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Wie nachhaltig ist der „Global Warming“ wirklich, Herr Wittwer?

Stolze 29,7 Prozent Wertzuwachs fuhr der Klima-Fonds Global Warming (ISIN: DE000A0KEYM4) in seinem 18. Jahr ein und überschritt dabei sogar die 2-Milliarden-Euro-Marke: Für die LBBW Asset Management und Fondsmanager Christoph Keidel war 2024 ein äußerst erfolgreiches Jahr. Bei 1,5 Prozent Verwaltungsvergütung darf man sich durchaus freuen.
Fünf Sterne von Morningstar, FNG-Siegel, österreichische...
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Stolze 29,7 Prozent Wertzuwachs fuhr der Klima-Fonds Global Warming (ISIN: DE000A0KEYM4) in seinem 18. Jahr ein und überschritt dabei sogar die 2-Milliarden-Euro-Marke: Für die LBBW Asset Management und Fondsmanager Christoph Keidel war 2024 ein äußerst erfolgreiches Jahr. Bei 1,5 Prozent Verwaltungsvergütung darf man sich durchaus freuen.
Fünf Sterne von Morningstar, FNG-Siegel, österreichisches Umweltzeichen, Scope Award – auf dem Factsheet des Artikel-8-Fonds ist kaum Platz für all die Auszeichnungen. Kein Wunder, dass wir bei unserer Verabredung auf einen äußerst gut gelaunten Stephan Wittwer, Investmentspezialist bei LBBW AM, treffen.
DAS INVESTMENT: Herr Wittwer, Ihr Fonds Global Warming ist im Frühjahr 2025 unter Druck geraten und verlor zwischenzeitlich fast 20 Prozent. War das der Tech- und US-Lastigkeit geschuldet?
Stephan Wittwer: Ja, unter anderem. Wobei der Anteil an Tech-Aktien Ende März deutlich reduziert wurde. Auch das Exposure an US-Aktien wurde temporär reduziert.
Dennoch ist der Fonds aktuell zu zwei Dritteln in den USA allokiert. Nachhaltige Investments scheinen unter Donald Trump noch weniger angesagt. Wie gehen Sie damit um?
Wittwer: Das Thema Nachhaltigkeit hat im Beratungsgespräch tatsächlich schon seit 2023 an Bedeutung verloren, weil es durch die regulatorische Verschärfung einfach kaum jemand mehr versteht. Umso bemerkenswerter ist, dass es ein Produkt gibt, das nebenbei nachhaltig ist und trotzdem Performance generiert. Das sieht man auch an den Nettomittelzuflüssen: Der Global Warming sammelte 2024 fast 160 Millionen Euro ein – und das in einem Umfeld, in dem aktive Fondsmanager insgesamt Abflüsse verzeichnen.
Performance steht am Ende über allem. Der Global Warming ist sehr performant und darf nebenbei noch nachhaltig sein. Auch im schwierigen Jahr 2025 generiert der Fonds derzeit Nettomittelzuflüsse von rund 65 Millionen Euro. Kunden nutzten den Rückschlag verstärkt zum Kauf des Fonds.

Der Greenwashing-Vorwurf betrifft viele Anbieter. Ihr Fonds ist rund 1,9 Milliarden Euro schwer und hätte entsprechend viel zu verlieren. Wie gewährleisten Sie die Glaubwürdigkeit Ihrer Nachhaltigkeitsstrategie?
Wittwer: Für uns als Landesbank mit öffentlichem Auftrag und politisch geprägter Anteilseignerstruktur ist das ein wichtiges Thema. Alle Titel sind erklärbar, auch wenn viele Anleger unter Nachhaltigkeit oftmals eher Wind und Solar verstehen.
Nehmen wir die Energie-Thematik: Der Energieverbrauch der Daten- und Rechenzentren ist mittlerweile mehr als doppelt so hoch wie der komplette Energieverbrauch Deutschlands – und wächst weiter. Für Rechenzentrumsbetreiber werden daher Technologien zur Energiereduktion immer wichtiger.
Ein Beispiel ist Arista Networks mit energieeffizienten Netzwerkkomponenten. Solche Unternehmen im Bereich Green-IT haben durchaus ihre Berechtigung in einem Klimafonds, auch wenn es auf den ersten Blick nicht offensichtlich ist.

