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Stimmen zum Markteinbruch „Eine Rezession ist kaum noch zu verhindern“

Von Aktualisiert am in UnternehmenLesedauer: 7 Minuten
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Zudem könnte die EZB die Regeln des Ankaufprogramms ändern und etwa den Fokus stärker auf italienische Staatsanleihen richten. Darüber hinaus könnte die Notenbank auch Bankanleihen in das Kaufprogramm aufnehmen, die bisher ausgeschlossen sind. „Für die Banken, die unter noch niedrigeren Zinsen besonders leiden, wäre dies eine willkommene Unterstützung“, sagt Bauer. Diese Strategie sei jedoch nicht ohne Risiko. Würde „der Schlag nach hinten losgehen, könnten die Finanzmärkte und die Realwirtschaft weiter einbrechen und alle wüssten, dass die EZB am Ende ihrer Kräfte ist“.

Wahrscheinlicher, aber laut Bauer am wenigsten wünschenswert, sei ein zweites Szenario: Die EZB könnte die Zinsen moderat – möglicherweise um 10 Basispunkte – senken, was den Einlagenzins auf minus 0,6 Prozent bringen würde. Die Nettokäufe könnten gleichzeitig auf 60 oder 80 Milliarden Euro pro Monat steigen. „Die Gefahr solch maßvoller Schritte liegt allerdings darin, dass sie einerseits nicht ausreichen, um die Krisenstimmung zu beruhigen und den Märkten wieder Vertrauen einzuflößen – und dass die EZB andererseits einen Teil ihrer Kapazitäten aufbraucht und einer möglichen weiteren Verschlechterung der Wirtschaftslage nichts mehr entgegenzusetzen hat“, analysiert der Fondsmanager.

Als unwahrscheinlich schätzt Bauer das Szenario ein, dass die EZB ihren aktuellen geldpolitischen Kurs unverändert lassen und darauf verweisen könnte, dass die Verantwortung für die Bewältigung der Viruskrise in erster Linie bei der Politik liege. Das könnte allerdings weitere Turbulenzen auslösen, meint Bauer. „Und wenn die EZB als einzige Zentralbank keine Maßnahmen ergreift, würde der Euro noch weiter aufwerten – und das wäre ein starker Gegenwind für die exportorientierte europäische Wirtschaft“, sagt der Fondsmanager.

Bei aller Unsicherheit bei der Ausbreitung des neuartigen Virus seien einige Rahmenbedingungen absehbar, heißt es von First Private Investment Management. In den kommenden Wochen werde das Konsumentenvertrauen weltweit leiden. Insbesondere in den USA werden die Verluste am Aktienmarkt wirken, so die Analyse. In der Industrie könnten neben psychologischen Belastungen auch faktische Angebotsengpässe Spuren hinterlassen. „Eine Rezession ist zwar nun kaum noch zu verhindern, die Tiefe des Einschnitts bleibt jedoch offen“, heißt es.

Die Analysten rechnen damit, dass sowohl von fiskal-, als auch von geldpolitischer Seite „signifikant expansive Impulse gesetzt werden“. China habe bereits vorgelegt, die US-Notenbank mit der ersten deutlichen Zinssenkung reagiert. „Weitere Zentralbanken werden folgen – und dabei einmal mehr auch zu unkonventionellen Maßnahmen greifen“. Der Einbruch des Ölpreises werde länger wirken und realwirtschaftliche Auswirkungen auf ölproduzierende Schwellenländer und Ölfirmen haben. Auf mittlere Sicht könne der Rückgang allerdings auch konjunkturstabilisierend wirken. Nach Ende der Viruskrise erwarten die Analysten von First Private Investment Management Nachholeffekte, „die einen Teil des Rückschlags kompensieren dürften“.

Deutliche Worte zum Preiskampf beim Öl findet Névine Pollini, Aktienanalystin der Schweizer Privatbank Union Bancaire Privée (UBP): „Der Streit zwischen Saudi-Arabien und Russland, deren Allianz in den vergangenen drei Jahren zur Stützung der Ölpreise beigetragen hat, wird nun zu einem Preiskrieg führen, der das Öl auf mehrjährige Tiefststände treibt.“ Bei erdölexportierenden Ländern, die bereits Schwierigkeiten haben, wie der Iran und Venezuela, könnte dieser Preiseinbruch soziale Unruhen und politische Krisen auslösen, so die Aktienanalystin. „Wir glauben, dass der Ölmarkt vor einer tödlichen Kombination steht: zu viel globale Ölproduktion bei gleichzeitiger Verlangsamung des globalen Wirtschaftswachstums.“

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