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Strategiegespräch Warum kaufen Sie noch teure Aktien, Herr Wagner?

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Dass alles zugleich teuer geworden ist, macht es nicht besser.

Wagner: Sicherlich nicht. Aber auch mit Cash verliert man Geld. Nein, auch wenn es nicht sehr originell klingt, aber zu Aktien gibt es derzeit keine wirklichen Alternativen.

Macht der ETF-Boom Ihre Arbeit leichter oder schwerer?

Wagner: Zunächst schwerer. Denn wir glauben an aktives Management und treffen auf Anleger, die das nicht nachvollziehen und lieber einen ETF kaufen. Schwierig ist auch, dass Indizes so hochgejagt werden. Was in den USA zum Beispiel die Fang-Aktien Facebook, Amazon, Netflix und Google sind, sind in den Schwellenländern die Bats oder Tats. Das sind Baidu, Tencent, Alibaba, Taiwan Semiconductor und Samsung. Laut einer Studie kommen 70 Prozent des Aktienaufschwungs von diesen Werten. Wir haben zwar auch einige von ihnen, aber in den Indizes sind sie viel höher gewichtet, als wir es uns erlauben könnten. Da können wir als aktive Manager also nicht mithalten. Und in Amerika ist das mit den Fang-Aktien ähnlich. Das macht uns das Leben zunächst nicht leichter.

Und langfristig?

Wagner: ... gibt es gute Gelegenheiten mit Qualitätsaktien, die nicht in Indizes enthalten sind. Da finden wir Ideen, brauchen aber auch Geduld, um das durchzustehen.

Warum mischen Sie nicht einfach auf dem ETF-Markt mit?

Wagner: Weil es gegen unsere Überzeugung wäre.

Überzeugung nützt nichts, wenn die Kunden sie nicht teilen.

Wagner: Unsere Kunden teilen sie ja. Wir verzeichnen ja über die vergangenen Jahre Mittelzuflüsse. Allerdings nicht so hohe wie bei ETF-Anbietern. Man muss sich nun fragen, was passiert, wenn aus ETFs mal Geld abfließt. Wer kauft dann die Apples und Googles? Die ETF-Zuflüsse fanden in einem Aufschwung statt.

Und der läuft schon verdammt lange.

Wagner: Ja, es gibt mindestens seit fünf Jahren keine ernsthafte Krise mehr. Die Anleger wirken durch die tiefen Zinsen regelrecht eingeschläfert und unterschätzen das Risiko total. Sie geben ihre Disziplin auf und halten Aktien länger und über Kursniveaus hinaus, bei denen sie sonst verkaufen würden.

Die Hausse nährte die Hausse.

Wagner: Und die Baisse nährt die Baisse. Es hat keinen Sinn, jetzt über ETFs zu streiten. Früher oder später zählen aber am Markt wieder die Fundamentaldaten. Und das ist bei ETFs nicht der Fall.

Wie verhalten sich Ihre Fonds dann?

Wagner: Sie schneiden im Abwärtszyklus besser als der Markt ab. In Aufwärtsbewegungen halten sie gut mit, aber am Ende des Aufstiegs fallen sie im Vergleich zu Indizes zurück, weil wir nicht mehr alles mitmachen. Und wenn ich in Krisen weniger verliere als andere, schlage ich den Markt über den gesamten Zyklus fast zwangsläufig.

Herr Wagner, vielen Dank für das Gespräch.

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