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Aktualisiert am 28.01.2020 - 17:17 Uhrin InstitutionelleLesedauer: 4 Minuten

Stifter in Not: Stiftungsinitiatoren ändern Asset Allocation

Auch die Fontäne an der Hamburger Binnenalster
Auch die Fontäne an der Hamburger Binnenalster
wurde von einer Stiftung finanziert. Quelle: Fotolia

In feinster Politiker-Rhetorik und schwäbischem Singsang schwärmte Günther Oettinger in seiner Funktion als Aufsichtsrat der Landesstiftung Baden-Württemberg: Die Stiftung sei ein „Schrittmacher der gesellschaftlichen Entwicklung“, die ganz im Sinn der „guten Chancen nachfolgender Generationen“ stehe.

Die Zahlen der Stiftung, die der Landesvater dann, nur wenige Tage nach der Lehman-Pleite im Herbst vergangenen Jahres, präsentierte, fielen indes deutlich nüchterner aus. 25 Millionen Euro werde die Landesstiftung 2009 für Bildung, Forschung und Kultur ausgeben. 50 Prozent weniger als im Vorjahr.

Noch schlimmer erwischte es die rheinische Stiftung Industrieforschung. Sie hat einen Großteil des Kapitals in IKB-Aktien angelegt. „Der IKB-Kurs müsste auf 20 Euro steigen, damit wir weiter fördern können wie vor der Krise“, sagt Wolfgang Lerch. Derzeit werden Aktien der Beinah-Pleitebank für rund einen Euro gehandelt. „Da ist“, so Stiftungsvorstand Lerch in einem Anflug von Galgenhumor, „noch Luft nach oben.“ Ohne die rund 16.500 Stiftungen gäbe es in Deutschland in Forschung, Bildung und im sozialen Bereich viele wichtige Projekte nicht

Ob Aidsforschung, der Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft oder Jugend- und Seniorenarbeit – ohne die rund 16.500 Stiftungen gäbe es in Deutschland in Forschung, Bildung und im sozialen Bereich viele wichtige Projekte nicht. Vielen Stadtbüchereien und Tierheimen, und auch überdimensionierten Springbrunnen wie der Hamburger Alsterfontäne, finanziert durch die gleichnamige Stiftung, müsste der Hahn zugedreht werden.

Doch schon jetzt hat die Großzügigkeit oft ein Ende: Neue Förderanträge werden vielfach nicht mehr angenommen. Denn Stiftungen stehen derzeit von zwei Seiten unter Druck. Zum einen haben sie Geld in der Krise verloren. Zum anderen spüren sie die Nachwehen der Krise: Die Zinsen sind auf extrem niedrigem Niveau, sichere Anlagen, wie Festgeld und Staatsanleihen, werfen nicht genug Erträge ab, um Verpflichtungen zu decken.

„Aus rechtlicher Sicht müssen laufende Einnahmen aus dem Stiftungsvermögen hoch genug sein, um den Stiftungszweck zu verfolgen, das Vermögen real zu erhalten und noch Rücklagen zu bilden“, sagt Hermann Falk vom Bundesverband Deutscher Stiftungen. Stiftungen gelten als Institutionen für die Ewigkeit, und ihre Investitionen sollten mit ruhiger Hand geführt werden. Doch geraten Stiftungsziele in Gefahr, folgt die Aberkennung der Gemeinnützigkeit; wird ein zu hohes Risiko eingegangen, passiert das Gleiche.

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