Über Geld spricht man nicht – das gilt in Deutschland auch noch im Jahr 2022. Kurioserweise aber nicht nur unter Kolleg:innen, sondern sogar in den eigenen vier Wänden, wie eine aktuelle Untersuchung mit mehr als 5.000 Teilnehmer:innen des Karriereportals Stepstone zeigt. Demnach wissen 30 Prozent der Beschäftigten nicht, wie viel auf dem Gehaltszettel der Ehepartnerin oder des Ehepartners steht. Das eigene Einkommen ist offenbar immer noch ein Tabuthema.
Es wird Zeit, das zu ändern.
Um einen umfassenden Überblick über die Einkommenssituation der Deutschen zu bekommen, haben Stepstone und gehalt.de erstmals gemeinsam den laut eigener Aussage „größten Gehaltsreport Deutschlands“ veröffentlicht. Er basiert auf 600.000 aktuellen Gehaltsdaten und erlaubt detaillierte Einblicke in verschiedene Branchen und Regionen.
Medianeinkommen liegt bei 44.100 Euro
Die für viele wichtigste Zahl: Das Bruttomediangehalt in Deutschland liegt derzeit bei 44.100 Euro. Im vergangenen Jahr waren es noch 43.200.
Das mittlere Einkommen – auch als Medianeinkommen bekannt – darf nicht mit dem Durchschnittseinkommen verwechselt werden. Letzteres lag in Deutschland im Jahr 2021 bei 51.009 Euro und damit deutlich über dem Median.
Wie kommt dieser Unterschied zustande? Der Durchschnitt ist lediglich die Summe sämtlicher Einkommen, geteilt durch die Zahl der Einkommensbezieher:innen. Beim Medianeinkommen würden sich hingegen sämtliche Menschen des Landes nach Einkommen gestaffelt in einer Reihe aufstellen – und die Person in der Mitte definiert das Medianeinkommen. Das bedeutet, es gibt exakt gleich viele Gehälter, die niedriger und die höher sind als das Mediangehalt – wodurch dieser Wert deutlich realistischer ist, weil er nicht von extrem niedrigen oder hohen Gehältern verzerrt wird.
Personalverantwortung lohnt sich
Mit durchschnittlich 78.300 Euro Jahresgehalt sind Ärzt:innen die mit Abstand am besten verdienende Berufsgruppe in Deutschland. Ihr Einkommen liegt etwa 78 Prozent über dem Durchschnitt. Aber auch Ingenieur:innen (59.300 Euro), IT-Berufe (57.000) und Unternehmensberater:innen (56.400) befinden sich im oberen Segment des Gehalts-Rankings.
Wenig überraschend: Führungskräfte haben ein deutlich höheres Mediangehalt als Beschäftigte ohne Personalverantwortung. Mit 86.300 Euro ist ihr Einkommen fast doppelt so hoch. Ähnlich frappierend ist der Unterschied zwischen Akademiker:innen und ihren Kolleg:innen ohne Studienabschluss: Hier liegt das Verhältnis bei 59.700 zu 40.600 Euro. Ein Unterschied von knapp 48 Prozent.
In Hessen verdient man am meisten
Das Gehalt hängt jedoch nicht nur von der Branche und der persönlichen Qualifikation ab, sondern auch vom Standort des Unternehmens. Bundesweit am höchsten ist das Durchschnittsmediangehalt mit 47.840 Euro in Hessen. Auf Platz 2 folgt Baden-Württemberg mit 47.800 Euro vor Bayern mit 46.800 Euro.
Die drei Schlusslichter unter den Bundesländern sind
- Mecklenburg-Vorpommern: 33.600 Euro Jahresgehalt
- Brandenburg: 34.300 Euro Jahresgehalt
- Sachsen-Anhalt: 35.400 Euro Jahresgehalt
Neugierig geworden?
Am höchsten sind die Gehälter im Median in
- Frankfurt am Main: 54.100 Euro
- München: 53.900 Euro
- Stuttgart: 53.600
Berlin liegt mit 42.224 Euro im Mittelfeld, Hamburg mit 46.800 Euro leicht darüber.
Erfahrung ist gut für das Gehalt
Je länger man in einem Job arbeitet, desto routinierter und schneller erledigt man im Allgemeinen seine Aufgaben. Das lohnt sich nicht nur für Unternehmen, sondern auch für die Mitarbeiter:innen: „Mit zunehmender Berufserfahrung wachsen auch die Gehaltsaussichten“, heißt es im Stepstone-Gehaltsreport.
Als Neuling muss man sich im Median noch mit 33.800 Euro Jahresgehalt begnügen. Nach mehr als 11 Jahren erhöht sich das Einkommen jedoch auf rund 52.000 Euro.
Der Stepstone-Report zeigt auch: Größere Unternehmen zahlen höhere Gehälter als kleinere Betriebe. Das Mediangehalt in Unternehmen mit einem bis 50 Mitarbeiter:innen liegt bei 37.440 Euro, in Konzernen mit mehr als 5.000 Beschäftigten ist es mit 59.280 Euro deutlich höher.
Die Zahlen belegen erneut den Gender Pay Gap: Für Männer liegt das Mediangehalt bezogen auf eine Vollzeitstelle bei 47.300 Euro, bei den Frauen liegt es mit 40.500 Euro deutlich darunter.