Boston Scientific, Visa, Mastercard, Microsoft, Apple – die größten Positionen klingen tatsächlich eher nach Tech-Fonds.
Wittwer: Viele Unternehmen tragen indirekt zur Lösung von Klimaproblemen bei, ohne dass man sie klassischerweise mit dem Thema in Verbindung bringt. Microsoft etwa hat erhebliche Investitionen in CO2-Reduktion und Nachhaltigkeit getätigt. Bei den Zahlungsdienstleistern geht es um die Digitalisierung von Finanzströmen, die physische Prozesse und damit verbundene Emissionen reduziert.
Der Schlüssel beim Global Warming ist, dass die Unternehmen im Portfolio nicht nur Umsatzwachstum, sondern auch Ertragswachstum und realen Mehrwert für Anleger generieren. Die Fondsmanager bevorzugen daher Unternehmen mit soliden Bilanzen und starkem Cashflow – Merkmale, die man in den klassischen Nachhaltigkeitssektoren wie Wind und Solar oft vermisst.
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Gibt es auch Bereiche, in die Sie grundsätzlich nicht investieren?
Wittwer: Ja, wir haben klare Ausschlusslisten. Und auch Prinzipien, die man nicht in unserer Broschüre findet. Als wir unseren Fondsmanager Christoph Keidel einmal fragten, warum er keine chinesischen Werte kauft, antwortete er: (Wittwer wechselt ins Schwäbische) „Glaubt ihr wirklich, dass China es zulässt, dass der Westen sich an seinen besten Unternehmen mit beteiligt?"
Neben mangelnder Transparenz und Greenwashing-Risiken ist das ein wesentlicher Grund, warum wir uns dort fernhalten. Generell ist unser Ansatz, in Unternehmen zu investieren, die wirklich fundierte und nachvollziehbare Geschäftsmodelle haben. Solche finden wir vor allem in Nordamerika und Europa – aber auch beispielsweise in Südkorea und auch Japan.
DWS und Allianz Global Investors haben zuletzt die Türe für Investitionen in Rüstungsfirmen in ihren Artikel-8-Fonds geöffnet. Wie positioniert sich LBBW AM bei diesem Thema?
Wittwer: Wir möchten das trennen. Wer an diesem Thema partizipieren möchte, der hat die Möglichkeit, dies anhand eines Artikel-6-Fonds abzubilden.
Für Investitionen in Rüstungsfirmen haben Sie seit Ende 2024 einen eigenen Fonds am Start: „Sicher Leben" (ISIN: DE000LB6B0M7) hat binnen vier Monaten über 60 Millionen Euro eingesammelt – ein echter Erfolg. Ist das Thema Rüstung für Sie als „Mister Global Warming“ ein Spagat?
Wittwer: Gar nicht, weil ich meine Rolle darin sehe, Beratern Mehrwert fürs Kundengespräch zu generieren. Die Welt ist nicht schwarz-weiß und verschiedene Anleger haben unterschiedliche Anforderungen. Mit unseren Themenfonds bieten wir klare Positionierungen für verschiedene Bedürfnisse an. Nicht jeder mag Vanilleeis, nicht jeder mag Schokolade – da bieten wir gern mehrere Sorten an.
Der Sicher Leben ist konsequent auf ein Thema ausgerichtet, das vielen Anlegern wichtig ist, während der Global Warming einen völlig anderen Fokus verfolgt. Diese Klarheit schätzen unsere Vertriebspartner.
„Sicher Leben“ klingt aber, als hätten die Namensgeber die Wörter „Verteidigung“ oder „Rüstung" vermeiden wollen.
Wittwer: Nein, sondern eher weil es zu kurz gesprungen wäre. Es gibt bereits reine Rüstungs-ETFs, die somit eher eng gefasst sind. Unser Sicher Leben basiert auf drei Säulen:
- Die erste Säule ist das Thema Verteidigung oder Rüstung.
- Die zweite Säule betrifft digitale Sicherheit, also konkret Cybersecurity-Lösungen.
- Und die dritte Säule umfasst persönliche physische Sicherheit und sichere Abläufe.
Diese Kombination macht den Fonds breiter und robuster.
Die Anleger wünschen sich immer günstigere Produkte, wie man am ETF-Trend sieht. Warum sollten Anleger noch in aktiv gemanagte Fonds investieren?
Wittwer: ETFs haben ihre Daseinsberechtigung, insbesondere bei allgemeinen Index-Investments. Aber gerade bei Themen-Aktienfonds sind sie oft eng – oder auch zu eng – gefasst. Der aktive Fondsmanager hat hier eine bessere Ausgangsposition, um Performance zu generieren.
Entscheidend ist, ob es dem Management gelingt, vergleichbare Indizes oder ETFs nach Kosten zu schlagen. Und das können wir belegen. Unsere Fondsmanager und Analysten – die übrigens nicht nur Schmuck am Beinkleid sind, sondern echten Zweck haben – schaffen einen Mehrwert durch fundierte Analyse und Selektion.
Nicht zu vergessen: Die letzten zehn Jahre waren gute Aktienjahre. Das wird nicht immer so sein, und gerade in schwierigeren Marktphasen zeigt sich der Wert aktiven Managements.
Ende Februar gab es viel Trubel innerhalb Ihres Hauses: Einige Fondsmanager haben einen offenen Aufstand gegen den Investmentchef Michael Hünseler geübt. Es folgten interne Untersuchungen, die mittlerweile abgeschlossen sind. Der Aufsichtsrat hat Hünseler den Rücken gestärkt. Das dürfte den Beschwerdeführern nicht gefallen. Wie ist aktuell die Lage im Haus?
Wittwer: Wir fokussieren uns auf das anspruchsvolle Thema Performance. Alles andere wird intern geklärt werden.
Über Stephan Wittwer und LBBW Asset Management
Stephan Wittwer, Jahrgang 1969, ist seit knapp 38 Jahren bei der Landesbank Baden-Württemberg tätig und kann auf einen ungewöhnlichen Karriereweg zurückblicken. Der Heilbronner starte nach seiner Bankausbildung zunächst als Systemadministrator im Rechenzentrum. Mit dem Zusammenbruch des sogenannten „Neuen Marktes“ wechselte er von 2001 bis Ende 2010 ins Aktien-Research mit dem Fokus Technologieunternehmen. Seit Ende 2010 ist er bei der LBBW Asset Management. Als Investmentspezialist sei er viel unterwegs als "Geschichtenerzähler, kein Märchenonkel", wie er selbst sagt.
LBBW Asset Management ist eine 100-prozentige Tochter der Landesbank Baden-Württemberg und zählt mit einem verwalteten Vermögen von rund 74 Milliarden Euro (Stand: Ende 2024) zu den führenden Kapitalverwaltungsgesellschaften Deutschlands. Das Unternehmen mit Sitz in Stuttgart beschäftigt rund 290 Mitarbeitende und bietet institutionellen wie privaten Anlegern maßgeschneiderte Lösungen in Spezialfonds, Publikumsfonds und Direktanlagemandaten.



