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Steuern statt Spenden: Deutschlands Superreiche setzen auf den Staat

in MärkteLesedauer: 4 Minuten
Deutscher Bundestag
Deutscher Bundestag
Nachdem in den USA 40 Milliardäre sich bereit erklärten, mindestens die Hälfte ihres Vermögens an gemeinnützige Stiftungen zu spenden, wird auch hierzulande der Ruf nach vergleichbaren Spendenaktionen laut. So forderten Politiker von SPD und Grünen deutsche Superreiche auf, dem Beispiel amerikanischer Milliardäre zu folgen.

Die von Bill Gates und Warren Buffett ins Leben gerufene Initiative sei ein „sehr lobenswertes Beispiel dafür, dass die Reichen sich nicht aus sozialer Verantwortung ausklinken", sagte zum Beispiel Carsten Schneider, haushaltspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. In Deutschland sei leider ein gegenläufiger Trend zu beobachten.

Jeder zweite Milliardär in Deutschland hat eine eigene Stiftung

Stimmt nicht, meint Ambros Schindler, Leiter des Deutschen Stiftungszentrums in einem Interview mit n-tv. Denn jeder zweite Milliardär in Deutschland habe eine eigene Stiftung. Dabei gilt: „Je reicher jemand ist, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass er eine Stiftung hat“, so Schindler. Dass die Wohltätigkeit deutscher Superreichen in der Öffentlichkeit nicht so stark präsent ist wie die ihrer US-amerikanischer Pendants erklärt Schindler damit, dass viele Stifter und Spender nach außen nicht erkennen lassen, dass sie hinter einer gemeinnützigen Organisation stehen. Damit versuchen sie, neidgetriebene Debatten über die eigene Einkommens- oder Vermögenssituation zu vermeiden.
Bildstrecke: The Giving Pledge: Superreiche Wohltäter
Doch ob arm oder reich: Insgesamt spenden die Bundesbürger in der Tat weniger als die Amerikaner. So flossen in den USA im vergangenen Jahr 303,76 Milliarden Dollar in gemeinnützige Einrichtungen und Projekte. Diese Summe entspricht 2,1 Prozent des Bruttosozialprodukts der USA. Umgerechnet auf sämtliche Haushalte bedeutet das eine Durchschnittsspende von knapp 2.000 Dollar. Zum Vergleich: In Deutschland mit einem Bruttoinlandsprodukt von 2,4 Billionen Euro beträgt die jährliche Gesamtspendensumme 3 bis 5 Milliarden Euro. Das entspricht 36 bis 60 Euro pro Kopf.

Der Grund der geringeren Spendenbereitschaft der Deutschen liegt im starken Sozialstaat. So nehmen wir es als selbstverständlich hin, dass der Staat sich um Aufgaben wie Bildung oder Gesundheit kümmert. In Amerika werden viele dieser Bereicht nur durch privat finanzierte gemeinnützige Organisationen abgedeckt.

Deutschlands Reiche wollen mehr Steuern zahlen

Dass die deutsche Oberschicht lieber Steuern zahlt als ihr Geld zu spenden, zeigt auch die "Initiative Vermögender für eine Vermögensabgabe", die 2009 gestartet wurde. In einem Appell, der als Zeitungsanzeige erschien, forderten die gut betuchten Mitglieder der Initiative die Politik auf, sie durch eine Vermögensabgabe stärker zu belasten. Dadurch wollten sie die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise abmildern und die soziale Ungleichheit verringern. „Menschen mit einem Vermögen von über 500.000 Euro müssen mit einer auf zwei Jahre befristeten Vermögensabgabe in Höhe von jeweils 5 Prozent in die Pflicht genommen werden“, so ihr Vorschlag, dem sich 48 Vermögende angeschlossen haben.

„Wer spendet oder stiftet, genießt Steuervorteile“, erklärte einer der Initiatoren der Aktion, Berliner Arzt Dieter Lehmkuhl gegenüber der „Frankfurter Rundschau“. Der Spender entziehe dem Staat Steuermittel und verteile sein Vermögen ohne demokratische Kontrolle. Damit gewinne der gut betuchte Wohltäter gesellschaftliche Gestaltungsmacht, die dem Staat zustehe. >> Welche vermögenden Deutschen den Appel für eine Vermögensabgabe unterstützen >> Zur Bildstrecke „The Giving Pledge: Superreiche Wohltäter“

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