen durch die Zentralbank.

Die Marktteilnehmer versetzte die angebliche Wende der Geldpolitiker in regelrechte Panik, sie warfen massenweise Staatsanleihen aus den Depots – auch in Deutschland. Droht nun dank steigender Zinsen ein Ende der Aktienhausse?

Das klassische Modell für die Rotation im globalen Geldkarussell sieht so aus: Steigen die Zinsen für als sicher erachtete Staatsanleihen, werden diese zunehmend zur Konkurrenz für Aktien, insbesondere für dividendenschwache Papiere.

Schließlich erzielen Investoren mit ausfallsicheren Schuldpapieren nun eine Rendite, die an die Ausschüttungen von Aktien heranreicht oder diese übertrifft. Aus dem gleichen Grund haben in diesem Szenario die Besitzer von Rohstoffen und Edelmetallen schlechte Karten, da etwa Gold keine Zinsen oder Erträge erwirtschaftet.

Notenbanken bleiben locker

So weit die Theorie, nun zur aktuellen Praxis: Weder die Federal Reserve noch die Europäische Zentralbank (EZB) haben ein Interesse daran, dass die Zinsen für Staatsanleihen dauerhaft steigen, da dies die Refinanzierung der Staaten verteuern würde.

Bernanke hatte daher auch nur davon gesprochen, dass die Fed unter Umständen das Kaufprogramm für Anleihen in den nächsten Monaten verringern könnte – was aber bedeutet, dass sie dem Markt weiter Liquidität zuführen wird.

Zudem versicherten EZB-Präsident Mario Draghi wie auch sein Kollege von der Bank of England sogleich, dass die Notenbanken die niedrigen Zinsen beibehalten oder sogar senken werden. Ein Ende der lockeren Geldpolitik sei außerdem noch sehr weit entfernt, so der Italiener.

Schwache EU-Konjunktur begrenzt Zinsanstieg

Aufmerksamen Beobachtern wird es nicht entgangen sein: Die Anleihezinsen sind in den USA stärker gestiegen als in Deutschland – und das hat einen guten Grund. Anders als in den Vereinigten Staaten ist im Euro-Raum von einer Wirtschaftserholung nichts zu sehen.

Während das US-BIP im Vorjahresvergleich mit einer Jahresrate von 1,8 Prozent gewachsen ist, schrumpfte die Wirtschaftsleistung in der EU um 1,1 Prozent, in Deutschland ging sie sogar um 1,4 Prozent zurück. In diesem konjunkturellen Umfeld steigen die langfristigen Zinsen in der Regel nicht an, weil eine hohe Nachfrage nach sicheren Staatsanleihen besteht. Diese Tendenz sollte sich bald wieder durchsetzen.

Euro-Krise könnte Zinsen erneut drücken

Ein weiterer Grund, der gegen eine Zinswende in Deutschland und in der EU zum jetzigen Zeitpunkt spricht, ist die noch nicht beendete Schuldenkrise innerhalb der Europäischen Union. Wenn diese erneut aufflammt, wie zuletzt in Portugal, wird – wie schon seit Ausbruch der Krise im Jahr 2011 – wieder Geld in den als sicher erachteten Hafen der deutschen Staatsanleihen verschoben und deren Rendite drücken.

Fazit: Schon die Entschlossenheit der Notenbanken dürfte dafür sorgen, dass der Zinsanstieg für Staatsanleihen von begrenzter Dauer sein wird. In der Euro-Zone wirken zudem die schwache Konjunktur und die latent schwelende Schuldenkrise dämpfend. An den Aktienmärkten könnte der derzeitige Zinsanstieg – in den USA rentieren die 10-jährigen Staatsanleihen immerhin mit 2,6 Prozent – zwar für zeitweilige Unsicherheit sorgen. Ein Ende der Aktienhausse ist aber nicht zu erkennen.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion