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Aktualisiert am 11.07.2022 - 08:59 Uhrin Stolls FondseckeLesedauer: 7 Minuten

Warren Buffett vs. Cathie Wood Stolls Fondsdepots gehen an den Start

Berkshire Hathaway
Berkshire Hathaway: Menschen aus aller Welt pilgern alljährlich zur Aktionärsversammlung von Warren Buffetts Holding nach Omaha / Nebraska. | Foto: imago images / Xinhua

Ach, wie war das früher schön. Die D-Mark war stark, die Bundesschatzbriefe waren mit bis zu 8 Prozent der Renditeknaller und überdies grundsolide. Außerdem galt: „Die Rente ist sicher.“ – Kaum ein politischer Satz hat sich so in die Köpfe der Deutschen eingebrannt wie der des damaligen Arbeitsministers Norbert Blüm aus dem Jahr 1986.

Der Glaube daran scheint bis heute präsent zu sein. Denn von Aktien wollen sehr viele Deutsche bis heute nichts wissen. Einer der Gründe ist die Angst vor Verlusten. Seit im Jahr 2000 die Internetblase platzte, lassen viele lieber die Finger vom Traum vom schnellen Reichtum an der Börse. Die Folge: Viele Sparer setzen lieber weiter auf Girokonto und Tagesgeld.

Vorsorge über die Börse

Doch heute gibt es keine Zinsen mehr, dafür aber eine andauernd hohe Inflation. Dadurch schmilzt unser Geld im Rekordtempo. Zudem verlangen immer mehr Banken und Sparkassen für Spareinlagen ein Verwahrentgelt. Böse Zungen sprechen von „Strafzinsen“.  Robert Halver, Leiter der Kapitalmarkt-Analyse der Baader Bank bringt es auf den Punkt: „Die bisherige Form der Altersvorsorge ist eine tickende Zeitbombe. Ich bezweifle, ob meine Enkel jemals wieder hohe Anlagezinsen erleben werden.“ Was Halver ausspricht, betrifft jeden Sparer. Klassische Sparformen liefern keine Zinsen mehr. Aktienanleger haben da die besseren Karten. Ungeachtet der Corona-Krise, aufkeimender Inflation und geopolitischer Spannungen war das vergangene Börsenjahr eines der besten seit langer Zeit. Gemessen am MSCI World legten die Aktienmärkte um 31 Prozent zu. Das deutsche Aktienbarometer Dax kam immerhin auf einen Zuwachs von 16 Prozent.

Finanzexperten raten daher zur Vorsorge über die Börse. Gerade langfristig spricht trotz Schwankungen vieles dafür. Die realen Renditen für globale Aktien liegen seit Beginn des letzten Jahrhunderts trotz zweier Weltkriege und zahlreicher Wirtschaftskrisen bei über 5 Prozent jährlich. Seit seinem Start hat der Dax im Schnitt um 8 Prozent zugelegt. Der amerikanische Dow Jones rauschte am schwarzen Montag, dem 19. Oktober 1987, zwar auf 1728 Punkte ab. Heute steht er aber bei über 33.000 Punkten.

Investorenlegende Warren Buffett investiert pragmatisch

Doch wie können Anleger am besten über die Börse sparen? Darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Der erfolgreichste Investor aller Zeiten und einer der reichsten Männer der Erde ist Warren Buffett. Seine Anlagephilosophie ist eher schlicht und pragmatisch: Er beteiligt sich nur an Unternehmen, deren Geschäft er versteht. Die Aussichten müssen stimmen und der Preis! Sein Credo: „Sei ängstlich, wenn andere gierig sind, und sei gierig, wenn andere ängstlich sind.“ Zu seinen Grundregeln zählt sich gut zu informieren, gegen die vorherrschende Meinung zu investieren sowie viel Geduld und Sitzfleisch mitzubringen. Mit dieser Strategie machte das „Orakel von Omaha“ laut dem Magazin Forbes ein Vermögen von 114 Milliarden US-Dollar.

Der Anlageerfolg der lebenden Legende lässt sich an der Entwicklung seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway ablesen. Der Aktienkurs der Firma ist seit 1965 pro Jahr um durchschnittlich 20 Prozent gestiegen. Über diesen langen Zeitraum schaffte der Index, der 500 größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen S&P 500 nur ein Plus von rund 10 Prozent.

Das 331 Milliarden US-Dollar schwere Investmentportfolio von Buffett enthielt zum Ende des letzten Jahres 44 Unternehmen wie Apple, die Bank of America, American Express, Coca-Cola und Kraft Heinz. Zuletzt setzte der Star-Investor vor allem auf Öl und investierte mehr als 40 Milliarden Dollar in die Öl-Konzerne Chevron und Occidental Petroleum. Die Aktien von Activision Blizzard kaufte Berkshire, bevor Microsoft die Übernahme des Spieleentwicklers ankündigte.

In den vergangenen zehn Jahren stiegen die Papiere der Buffett-Holding um 312 Prozent. Seine Value-Strategie hatte in den vergangenen Jahren jedoch einen schweren Stand. Angesichts niedriger Zinsen und dem Siegeszug wachstumsstarker Aktien verlor sein Ansatz etwas an Glanz. In Zeiten überbordender Inflation, Krieg und steigender Zinsen scheint die Zeit für substanzorientiertes Investieren jedoch wieder reif.

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Voll ins Risiko: Cathie Wood

Eine ganz andere Strategie verfolgt Cathie Wood. Sie ist der Shootingstar unter den weiblichen Anlageprofis. Mit ihrem aggressiven Anlagestil sorgt die gläubige Evangelistin für Furore. Da sie riskanter investieren wollte, als es ihrem Arbeitgeber Alliance Bernstein lieb war, kündigte sie 2014 ihren Job und gründete ihre eigene Firma Ark Invest.

Mit ihrem Flaggschifffonds, dem Ark Innovation ETF, investiert die US-Investorin in Firmen mit disruptiven Geschäftsmodellen. Rechtzeitig kaufte sie die Aktien von Zoom Video, Roku oder anderen Profiteuren der Corona-Pandemie. Mit ihrer Strategie sicherte sie sich im Jahr 2020 den Thron auf dem Performance-Olymp. Das Plus: 153 Prozent!

Insbesondere Kleinanleger verehren sie, nicht zuletzt, weil die Investorin aus ihren Anlageentscheidungen keinen Hehl macht. Ihre absolute Transparenz sorgt in der Branche bisweilen für Stirnrunzeln. Täglich veröffentlicht sie all ihre Anlageentscheidungen. Doch die Wetten auf technologische Wunder gehen aufgrund der hohen Inflation und dem Umdenken an der Zinsfront nicht mehr auf. Seit Jahresbeginn büßte ihr Flaggschiff 30 Prozent ein, auf Sicht eines Jahres hat sich der Wert ihres Portfolios glatt halbiert.

Das ist mehr als die Kryptowährung Bitcoin im gleichen Zeitraum verlor. Den Preis für die Kryptowährung taxiert ihr Analysten-Team in gewagten Prognosen bis 2030 auf 1,36 Millionen Dollar. An spektakulären Ansagen mangelt es bei der Wall-Street-Investorin eben nicht. Abgebaut hat Wood zuletzt ihre Positionen beim Elektroautobauer Tesla oder beim jüngst von Tesla-Chef Elon Musk erworbenen Kurznachrichtendienst Twitter. Gekauft hat sie dagegen den Musikstreaming-Anbieter Spotify und die Biotech-Firma Gingko Bioworks.

Wie es mit der Starinvestorin künftig weitergeht, darüber wird in der Börsenwelt heftig gestritten. Während die einen großen Summen auf ihren Untergang wetten, erwarten andere eine kräftige Gegenbewegung nach dem Kursdebakel der letzten Monate. Letztlich hängt vieles von der Zinsentwicklung ab. Wenn diese wieder fallen, dürfte sich Wachstum wieder lohnen. Sinken sie nicht, sieht es für Cathie Wood und Co. weiter schlecht aus.

David Eiswert, Growth-Manager bei T.Rowe Price meint: „Als Growth-Investor muss man fantasievoll und kreativ sein und eine mehrdimensionale Perspektive einnehmen. Man muss sich eine Zukunft vorstellen, die andere nicht begreifen können. Die Welt verändert sich rasant, und traditionelle Anlage-Ansätze, die zum Beispiel auf dem Phänomen der Rückkehr zum Mittelwert beruhen, werden in Frage gestellt.“

Zu den erfolgreichsten Vertretern der Growth-Strategie zählt neben Wood der 1944 in Massachusetts geborene Peter Lynch. Seine Philosophie: Wenige „Tenbagger“ (Aktien mit zehnfacher Wertsteigerung) reichen aus, um die schlechten Renditen anderer Aktien auszugleichen.

Die Beispiele zeigen: Den einzig wahren Weg zur finanziellen Glückseligkeit gibt es nicht. Die Auswahl ist riesig und jede Methode, egal ob passiv oder aktiv, behauptet von sich, die erfolgversprechendste zu sein. Anleger stehen deshalb vor einer schier unglaublichen Zahl an Fonds und ETFs. Am Ende dürfte eine gesunde Mischung aus verschiedenen Managementstilen, Regionen und Branchen über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.