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Sachversicherungen „Steilvorlage“ für alle Versicherungsvermittler

Von in Nachhaltigkeit, ESG & SRILesedauer: 4 Minuten
Onnen Siems und Florian Bohl (r.) im Doppel-Interview
Onnen Siems und Florian Bohl (r.) im Doppel-Interview: Auch bei Sachversicherungen erwarten die Branchenbeobachter vom Beratungshaus MSK einen Trend zu mehr nachhaltigen Produkten. | Foto: Meyerthole Siems Kohlruss Gesellschaft für aktuarielle Beratung mbH
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DAS INVESTMENT: Zum Jahreswechsel wurde bekannt, dass auch Investments in Erdgas- und Atomenergie laut Taxonomie-Verordnung der Europäischen Union zukünftig als nachhaltig gelten könnten. Was bedeutet das für den Finanzvertrieb?

Onnen Siems: Die Taxonomie-Verordnung der EU kann lediglich den kleinsten gemeinsamen Nenner auf politischer Ebene abbilden. Das könnte aber zu einem großen Problem für die Glaubwürdigkeit des Labels „nachhaltig“ werden. Es erinnert mich stark an das Siegel für Lebensmittel aus kontrolliert ökologischer Landwirtschaft gemäß EG-Bio-Verordnung. Denn die deutschen Verbraucher schauen beim bewussten Einkauf im Bioladen heute eher auf die Zeichen von Demeter oder Bioland, weil sie nach viel strengeren Vorgaben vergeben werden. Bei Finanzprodukten erwarte ich in Deutschland oder auch Österreich daher, dass sich neben der Einordnung gemäß Taxonomie-Verordnung der Zusatz „ohne Atomkraft“ durchsetzt.

Dazu müsste hierzulande erst einmal eine starke Nachfrage der Kunden nach nachhaltigen Versicherungsprodukten vorhanden sein. Welche Folgen erwarten Sie nun durch die kontrovers geführte Diskussion um die Taxonomie-Verordnung?

Florian Bohl: Ich kann mir gut vorstellen, dass sich das tendenziell eher negativ auf die Stimmung der Kunden auswirken dürfte. Denn die kontroverse Diskussion um die Regeln zur Einordnung sorgt für Unsicherheit, was in den als nachhaltig bezeichneten Produkten wirklich drin ist. Und so lange sich die Delegierten Verordnungen der Europäischen Union weiter verzögern, bleiben auch noch viele weitere Details ungeklärt. Das betrifft vor allem die Themenbereiche Soziales und Unternehmensführung. Hierfür könnte man zum Beispiel Personalquoten heranziehen – etwa der Menschen mit Behinderung in der Belegschaft oder der Frauen im Top-Management. Aber das ist wohl noch Zukunftsmusik.

Stichwort Zukunft: Ab dem 2. August sollen Vermittler von Versicherungsanlageprodukten die Privatkunden auch zu ihren Nachhaltigkeitspräferenzen befragen. Welche Chancen bietet das womöglich auch für den Absatz nachhaltiger Sachversicherungen?

Onnen Siems: Wenn Versicherungsvermittler im Beratungsgespräch künftig auch die Nachhaltigkeitspräferenzen der Kunden bei ihrer Geldanlage ansprechen müssen, ist das eine Steilvorlage für sie. Denn es bietet ihnen sicherlich großes Potenzial für Cross-Selling – zum Beispiel in den Produktkategorien Wohngebäude oder Haftpflicht. Dort bieten manche Anbieter Mehrleistungen bei nachhaltigen Ersatzbeschaffungen oder Reparaturen an. Und im hart umkämpften Kfz-Versicherungsmarkt gewähren Einige bereits Öko-Rabatte für Elektroautos.

Aber wissen die Verbraucher hierzulande etwas von den bereits vorhandenen Sachversicherungen mit nachhaltigen Extras am Markt? Wie zum Beispiel aus der Produktkategorie Wohngebäude?

Florian Bohl: Die Sensibilität für das Thema Nachhaltigkeit ist bei den deutschen Versicherern in den vergangenen Monaten definitiv enorm gestiegen. Wir verzeichnen vor allem seit der Juli-Flut im vorigen Jahr vermehrte Anfragen von Gesellschaften, die wir bei MSK beraten. Auch viele ihrer Privat- und Gewerbekunden in Deutschland dürften aufgrund der verheerenden Zerstörungen durch das Sturmtief Bernd neu darüber nachdenken, inwiefern sie auch gegen Elementarrisiken versichert sind. Mir ist aber noch keine große Marketing-Kampagne für nachhaltige Sach-Policen bekannt. Ich denke, da ist noch Luft nach oben. 

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Über die Interviewten:

Onnen Siems ist Mitgründer und Geschäftsführer und Florian Bohl Berater bei Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) in Köln. Die aktuarielle Beratungsgesellschaft begleitet Versicherungsunternehmen bei strategischen Entscheidungen und operativen Prozessen im Bereich der Schaden- und Unfallversicherung. Aktuell hat MSK zum Beispiel mit etwa 200 Million Euro die versicherten Schäden berechnet, die durch das Sturmfeld des Tiefs Antonia in der Nacht auf den 21. Februar in Deutschland verursacht wurden. Mit ihm ende eine Woche mit drei schadenträchtigen Stürmen in direkter Folge.

Grafik: Meyerthole Siems Kohlruss Gesellschaft fuer aktuarielle Beratung mbH

„In den Wetteraufzeichnungen, die mehr als 50 Jahre zurückreichen, hat es in Deutschland eine solche Sturmserie bisher nicht gegeben“, erklärt Siems. „Die Gesamtschadensumme von 1,6 Milliarden Euro für Ylenia, Zeynep und Antonia wird von einzelnen Sturmereignissen wie Kyrill 2007 locker übertroffen, stellt aber dennoch einen turbulenten Auftakt in das Schadenjahr 2022 dar“, so der Versicherungsmathematiker weiter. „Die Versicherungsbranche kann mit einer Schadensumme dieser Größenordnung gut umgehen. Allerdings ist das Jahr noch jung und weitere Sturm- oder Flutereignisse könnten die Sparte wie im Vorjahr in rote Zahlen ziehen.“

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